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Oberdiessbach - Nach 38 Jahren: Wechsel bei Druckerei Gerber

Vor Jahren kaufte Bernhard Gerber eine Druckerei in Oberdiessbach. Seither hat sich die Druckereiwelt
verändert. Ende November hat Bernhard Gerber seine Druckerei an die Gerber Druck AG in Steffisburg übergeben. Er erzählt, wie sich die Branche gewandelt hat und warum er noch nicht aufhört.

Marta und Bernhard Gerber (Mitte) lassen künftig bei Urs und Jürg Gerber in Steffisburg drucken. (Bild: zvg)
Bernhard Gerber: "Man muss gut vernetzt sein, unterwegs sein, muss sich zeigen." (Bild: Rolf Blaser)

Bernhard Gerber ist 70 Jahre alt und hat noch nicht genug. Ende November hat er seine Firma, die Bernhard Gerber Design und Druck, nach Steffisburg übergeben. Obwohl er selbst bereits im Pensionsalter ist, will er weiterarbeiten. "Die ersten Monate arbeite ich noch zu 50 Prozent als Kund:innenberater. Ich fahre das Pensum langsam zurück", sagt Gerber.

 

Wie alles begann

Aufgewachsen ist Gerber in Schüpfen. 1967 hat er eine Lehre als Buchdrucker in Bern gemacht. Danach hängte er noch eine Lehre als Offsetdrucker in Langnau an. 1978 verschlug es ihn nach Oberdiessbach, wo er bei der damaligen Edwin Brand Druckerei eine Anstellung fand. Fünf Jahre später kaufte er die Druckerei, damals war er 32-jährig. "Mein Schwiegervater bürgte für mich und die Bank EvK gab mir einen Kredit."

 

Es war die Zeit als die Druckereibranche noch boomte und Banken noch Kredite vergaben. Heute sei das anders, sagt Gerber. Das habe er bei der Suche nach einem Nachfolger bemerkt. Die Banken geben heute keine Kredite mehr an Unternehmer, die ins Druckereigeschäft einsteigen wollen. Kaum hatte er die Druckerei übernommen, kaufte Gerber auch das Haus am Sportplatzweg.

 

Komplett veränderte Druckwelt

Das Druckgeschäft sei damals "komplett anders", gewesen. "Wir druckten Hochzeitskarten, Weihnachtskarten, Zirkulare, Firmenzeitungen, Vereinszeitungen, Geburtstagskarten, Rechnungen (Garnituren) für das Büro, das lief alles über die Druckerei." Gerber gewann Kund:innen in der Region wie Nestlé, die Landi oder auch Gemeindeverwaltungen.

 

Er druckte Prospekte, Briefpapier und versorgte das Baugewerbe schweizweit mit Schreibblöcken. Sein Logo war bekannt, es kamen neue Aufträge rein. Zudem war Gerber gut vernetzt. Er war Trainer und Präsident beim FC Oberdiessbach, bei vielen Festen war er im OK tätig und kam dadurch zu weiteren Druckaufträgen.

 

Druckwelt heute

Heute präsentiere sich die Welt des Drucks anders. Gerber sagt: "Jeder will ein Grafiker sein, sie entwerfen Karten und Prospekte am Computer und lassen es dann in Tschechien drucken." Das ist billiger, ob deswegen Lastwagen quer durch Europa fahren und Diesel verbrennen, interessiert niemanden. So gehen Druckaufträge für Visitenkarten, Prospekte oder Geburtstagskarten verloren.

 

Keine Angst vor dem Fortschritt

Er habe stets versucht mit der Digitalisierung Schritt zu halten. Kaum hatte er eine neue Druckmaschine für 80'000 Franken installiert, war die schon wieder veraltet. Erst kam der Fotosatz-Druck, dann der Mac, später Digitalprint. Auch die Wünsche der Kund:innen änderten sich: "Sie schickten etwas per Mail und wollten am nächsten Tag den Auftrag gedruckt haben."

 

Hatte er keine Angst, vor dem schnellen Wandel? "Ich machte mir schon Gedanken, aber man muss halt unterwegs sein", sagt der Patron. Gerber wollte lieber 50 kleine Kund:innen als zwei grosse.

 

Von Zusammenarbeit profitiert

"Ich habe auch immer probiert mit anderen zusammenzuspannen. Beispielsweise habe ich mit anderen Druckereien Couverts gemeinsam eingekauft, damit wir einen besseren Preis erhielten." Er habe auch nie ein Problem gehabt, grössere Aufträge an andere Druckereien auszulagern. "Für die Kund:innen spielt es keine Rolle, wo es gedruckt wird."

 

Gerber war viel unterwegs, bei Kund:innen oder in der Region, um Leute zu treffen. "Wenn ich in die Beiz kam, sagte oft einer: Du, ich muss noch was drucken lassen." Man könne nicht einfach in der Firma warten und hoffen, dass Aufträge reinkommen. Wenn er unterwegs war, schaute seine Frau Marta, dass der Laden lief. "Ohne sie wäre das nicht gegangen", sagt Gerber stolz.

 

Übergabe nach Steffisburg

Der Verkauf seiner Druckerei sei "extrem schwierig" gewesen. Seine Kinder, die heute zwischen 36- und 43-jährig sind, wollten die Firma nicht übernehmen. Durch eine ehemalige Mitarbeiterin kam der Kontakt zu Gerber in Steffisburg zustande. Seit Jahren arbeitet der Gerber aus Oberdiessbach schon mit Gerber in Steffisburg zusammen. Gedruckt wird nur noch in Steffisburg.

 

"Ich arbeite immer noch gerne und habe Freude an Kund:innenkontakten", sagt Gerber. Er liefere kleinere Aufträge selbst aus, das gehöre zur Kund:innenpflege, so werde es ihm nicht langweilig. "Neben der Arbeit, spiele ich regelmässig Tennis, Schwyzerörgeli und gehe walken mit der Frau."

 

[i] Gerber Design & Druck, Oberdiessbach

 

[i] Gerber Druck AG, Bahnhofstrasse 25, Steffisburg

 

[i] Die Internetplattform BERN-OST wird zum Teil über die Genossenschaft EvK finanziert


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 21.12.2021
Geändert: 10.02.2022
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