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Oberdiessbach - Fredeli, Flipper und seine Freunde

Quelle
Thuner Tagblatt

Die Bühne des Seniorentheaters Silberdischtle verwandelt sich in der diesjährigen Inszenierung in ein Spitalzimmer. Gespielt wird die Klamotte «Filmriss» von Karl-Heinz Alfred Hahn in einer Mundartbearbeitung von Etienne Meuwly.

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Der durchgeknallte Fredeli lässt auch, wenn er schläft, niemanden im Spital kalt. (Bild: Christina Burghagen)
Fredeli (Peter Däpp) landet nach einem Unfall im Spital. Seither habe er nicht mehr alle Kugeln am Christbaum, meint sein Zimmergenosse Felix (Wolf Zimmerli). Bewusstlos liegt er im Bett, doch wenn er erwacht, staunen seine Verlobte Ursula (Nelli Dürrenfeld), die Ärztinnen (Ruth Aeschbacher, Traudi Däpp), Schwestern (Elisabeth Vogel, Hanni Moser) und Mitpatienten (Wolf Zimmerli, Walter Suter) nicht schlecht: In jeder Wachphase verwandelt er sich in eine andere Persönlichkeit. So kann es Ursula kaum fassen, als er sie Mirka nennt, bis sie realisiert, dass sich Fredeli für Roger Federer hält.

Von Rolle zu Rolle rollen

Warum er von Kopf bis Fuss denn so nass sei, rätselt Schwester Veronika, und Bettnachbar Felix erzählt von letzter Nacht, als sich der Durchgeknallte in Flipper verwandelte und er ihm die Badewanne füllte. Die wundersamen Verwandlungen von Fredeli gehen so manchen im Spital auf den Wecker. So kann es passieren, dass Felix auch mal zur Spuckschale greift, um ihm eins überzubraten, damit die Spinnerei aufhört.

«Was ist, wenn er als Jack the Ripper aufwacht?» Tatsächlich aber schlüpft der Handicapierte in weitaus ungefährlichere Rollen, und die Mitpatienten schliessen schon Wetten ab, als was Fredeli als Nächstes erwacht. Die Zeitsprünge, die er vollführt, können sich sehen lassen: Mal wähnt er sich im Dreissigjährigen Krieg und gibt den Wallenstein, mal nennt er die Schwestern ­Karbolmäuschen oder die Ärzte Schiffschaukelbremser im feinsten Hochdeutsch, und jeder erkennt Dieter Bohlen.

Schwester Veronika wünscht sich Rhett Butler (Clark Gable) aus dem Film «Vom Winde verweht», doch es katapultiert den Verwirrten ins Jahr 1954, als er aufgeregt schreit: «Aus! Aus! Aus! – Aus! – Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister!», jenen berühmten Ausruf des Radiomodera­tors Herbert Zimmermann beim «Wunder von Bern». Als Ne­benhandlung jagt Kommissarin ­Abächerli (Annemarie Locher) einen Spitaldieb.

Dreimal Theaterspass

Das Stück «Filmriss» schrieb der Autor, der selbst als Laiendarsteller im Ruhrpott auf der Bühne steht, im Jahr 2008 unter dem Titel «Amnesie für Fortgeschrittene». Die Klamotte eignet sich vortrefflich für den deutschsprachigen Raum, denn die Figuren, in die Fredeli schlüpft, können regional angepasst werden.

Als welche Schweizer der Hauptdarsteller aufwacht und ob es ein Happy End gibt, erleben Besucherinnen und Besucher bei den Aufführungen am 23., 24. oder 25. März, jeweils um 20 Uhr im Gemeindehaus Oberdiessbach.

Autor:in
Christina Burghagen, Thuner Tagblatt
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Erstellt: 22.03.2017
Geändert: 22.03.2017
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