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Nach Millionensanierung: Vechigens Schulhaus erlebt zweiten Frühling
Das alte Schulhaus in Vechigen ist in Rekordtempo renoviert worden. Seit August gehen an der Schulhausstrasse wieder 18 Kinder zur Schule. BERN-OST war zu Besuch.
Vor einigen Jahren stand der Gemeinderat von Vechigen kurz davor, das historische Schulhaus zwischen der RBS-Station Vechigen und dem Dorfeingang von Boll zu verkaufen. Doch die Gemeindeversammlung entschied sich damals gegen den Verkauf. Heute, nach umfassenden Renovierungsarbeiten, werden dort wieder Kinder unterrichtet. Wie zu hören ist, fühlen sich die Schulkinder so wohl, dass sie nach Schulschluss kaum nach Hause wollen.
Wie der Blitz wurde saniert
Das Schulhaus Vechigen stand während zwei Jahren praktisch leer und wurde nur spärlich genutzt. Letzten Herbst meldete die Stiftung Brünnen, die auch die Wohnschule Dentenberg betreibt, Interesse an, es zu mieten. Im April sagte das Vechiger Stimmvolk Ja dazu. Dann ging alles sehr schnell. Das Projekt für die Sanierung war bereits aufgegleist.
In nur drei Monaten wurde das Innere rausgeputzt, die alten Böden geschliffen, auf jedem Stockwerk eine Küche eingebaut, alle WCs wurden neu gemacht und mit einer Dusche ergänzt. Denkmalkonforme Fenster wurden eingesetzt, Treppenhaus, Garderobe, Beleuchtung und vieles mehr wurde neu gemacht. Mitte August konnten drei Klassen ins renovierte Schulhaus einziehen.
Aus alt mach neu
Teile der Wände wurden bei der Sanierung rausgerissen, so dass die Schulzimmer nun deutlich grösser sind. Auf jeder Etage befindet sich eine Küche, verbunden mit dem Klassenzimmer. «Dies ist heute Standard», sagt Daniel Häberli, Stiftungsratspräsident der Stiftung Brünnen, welche die Schule betreibt. «Wir arbeiten hier mit den Kindern, die Küchen dienen auch als didaktisches Instrument.» Schulleiterin Ursula Blaser fügt an: «Für eine Regelschule wäre es zu eng hier, ohne Gruppenräume, ohne Turnhalle, ginge das nicht.»
Drei Klassen werden unterrichtet
«Die 18 Kinder sowie die Lehrpersonen kommen sehr gerne hierhin», sagt die Schulleiterin Blaser. Die Kinder wohnen im Kanton Bern und werden mit Schulbussen jeden Morgen zum Schulhaus gefahren. «Das Umfeld hat eine positive Wirkung auf die Kinder. Sie freuen sich über die kreisenden Milane und das orange RBS-Bähnli, welches regelmässig vorbeifährt», so Blaser. Die Lernoase Vechigen organisiert den Schulbetrieb für Kinder vom Kindergarten bis zur zweiten Klasse. Es sind Kinder zwischen vier und acht Jahren, die eine Berechtigung haben zum Besuch einer besonderen Volksschule.
Glück für Vechigen
Für die Lernoase Vechigen passt es, auch die Gemeinde Vechigen freut sich, dass das Schulhaus einen zweiten Frühling erlebt. FDP-Gemeinderätin Nadia Lützelschwab: «Für uns ist es ein absoluter Glücksfall, dass eine Schule aus dem Gemeindegebiet hier eingezogen ist.» Der zehnjährige Mietvertrag sei mit der Wohnschule «kostenneutral» abgeschlossen worden.
Enges Zeitfenster
Lachende Kinder, begeisterte Mitwirkende, Win-win - auf der ganzen Ebene. Gab es keine Stolpersteine auf dem Weg zur Renovation? Doch, heisst es. «Das Zeitfenster! Wir hatten nur knapp drei Monate Bauzeit nach der Abstimmung. Viele ortsansässige Unternehmer halfen mit, es lief viel in der Vorbereitung. Als Ende April abgestimmt wurde, legten wir los», sagt Christof Schmutz, der als Architekt die Sanierung leitete.
Auch für das Wohnheim Dentenberg war der Zeitdruck ein Thema. Daniel Häberli erzählt von der Herkulesaufgabe, in kurzer Zeit eine Schulleiterin und das Lehrpersonal zu rekrutieren.
Der Mief ist weg
Der Renovationsprozess ging schnell über die Bühne. Der Augenschein vor Ort zeigt, die sanfte Renovation des alten Schulhauses macht einen äusserst flotten Eindruck. Alt und neu ergänzen sich bestens, das 1909 erbaute Haus strahlt frischen Charme aus - der Mief ist weg. Was die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auch freuen darf: Die veranschlagten Sanierungskosten von 1,2 Millionen Franken werden nicht überschritten: «Es ist eine Punktlandung, auch budgetmässig», so der Architekt Christof Schmutz.
Tag der offenen Tür
Noch nicht saniert wurden Heizung, Dach und Fassade. Dies wird in einem nächsten Schritt geplant und vorgenommen. Die Stiftung Brünnen organisiert am 19. Oktober einen Tag der offenen Tür. So können alle einen Blick in die neu gemachten Schulzimmer werfen.
[i] An der Gemeindeversammlung im Dezember 2021 lehnte das Stimmvolk den Verkauf des Schulhauses Vechigen mit zwei Stimmen Differenz ab. Danach schrieb die Gemeinde das Schulhaus zur Nutzung aus, was kaum genutzt wurde. Am 21. April 2024 stimmte das Stimmvolk dem Kredit für die Renovation zu und ebnete damit den Weg für eine künftige Vermietung. Am 12. August wurden erstmals Kinder unterrichtet. Die Stiftung Brünnen, welche die Lernoase Vechigen sowie die Wohnschule Dentenberg betreibt, mietet das Schulhaus für die nächsten zehn Jahre und bezahlt jährlich 124'000 Franken Miete.
[i] Disclaimer: Der Architekt Christof Schmutz ist Verwaltungsrat der Genossenschaft EvK, der Eigentümerin des Internetportals BERN-OST.
Erstellt:
13.09.2024
Geändert: 13.09.2024
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