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Wahlen Oberdiessbach - EVP hat den Turbo gezündet

Die EVP hat es allen gezeigt. Im Vergleich zu den letzten Wahlen hat die EVP massiv zugelegt. Dahinter kommt die SVP, welche auch wachsen konnte. Grosse Verliererin ist die FDP. BERN-OST hat die Wahl analysiert, mit Beteiligten gesprochen und erfahren auf wen die FDP künftig setzt.

Während die EVP um fast 7 Prozent zulegte, verlor die FDP 8.5 Prozent.
Simon Hadorn, Präsident SVP-Oberdiessbach: "Vor vier Jahren holten wir den dritten Sitz mit einem Restmandat, dieses Mal direkt." (Bilder: zvg)
EVP-Präsident Hanspeter Schmutz: "Unser junges Team führte einen sehr engagierten Wahlkampf." (Bild: zvg)
SP-Co-Präsidentin Silvia Hugi: "Wir starteten ein Wagnis indem wir versuchten die SP zu öffnen. Das kam nicht so raus, wie wir uns vorgestellt haben."
Über Bettina Gerber (BDP) sagt SVP-Präsident Hadorn: "Diese Frau kann etwas und war politisch sehr präsent. Sie ist seit acht Jahren für die SVP in der Schulkommission."
Jasmine Hari (EVP) sei gut vernetzt, sehr engagiert im Dorf, habe gut im Gemeinderat gearbeitet und sei "eine sehr prominente Frau."
Peter Erni (FDP) holte 556 Stimmen. Die FDP verlor den Sitz weil sie zu wenig Listenstimmen holte.
Ulrich Hugi, der Ehemann von SP-Co-Präsidentin Silvia Hugi, schaffte die Wahl mit 297 Stimmen.

Vor vier Jahren holte die SVP 35 Prozent der Stimmen, was bereits ein stolzer Anteil ist. Bei den Wahlen vom Sonntag konnte die SVP nochmals zulegen und ihren Anteil auf 40.4 Prozent (plus fünf Prozent) ausbauen. Für SVP-Präsident Simon Hadorn ist dieser Zuwachs schwierig zu beurteilen: "Viele ehemals freisinnige Wähler haben die Stimme wohl uns gegeben."

 

Keine SVP-Plakate

Ein wichtiger Punkt für das gute Abschneiden sei die Mobilisation der Wählerinnen und Wähler gewesen. Am Bahnhof und im Dorf seien überall Wahlplakate gehangen. Jedoch kein einziges der SVP: "Wir haben es dennoch geschafft, dass unsere Leute an die Urne gehen. Aber nicht per Plakat, nicht per Social Media, nicht per SMS und auch nicht per Telefon." Wie, will Hadorn nicht verraten, manche munkeln, die SVP habe Briefe verschickt.

 

Man könne die SVP schon als Wahlsieger sehen, zu bedenken sei aber schon: "Unter dem Strich haben wir im Gemeinderat einen bürgerlichen Sitz verloren." Hadorn spricht damit den Sitz von Peter Erni (FDP) an.

 

FDP verliert 8.5 Prozent

Bei der FDP ist Wundenlecken angesagt. Die FDP ist von einem Wähleranteil von 28.7 Prozent (2017) auf 20.3 Prozent abgestürzt. FDP-Co-Präsidentin Sandra Stalder versucht den Sitzverlust zu erklären: "Die EVP hat mit Jasmine Hari eine prominente Frau aufgestellt. Das hat uns Stimmen gekostet." Mit einem Sitzverlust hatten die Freisinnigen nicht gerechnet, ein schwacher Trost sei: "Peter Erni hat mehr Stimmen geholt als Priscilla Furrer (EVP). Aber wir machten zu wenig Listenstimmen."

 

Generationenwechsel bei der EVP

Noch mehr zulegen als die SVP konnte die EVP. Sie baute ihren Sitzanteil von 15 Prozent (2017) auf 21.6 Prozent aus. EVP-Präsident und alt-Gemeinderat Hanspeter Schmutz sieht zwei Gründe für die Zunahme von fast sieben Prozent: "Schon in der Vergangenheit haben die EVP-Vertreter gut gearbeitet. Das wird geschätzt und an der Urne verdankt."

 

Schmutz führt das gute Wahlresultat also auch auf seine frühere Tätigkeit im Gemeinderat zurück. Aber nicht nur: Die junge Generation um Jasmine Hari habe einen super Wahlkampf geführt und sei im Dorf sehr präsent gewesen: "Die Stabübergabe an die neue Generation hat dazu geführt, dass jüngere Wähler:innen gewählt haben."

 

SP – Oberdiessbach Mitte-Links zündete nicht

Die SP ist mit einer gemeinsamen Liste mit Grünliberalen und Parteilosen angetreten. Stimmenmässig ging der Schuss nach hinten los. Die SP ist von 21 Prozent (2017) auf 17.7 Prozent abgerutscht und hat 3.3. Prozent verloren. SP-Co-Präsidentin Silvia Hugi: "Wir sind schon enttäuscht, dass wir keinen zweiten Sitz holen konnten. Freuen uns aber, dass drei Frauen im Gemeinderat sind."Immerhin konnte die SP ihren Gemeinderatssitz halten. Ulrich Hugi zieht neu in den Gemeinderat ein.

 

FDP setzt auf Gerber

Bei der Wahl ums Gemeindepräsidium schnitt Bettina Gerber (BDP/SVP) mit 514 Stimmen am besten ab. Sie kommt auf einen Anteil von 39 Prozent. Dahinter liegt Jasmine Hari (EVP) mit 428 Stimmen. Hari erhielt Unterstützung weit über die EVP hinaus. Sie holte 32 Prozent der Stimmen (bei einem EVP-Anteil von 21 Prozent). Auf dem letzten Platz landete Stephan Hänsenberger mit 377 Stimmen (29 Prozent) von der FDP.

 

Als einzige Partei hat bisher die FDP bekannt gegeben, dass sie im zweiten Wahlgang Bettina Gerber unterstützen wird. Das bestätigt Sandra Stalder gegenüber BERN-OST. Die SP wird wieder Jasmine Hari unterstützen. Der zweite Wahlgang findet am 28. November statt.

 


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 30.09.2021
Geändert: 11.11.2021
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