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Naturschutz vs. Trinkwasser: Abklärungen in der Oberen Belpau

In der "Oberen Belpau" sind nach der öffentlichen Mitwirkung weitere Abklärungen um Naturschutz und Grundwasserfassungen nötig. Der zuständige Projektleiter erklärt, was das Problem ist.

Hochwasser 1999 in der Oberen Belpau. (Bild: Aare.bve.be.ch)

Die "Obere Belpau" liegt auf der westlichen Aareseite und erstreckt sich von der Schützenfahrbrücke in Münsingen bis zum Autobahnanschluss Rubigen. Der "Wasserbauplan Obere Belpau" sah in einer ersten Etappe ab 2021 den Bau von zwei neuen Hochwasserschutzdämmen vor. In einer weiteren Etappe sollte ab 2036 die Aare aufgeweitet werden und mehr Platz und Freiheit erhalten.

 

2018 hat der Kanton zum «Wasserbauplan Obere Belpau» eine öffentliche Mitwirkung durchgeführt. Die Reaktionen waren mehrheitlich positiv (BERN-OST berichtete). Die eingegangenen Rückmeldungen zeigten aber auch den Bedarf nach weiteren Abklärungen auf. Insbesondere gehe es darum, den Naturschutz und den Bedarf nach sauberem Trinkwasser in Einklang zu bringen, schreibt das Amt für Wasser und Abfall (AWA) in einer Mitteilung.

 

Gefiltertes Aarewasser

Stefan Mürner, Fachbereichsleiter Trinkwasser und Abwasser erklärt, was das Problem ist: "In der Oberen Belpau hat es eine Trinkwasserfassung mit zwei Bohrungen. Gesammelt wird Grundwasser, das zum grössten Teil aus Aarewasser besteht. Rund um jede Trinkwasserfassung ist eine Schutzzone definiert. Wenn nun innerhalb dieser Zone renaturiert wird, kann die Kiesschicht, die das Aarewasser heute filtert und trinkbar macht, abgetragen werden, und das Risiko einer Trinkwasserverschmutzung steigt."

 

Ursprünglich habe man im Rahmen des Wasserbauplans angedacht, die Fassung nach Ablauf der Konzession 2036 aufzuheben, bzw einen neuen Standort zu suchen. So einfach sei das aber nicht, sagt Mürner. Aufgrund der zunehmenden Trockenheit und der vor kurzem amtlich belegten Verschmutzung des Wassers durch Pestizide, könne man auf das Trinkwasser aus der Belpau nicht verzichten. Im Aaretal gebe es zudem nur noch eine weitere Möglichkeit zur Grundwasserentnahme, nämlich in Uttigen, wo demnächst gebohrt wird. Weitere Reserven bestehen nicht.

 

Alles in einem Rutsch

Deshalb macht ein Geologe jetzt weitere Abklärungen. Eine mögliche Option ist, die Trinkwasserbohrungen innerhalb der Oberen Belpau so zu verschieben, dass sie besser mit den Interessen des Naturschutzes vereinbar sind. Eine andere, nur ein kleineres Gebiet zu renaturieren, damit die Schutzzonen um die bestehende Fassung erhalten bleiben. "Auch weitere Umweltschutzthemen müssen berücksichtigt werden", sagt Mürner.

 

Erste Ergebnisse werden für Sommer 2020 erwartet. Wann die Pläne schliesslich realisiert werden, ist noch nicht klar. Dafür wird voraussichtlich ein anderes Anliegen aus der Mitwirkung erfüllt: "Wir versuchen jetzt, alles in einem Rutsch zu machen anstatt in zwei Etappen", sagt Mürner. Damit sollen die Bauarbeiten für die Natur, aber auch für die Leute, die sich in der Belpau erholen wollen, verträglicher werden.


Autor:in
pd, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 11.12.2019
Geändert: 11.12.2019
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