• Sport

Oberdiessbach - "Der Wagen kostet eine Viertelmillion"

Marcel Steiner (46) aus Oberdiessbach fährt Autorennen. Im BERN-OST Interview erzählt er, warum er nie Formel 1 gefahren ist und dass er nicht an die Zukunft von Elektroautos glaubt.

Marcel Steiner hat kaum noch Platz für neue Pokale. (Bild: Rolf Blaser)
Ein Honda Turbo Motor mit 1,75 ccm. (Bild: zvg)
Vater und Sohn vor dem Tourbus. (Bild: Rolf Blaser)
Schnell. (Bild: Nicolas Millet)
Krass. (Bild: zvg)
On the road. (Bild: zvg)
500 PS unter der Haube. (Bild: zvg)

Marcel Steiner betreibt eine Garage in Oberdiessbach. Nebenbei fährt er schnelle Autos. Mit seiner 500 PS-starken Maschine hat er schon viele Rennen gewonnen. Darunter fünf Mal das Gurnigel Bergrennen. Wir besuchen Steiner in seiner Garage. Am Rennwagen werden zurzeit Abstimmungsarbeiten vorgenommen.

 

BERN-OST: Marcel Steiner, Sie fahren Autorennen, was für ein Auto fahren Sie?

Das Chassis ist ein Lobart, ein italienischer Hersteller, der Motor ist ein Honda Turbo. Vom Reglement her mussten wir den Hubraum von 2,0 auf 1,75 Liter reduzieren. Der Motor hat 500 PS und das Auto ist 600 Kilo schwer.

 

Wie viel säuft der Rennwagen?

Beim Turbo kann ich es nicht sagen. Vorher fuhr ich einen V8 3,0 Liter. Der nahm etwa einen Liter pro Kilometer. Umgerechnet also gut zehn Mal mehr als ein normales Auto.

 

Zurzeit können Sie keine Rennen fahren, weil der Turbo in der Reparatur ist. Was ist passiert?

Der Trend und die Technik gehen Richtung kleinere Motoren mit Turbo. Wir hatten das Ziel, dass wir so noch einen Schritt zulegen können. Es gab dann eine Reglementsänderung mit einer Luftmengenbegrenzung für den Turbo. Seither haben wir Probleme mit der Abstimmung von Elektronik und Motor.

 

Ist das ein Hobby?

Es ist ein Hobby auf hohem Niveau. Grundsätzlich habe ich die Autogarage. Wir arbeiten zu dritt, ein Mech, mein pensionierter Vater und ich. Mein Vater hat die Garage 1973 gegründet, damals noch im Diessbachgraben.

 

Über all die Jahre konnte ich das Hobby über Sponsoren abdecken. Wir kommen mit einer schwarzen Null raus. Die Preisgelder bei den Rennen, decken etwa die Spesen.

 

Was kostet so ein Auto?

Das würde um die 250'000 Franken kosten. Ich konnte eine Partnerschaft mit der Firma Lobart in Italien abschliessen, welche mir quasi ihren Werkswagen zur Verfügung stellt.

 

Wie unterscheidet sich der Wagen von einem Formel 1-Auto?

Ich fahre in der schnellsten Kategorie für Bergrennen. Unsere Autos sind für Läufe von bis zu 15 Kilometern ausgelegt. Sie verfügen nur über einen 25 Liter Tank, die Bremsen sind kleiner, um Gewicht zu reduzieren. Man kann es nicht mit der Formel 1 vergleichen. Vom Gewicht her sind wir ähnlich, von der Leistung her nicht. Wir haben 500, ein Formel 1 Auto hat 1'000 PS.

 

Wie kamen Sie zum Motorsport?

Mein Vater fuhr schon Autorennen, unter anderem das Gurnigelrennen, bei dem er drei Tagessiege einfuhr. Mit 16 begann ich mit Kartfahren, ich bin Schweizermeisterschaft gefahren mit mässigem Erfolg. Mit 21 fuhr ich die Rundstrecken Meisterschaft Formel Ford. Danach übernahm ich das Auto des Vaters, den Martini-BMW. Damit fuhr ich erst Rundstrecken und später ausschliesslich Bergrennen.

 

Der Ausschlag war die finanzielle Situation und auch die vielen Abschüsse durch andere Fahrer. Schwere Unfälle gab es nie. Eher Unfälle, die Sachschäden verursachten. Beim Bergrennen fährt man allein. Die Anforderungen sind anders. Auf der Rundstrecke kann man das Auto eher auf die Strecke abstimmen. Am Berg nicht, da gibt es nur ein paar Trainings und danach muss es laufen.

 

Warum sind Sie nie Formel 1 gefahren?

Uns fehlten die finanziellen Mittel und die Beziehungen.

 

Wie sieht es aus mit der diesjährigen Saison?

Bis jetzt waren wir nicht fahrfähig, wegen Abstimmungsarbeiten am Turbo. Das nervt, weil schon wegen Corona Rennen ausfielen. Das nächste Rennen ist in Osnabrück, da haben wir noch einen Monat Zeit.

 

Welches Auto fahren Sie privat?

Wir haben die Honda Vertretung, ich fahre einen Honda, immer mal wieder einen anderen. Auf der Strasse fahre ich flüssig, bin sicher keiner der zu langsam fährt. Schnelles Fahren kann ich auf der Strecke ausleben.

 

Was sagen Sie zum Hype um Elektro-Autos?

Wir haben ein Elektro von Honda und verschiedene Hybrid-Modelle. Der Trend geht schon zu mehr Elektro im Auto. E-Autos verkaufen wir nicht gut, Hybrid schon eher. Ich denke aber, E-Autos werden sich nicht durchsetzen.

 

Für Elektro muss man entweder auf der Arbeit oder zu Hause aufladen können. Weite Reisen müssen geplant werden, damit das Auto an den Ladestationen aufgeladen werden kann. Dafür sind die Fahreigenschaften super. Für den Kurzverkehr ist ein Elektro-Auto genial.

 

[i] Garage Steiner Motorsport, Industriestrasse 9, Oberdiessbach

 

[i] Das Gurnigelrennen 2021 ist abgesagt.

 

[i] Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter der Gemeinde Oberdiessbach.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 10.08.2021
Geändert: 20.04.2022
Klicks heute:
Klicks total: