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Verwirrende Corona-Massnahmen: So reagieren die Läden

Ab Montag treten die verschärften Corona-Massnahmen des Bundesrates in Kraft. Wie im letzten Frühling dürfen nur Läden mit Gütern des "alltäglichen Bedarfs" geöffnet bleiben. Die Definition ist allerdings nicht mehr dieselbe. Gerade bei Läden mit vielseitigem Angebot ist die Verwirrung gross.

Viele Läden sind verunsichert und wissen nicht, ob sie öffnen dürfen. (Bild: Harmonie Life)

"Wir müssen es noch abklären", heisst es vielerorts auf Nachfrage. Nunzia Kläy zum Beispiel, die einen Geschenkeladen in Konolfingen betreibt und kürzlich das zwanzigste Jubiläum feiern konnte, weiss noch nicht, was sie nächste Woche tun soll. Darf sie öffnen oder nicht? Um dieser Frage nachzugehen, rief sie am Donnerstag bei der Hotline des Kantons an. Nach einer Stunde in der Warteschlange konnte ihr die Person am anderen Ende der Leitung keine Antwort geben. Sie solle doch eine E-Mail schreiben, hiess es.

 

Ein Grossteil des Angebots bei "Kläy Geschenke und Ballons" gehört laut Definition des Bundesrates nicht zum alltäglichen Bedarf. Jedoch bietet Kläy auch Papeterieprodukte an, und die dürfen laut Bundesrat noch im Laden verkauft werden. Die Geschäftsinhaberin will nichts falsch machen und ist frustriert über die unklaren Formulierungen der neuen Massnahmen. "Es wäre zwar schön, wenn wir offen bleiben dürfen. Andererseits ist der Aufwand so gross, dass ich nicht sicher bin, ob das mehr rentiert, als wenn wir schliessen", sagt Nunzia Kläy. Alle Abklärungen, Anpassungen und Formulare bedeuten Stress für die Kleinunternehmerin. Unterstützung erhofft sie sich vom Papeterie-Verband.

 

Produktgruppen nicht klar definiert

Auch bei Rüfenacht & Co in Worb ist noch nicht klar, wie der Verkauf ab nächster Woche genau aussieht. Verkäufer Tim Stauffer ist sich aber relativ sicher, dass der Laden offen bleibt. "Wir müssen noch abklären, welche Produktgruppen angeboten werden dürfen", sagt er. Die restlichen Produkte würden dann wahrscheinlich abgesperrt sein. Der ursprünglich als Eisenwarenhandlung gegründete Laden hat mittlerweile ein riesiges Sortiment, das unter anderem Haushaltsbedarf, Spielwaren oder Gartenmöbel beinhaltet.

 

Trotz der einschneidenden Massnahmen sagt Stauffer: "Das ist besser, als ganz zu schliessen." Da sei man immer noch besser dran als andere. Zudem laufe das Geschäft ziemlich gut. Viele Kunden hätten bereits nachgefragt, ob der Laden nächste Woche noch offen sei.

 

"Abdecken funktioniert bei mir nicht"

Nicht öffnen wird Harmonie Life in Worb. "Ich will schliesslich keine Busse riskieren", sagt Inhaberin Ulrike Hayoz. Auch ihr eher alternativer Geschenkeladen fällt mit seinem Angebot in eine Grauzone. Zu den erlaubten Verkaufsgütern gehören neben Lebensmitteln auch Drogerie- und Kosmetikprodukte. Tees, Öle und Naturkosmetika, welche Hayoz unter anderem anbietet, könnte man hier durchaus dazuzählen. "Alles andere abdecken funktioniert bei mir nicht. Der Anteil der erlaubten Produkte ist zu klein", meint die Ladenbesitzerin.

 

Auch Ulrike Hayoz versteht die neuen Massnahmen und  ihre Logik nicht. Sie würde eigentlich liebend gerne den Laden am Montag wieder aufmachen. In Absprache mit den Nachbargeschäften hat sie sich jedoch für die Schliessung entschieden. In dieser Zeit bietet sie an, Ware auf telefonische Bestellung hin zu verschicken. Grosse Hoffnungen macht sie sich allerdings nicht: "Die Kund*innen kommen halt gerne vor Ort in meinen Laden."

 

Die verschärften Massnahmen des Bundesrates gelten vorläufig bis Ende Februar. Mehr Infos sind auf der Website des BAG nachzulesen.


Autor:in
Adrian Kammer, adrian.kammer@bern-ost.ch
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Erstellt: 15.01.2021
Geändert: 15.01.2021
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