Oberdiessbach - Vianne Guggisberg (9) trainiert sechs Mal pro Woche

Vianne ist schon früh erstmals Schlittschuh gefahren. Sie erzählt: "Als ich zwei war, sass ich im Kinderwagen, da kamen wir bei der Eisbahn vorbei und ich wollte unbedingt auf 'd'Schlöf." Sie habe der kleinen Vianne Schlittschuhe angezogen und sie habe sich mit den Händen auf einem Böckli abgestützt. So sei sie den ganzen Nachmittag über das Eis gerannt, sagt Mutter Nathalie.

Kurze Zeit später habe jemand gesagt, Vianne habe Talent, sie soll einen Kinderkurs besuchen. Auf der Eisbahn Grabengut in Thun habe sie Kurse besucht. Schon bald kamen die ersten Sternlitests. "Da musste ich auf einem Bein fahren, in die Knie gehen, das Flugzeug machen. Ein wenig nervös war ich schon." Vianne bestand die Sternlitests. Da war sie sechs.

Sechs Mal Eis-Training pro Woche

Heute spult Vianne fünf bis sechs Mal pro Woche ein Trainingsprogramm in Brig ab. Am Morgen geht sie in Oberdiessbach zur Schule. Mittags um zwölf nimmt sie den Zug nach Brig, am Nachmittag trainiert sie vier Stunden auf dem Eis, wovon eine halbe Stunde Privatunterricht bei einer strengen Trainerin. Sie dreht Pirouetten, übt Sprünge, läuft Pflicht und Kür. "Mir ist das nie verleidet", sagt die 9-Jährige voller Überzeugung. Abends um sieben ist sie wieder zuhause und setzt sich hinter die Hausaufgaben.

Kein Zwang

Die Mutter, Nathalie Guggisberg, sagt zu Vianne's getakteter Woche: "Wenn das ein Kind nicht möchte, ginge es nicht." Nicht alles mache Vianne gerne. Zum Beispiel auf Dehnungsübungen habe sie oft keine Lust. "Aber da sind wir streng und sagen ihr, dass sie das machen muss. Wenn sie mal nicht trainieren will, dann ist das ihr Entscheid, aber dehnen muss sein."

Man merke es Vianne an, wenn sie mal zwei Wochen Pause habe und nicht ins Training gehe. Sie werde dann sehr unruhig. "Sie braucht Bewegung, sie hat Energie für sieben." Auch neben dem Eis bringe ihr das Training viel. "Sie lernt sich zu konzentrieren, die Selbständigkeit mit dem Zug zu reisen, auch wenn der Zug Verspätung hat. Wir haben Freude, weil wir sehen, dass sie es gerne macht."

Eine der Jüngsten

"Ich möchte Eiskunstlauftrainerin werden", sagt Vianne auf die Frage, was ihr Ziel sei. Sie träumt weder von Weltmeisterschaften noch von Olympischen Spielen. "In zwei, drei Jahren möchte ich zu den 40 Besten gehören und an der Schweizer Meisterschaft teilnehmen." Heute fährt sie bei den U12 Eiskunstläuferinnen mit. Da werde sie wohl auf den hinteren Rängen abschliessen. "Mit einer EM- oder WM-Teilnahme zu rechnen ist unrealistisch." Sagt ihre Mutter.

Vianne fährt die nächsten drei Jahre bei den Minis mit, danach muss sie in die nächste Kategorie wechseln. "Mit etwas Glück ist sie in ein, zwei Jahren vorne dabei." Was Vianne mache, sei schweizweit nichts Besonderes. Wer erst mit zwölf beginnt zu trainieren, habe keine Chance mehr, mit den Besten mitzuhalten.

Eiskunstlauf ist teuer

Zurzeit sammelt Vianne Geld, um ihr Training zu finanzieren. Die Trainingskosten sind hoch, dazu kommen Auslagen für Schlittschuhe, Kleider, Wettkämpfe, Mitgliedschaft im Club, Fahrkosten, bei Wettkämpfen müssen Vianne und ein Elternteil manchmal auswärts übernachten. Da biete sich eine Geldsammlung über ein Crowdfunding an. Sie haben Freund:innen und Bekannte angeschrieben.

Ziel des Spendenaufrufs sind 5'000 Franken, noch ein paar Tage und das Ziel ist erreicht. Von Bund oder Kanton gibt es kein Geld, deshalb dieser Aufruf. Bisher haben die Eltern viel Zeit und Geld in Vianne's Training investiert. Aber nicht nur das: "Ferien machen wir meistens dort, wo Vianne im Trainingslager weilt."

[i] Vianne Guggisberg sammelt Geld, um ihr Hobby zu finanzieren.