Aebi und von Ballmoos bringen frischen Wind in den Amateurfussball
Die Goalies Dominique Aebi und David von Ballmoos haben in Münsingen die Firma AcademyOne gegründet. Mit ihrem Konzept bringen sie Goalietraining direkt zu den Vereinen – Schritt für Schritt, vom Nachwuchs bis zu den Amateuren.
 
										
							Vor einigen Wochen wurde in den Neueintragungen von BERN-OST die neu gegründete Firma AcademyOne publiziert. Wir wollten mehr über die Firma für Goalietrainings wissen und trafen die beiden Profis Dominique Aebi und David von Ballmoos auf dem Fussballplatz Sandreutenen in Münsingen.
Als Torhüter kennt Dominique Aebi die Situation in den Vereinen aus eigener Erfahrung: Vielen Clubs fehlen die Ressourcen und das Netzwerk, um ein regelmässiges Goalietraining anbieten zu können. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere – er stand unter anderem beim BSC Young Boys und dem FC Münsingen zwischen den Pfosten – erhielt er zahlreiche Anfragen von Vereinen, um Goalietraining zu übernehmen. «Ich konnte der hohen Nachfrage nicht gerecht werden», erinnert er sich. «Also habe ich mich gefragt: Warum ist das eigentlich so und wie könnte man dies konzeptionell aufbauen?»
Vom Gedanken zur Idee
Aebi begann zu recherchieren, erstellte eine Analyse, wie viele Vereine einen Goalietrainer haben und stellte ernüchtert fest: «Die Mehrheit hat keinen Goalietrainer. Und das deckte sich mit dem, was ich in meiner Juniorenzeit erlebt habe: In diesem entscheidenden Lernalter fehlt oft die gezielte Förderung», erklärt er. «Das ist kein Vorwurf an die Vereine. Es ist einfach schwierig, genug Ressourcen zu finden, um einzelne Positionen gezielt zu fördern. Auch bei den Mannschaftstrainern ist die Situation nur wenig besser. Aber genau da möchte ich Abhilfe schaffen.»
Die Grundidee war ein Konzept für das Aaretal.
Der Gedanke, hier etwas zu verändern, liess ihn nicht mehr los. Zusammen mit dem FC Münsingen, wo er seine Karriere beendet hatte, entwickelte er ein Konzept, das über die Aare hinaus wirken sollte. «Der Verein hat mich von Anfang an unterstützt. Die Grundidee war ein Konzept für das Aaretal – mir war aber rasch klar, dass das Problem weit darüber hinaus besteht».
AcademyOne – ein Konzept mit Struktur
Mit der Gründung von AcademyOne will Aebi genau hier ansetzen. Das Ziel: Den Vereinen ein schlüsselfertiges Torwarttrainings-Konzept anzubieten, welches nebst einer Bedarfsanalyse auch die Bereitstellung der Ressourcen (Coaches), die Organisation mit den Torhüter:innen sowie die Qualitätssicherung umfasst. Ein professionelles und zielgerichtetes Torwarttraining, welches in jede Vereinsstruktur passt. «Wir wollen nicht, dass Eltern ihre Kinder extra irgendwo hinfahren müssen», sagt er. «Das Training soll in ihrem Verein stattfinden.»
Der Trainingsplan orientiert sich an den Grundprinzipien des Schweizerischen Fussballverbands SFV und umfasst fünf Stufen – von den E-Junioren bis zu den Aktiven – und ist auf eine langfristige Entwicklung ausgerichtet. «Wir stellen den Trainer:innen die Unterlagen zur Verfügung, organisieren die Trainings und übernehmen die Kommunikation», erklärt Aebi. «So können sich die Trainer voll und ganz auf das Geschehen auf dem Platz konzentrieren.»
«Es fehlt oft ein roter Faden»
Mit David von Ballmoos hat Aebi einen ebenso erfahrenen Geschäftspartner gefunden. Der Torhüter spielte jahrelang bei YB und wechselte im Sommer zum FC Lugano. Beim FC Köniz lernten sich die beiden Torhüter kennen. Auch von Ballmoos weiss, wie wichtig eine solide Ausbildung im Tor ist. «Viele Trainer sind hochmotiviert – aber ohne klaren roten Faden bleibt Potenzial ungenutzt.»
Aebi, von Ballmoos und der aktuelle Geschäftsführer, Remo Kilchhofer, haben gemeinsam die Trainings systematisch niedergeschrieben und visualisiert. «So stellen wir sicher, dass der Inhalt strukturiert und inhaltlich logisch aufgebaut ist», erklärt von Ballmoos. «Im Leistungsbereich gibt es das schon – aber wir wollen den Amateursport stärken. Wenn Junior:innen eine gute Ausbildung bekommen, sind sie vorbereitet, falls sie später den Sprung nach oben schaffen.»
Nur wer selbst 90 Minuten im Tor gestanden ist, weiss, wie sich das anfühlt.
Erfahrung statt Theorie
Ein wichtiger Pfeiler von AcademyOne ist der Pool an aktiven und ehemaligen Goalies. «Das kann keine KI und kein Buch ersetzen», sagt Aebi überzeugt. «Nur wer selbst 90 Minuten im Tor gestanden ist, weiss, wie sich das anfühlt.» Aktuell umfasst dieser Pool rund 40 Trainer:innen – Tendenz steigend.
Die Trainer sind direkt bei AcademyOne angestellt. So kann sichergestellt werden, dass bei Ausfällen Springer:innen einspringen und ein kontinuierliches Training gewährleistet bleibt. «Wir wollen den Vereinen Kontinuität garantieren», erklärt von Ballmoos. «Sie sollen nicht bei jedem Wechsel oder jeder Ferienabsenz improvisieren müssen.»
Qualität fürs Vereinsbudget
Natürlich kostet ein professionelles Training etwas. «Aber wir haben unser Modell so gestaltet, dass es in jedes Vereinsbudget passen sollte», sagt Aebi. «Die Qualität, die wir bieten, gibt es so sonst nicht.» Viele Clubs seien von sich aus auf die Academy zugekommen. «Gross kommuniziert haben wir gar nicht – das Bedürfnis ist zurzeit einfach da.» Aktuell betreut AcademyOne bereits elf Vereine, darunter auch der SC Worb und der FC Bolligen.
Goalie-Boom auch bei Kindern
Die Nachfrage ist gross. «Selten habe ich so viele Kinder mit Goalietrikots gesehen», erzählt von Ballmoos. Der Einfluss von Nationalgoalie Yann Sommer sei spürbar. «Nach der Frauen-EM interessieren sich auch mehr Mädchen für das Torwartspiel.» Seit kurzem sei auch die erste Trainerin bei der AcademyOne.
Trainiert wird in kleinen Gruppen mit maximal vier Goalies. «Das ist optimal, um individuell auf die Spieler:innen eingehen zu können», erklärt Aebi. Wer nicht erscheinen kann, wird durch Ersatzgoalies aufgefangen – die Nachfrage ist so gross, dass fast immer jemand bereitsteht.
Qualität und Herzblut
Damit die Qualität stimmt, ist persönlicher Kontakt zentral. «Wir sind regelmässig vor Ort, geben Feedback und pflegen den Austausch mit den Vereinen», sagt Aebi. Von Ballmoos erinnert sich noch an seinen ersten Goalietrainer: Tinu Bürki. «Er hatte einen enormen Einfluss auf mich – den vergisst man nie. Es sind die kleinen Gespräche oder Tipps, welche einem in Erinnerung bleiben. Deshalb ist uns der persönliche Austausch enorm wichtig. Genau das wollen wir weitergeben.»
Wir wollen das schönste Spiel der Welt verbessern.
Rückmeldungen aus erster Hand
Wie kommen die Trainings bei den Goalies an? David von Ballmoos erzählt: «Wir konnten verschiedene Camps leiten und Erfahrungen sammeln. Danach haben wir Umfragen gemacht – das Feedback war sehr gut. Kritische Rückmeldungen sind uns aber genauso wichtig. Hürden werden früher oder später auftauchen, und ich möchte sie kennen.»
Blick in die Zukunft
Langfristig denken die beiden über den Fussball hinaus. «Das Grundproblem ist in allen Sportarten mit Goalies ähnlich», sagt Aebi. «Ob Eishockey oder Unihockey – es gibt viele Synergien, die man künftig nutzen könnte.» Für Aebi ist klar: «Wir wollen das schönste Spiel der Welt verbessern.» Und von Ballmoos ergänzt: «Langfristig wollen wir mit AcademyOne mehr als Fussball verändern – wir wollen die Ausbildung von Torhütern in allen Sportarten professionalisieren. Denn wer heute die Basis stärkt, formt die Champions von morgen.»
Mehr Informationen über die AcademyOne finden Sie auf der Webseite.