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Oberdiessbach - "Naturprodukte sind im Kommen"

Quelle
Thuner Tagblatt

Die G. Neuenschwander Söhne AG in Oberdiessbach und Siders feiert ihren 150. Geburtstag. Neben dem ursprünglichen Handel mit rohen Häuten und Fellen betreibt sie eine Fellzurichterei sowie das grösste Schweizer Ledermodefachgeschäft.

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Das Fachgeschäft in Oberdiessbach bietet alles unter einemDach: Vomrohen Fell bis zumhochwertigen Fellprodukt. (Bild: zvg)
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Gottlieb Neuenschwander gründete das Geschäft 1862. (Bild: zvg)
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Die G. Neuenschwander Söhne AG (GNS) ist nach eigenen Angaben die grösste Schweizer Fellgerberei und beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat bestehen vollständig aus Mitgliedern der Familie Neuenschwander. «Der Einstieg in das Familienunternehmen ist aber kein Muss», sagt der Präsident der Geschäftsleitung, Bernhard Neuenschwander. Er habe beispielsweise auf einer Bank seine ersten Berufserfahrungen gemacht und sei danach aus freien Stücken zum Unternehmen hinzugestossen. «Die GNS ist ein sehr vielfältiges Unternehmen, und ich bin schliesslich aus purem Interesse eingestiegen», erklärt Neuenschwander. Der Markt, auf dem die Firma tätig sei, sei ein kleiner, und man kenne sich untereinander. Zudem sei die Firma seit jeher auch stark international tätig.

Aller Anfang …

Angefangen hat alles ganz klein. Als junger Gerbergeselle aus Heimberg hat Gottlieb Neuenschwander 1862 sein Handelsgeschäft in Oberdiessbach gegründet, wo er anfangs noch zu Fuss um zwei Uhr morgens losmarschierte, um die Fellmärkte in Bern, Thun und Langnau zu besuchen. Das Geschäft mit den rohen und halbfertigen Fellen und Häuten entwickelte sich prächtig und band bald auch die zweite Generation der Familie Neuenschwander ein. Die vielfältigen Geschäftsbeziehungen reichten schon damals weit über die Landesgrenzen hinaus. Mit dem Aufkommen von Kunststoffprodukten sahen sich die dritte und vierte Generation in den 50er- und 60er-Jahren vor neue Herausforderungen gestellt. Die Preise und damit auch der Umsatz der GNS entwickelten sich in eine ungünstige Richtung. Mit dem Bau einer Gerberei und Zurichterei in Oberdiessbach erschloss sich die Firma ein neues Geschäftsfeld und vermochte dem Abwärtstrend entgegenzuwirken. Nebst dem Handel mit rohen Häuten und Fellen veredelt sie hier seit 1970 rohe Felle zu fertigen Fellprodukten.

Ein altes Handwerk

Obwohl mittlerweile der Einsatz moderner Technik nicht mehr wegzudenken ist, werden für den Veredelungsprozess grundsätzlich immer noch dieselben Methoden angewendet wie bereits vor hundert Jahren. Ein wichtiger Unterschied besteht allerdings: das Umweltbewusstsein. Wo möglich werden pflanzliche Gerbstoffe verwendet, oder die Gerbflüssigkeit – auch Gerbflotte genannt – wird mehrmals gebraucht.

Auf Geschäfte mit Fellen oder Pelzen aus Zuchtfarmen oder von geschützten Tieren wird gänzlich verzichtet. Neuenschwander: «Eigentlich verwerten wir ein Abfallprodukt der Fleischproduktion und handeln damit. Ich halte nichts davon, ein Tier nur wegen seiner Haut oder seines Fells zu schlachten.»

Verkaufsgeschäfte

Seit 1974 können interessierte Käuferinnen und Käufer die veredelten Fell- und Lederprodukte auch direkt in den Verkaufshäusern in Siders und Oberdiessbach begutachten und erwerben. Nach dem Motto «Vom rohen Fell bis zum hochwertigen Fellprodukt – alles unter einem Dach» findet am Standort in Oberdiessbach nicht nur der Verkauf, sondern die gesamte Produktion der Felle in all ihren Verarbeitungsstufen statt. Neben dem Verkauf über die eigenen Ledermodefachgeschäfte beliefert die Firma aber auch zahlreiche Wiederverkäufer: «Der direkte Verkauf und der Wiederverkauf unserer Fell- und Lederprodukte halten sich in etwa die Waage», sagt Neuenschwander hierzu. Genaue Umsatzzahlen möchte er nicht nennen, der Trend gehe aber in den letzten vier bis fünf Jahren in dieses Richtung. Neuenschwander erklärt sich dies so: «Naturprodukte sind wieder im Kommen. Felle und Häute werden vermehrt auch wieder als Wohndeko verwendet.»

[i] Modeschau: Das Verkaufshaus in Oberdiessbach präsentiert am nächsten Wochenende die neue Ledermodekollektion. Die Modeschauen finden statt am Samstag, 3. November, um 14, 16 und 18 Uhr und am Sonntag, 4. November, um 14 und 16 Uhr. Der Laden ist von 8 bis 20 Uhr (Sa) sowie von 10 bis 18 Uhr (So) geöffnet. Im Jubiläumsjahr 2012 gewährt die GNS ihren Kundinnen und Kunden zudem 15 Prozent Rabatt auf Lederbekleidung.

Autor:in
Janina Stucki, Thuner Tagblatt
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Erstellt: 01.11.2012
Geändert: 01.11.2012
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