Nach zehn Jahren ist es endlich losgegangen
Nach zehn Jahren Planung ist das Projekt «Campo» am Zelgweg in Münsingen gestartet: Auf dem ehemaligen Areal von vier Wohnblöcken aus den 1980er-Jahren entstehen 68 moderne Wohnungen in Holzbauweise.
Nach rund zehn Jahren Planung erhielt das Projekt «Campo» am Zelgweg in Münsingen die Baubewilligung. «Das Bewilligungsverfahren ging erstaunlich schnell», sagt Architekt Philipp Schmid von SKS Architekten. Auf dem Areal standen bis vor Kurzem vier Wohnblöcke aus den 1980er-Jahren mit insgesamt 33 Wohnungen. Diese wurden bereits abgerissen. «Jetzt sind wir am Aushub und starten den Rohbau», erklärt Schmid. Insgesamt entstehen 68 Wohnungen mit 2.5 bis 5.5 Zimmern.
Die neuen Mehrfamilienhäuser werden komplett aus Holz gebaut. «Wir haben eine Gegenüberstellung gemacht, was wirtschaftlich sinnvoller ist – Holz oder Massivbau», sagt Schmid. Der finanzielle Unterschied sei gering. Die Bauherrschaft, die Pensionskasse der Bernischen Kraftwerke, lege grossen Wert auf Innovation und Regionalität. «Es war wichtig, dass Holz, Beton und alle Unternehmer aus der Region kommen», erklärt Schmid. Verwendet wird ausschliesslich Recycling-Beton.
Maximale Ausnutzung des Baulands
Die neuen Häuser stehen auf dem 6000 Quadratmeter grossen Areal, die Ausnützung wurde voll ausgeschöpft. «Mehr geht nicht», sagt Schmid. Nach Abzug der obligatorischen Umgebungsflächen blieb kein Spielraum. «Die Häuser wirken höher als zuvor, obwohl die Gebäudehöhe gleichbleibt. Das liegt daran, dass die Satteldächer wegfallen», erklärt Schmid. Die Überbauung sei ein Beispiel für innere Verdichtung, was die Gemeinde Münsingen fokussiert. «Trotzdem war es uns wichtig, dass es nicht erdrückend wirkt.»
Die Überbauung ist nach Minergie-A zertifiziert. «Dank guter Dämmung und eigener Solaranlage produzieren die Häuser beinahe so viel Energie, wie sie selbst verbrauchen», sagt Schmid. Ziel sei, das ganze Areal dank E-Mobilität und natürlicher Beschattung mit dem Label Minergie Areal zertifizieren zu können.
Offene Architektur und Herausforderungen
Jedes Gebäude besteht aus zwei parallel zueinanderstehenden Teilen, getrennt durch einen Erschliessungskern mit Lift und Treppe. «Dieser Bereich verbindet die Laubengänge, welche ein Grossteil der Wohnungen erschliesst und die Balkonschichten», erklärt Schmid. «Die Gestaltung ist bewusst offen, der Wohnungszugang über Balkone wurde aber bewusst verworfen. Die Leute in Münsingen wollen Privatsphäre», schmunzelt er. Die Erschliessung über nur einen Zugang stelle brandschutztechnisch eine Herausforderung dar. «Solche Projekte bringen uns immer wieder Neues bei», sagt Schmid.
«Holz hat drei Feinde: Brand, Feuchtigkeit und Schall», sagt Schmid. Dem Schall wurde mit Hilfe von Holzbauingenieuren und Bauphysikern entgegengewirkt. «Die Holzteile werden rundum druckimprägniert, was sie vor Wasser schützt, und den Alterungsprozess verlangsamt. Die Fassade und alle statischen Bauteile werden entsprechend brandschutzverkleidet», erklärt er.
Fertig-Nasszellen und Bauablauf
Die Holzelemente werden in möglichst grossen Stücken auf die Baustelle geliefert. «Neben dem Holzbau werden Fertig-Nasszellen eingesetzt. Diese werden während des Aufbaus in einem Stück in den Holzbau eingefügt», erklärt Schmid. Die Bestellung müsse deshalb genau geplant sein, damit sie in den Bau passe. «Weil alles unter optimalen Bedingungen hergestellt wird, ist die Qualität höher.» So sind die Häuser im Rohbau nach nur anderthalb Monaten inklusive Dach fertig.
Positive Resonanz der Mieter
Beim Informationsanlass für ehemalige Mieter:innen seien alle eingeladenen Personen erschienen. «Das Interesse an den Wohnungen ist sehr gross, viele möchten zurück in dieses Quartier», berichtet Schmid. Trotz grösserer Häuser und dichterer Bebauung seien die Rückmeldungen zu Entwürfen und Visualisierungen durchweg positiv. «Die Leute loben die offene Gestaltung, den Komfort und die sorgfältige Planung», sagt Philipp Schmid. Im Herbst 2027 sollen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen.