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Oberdiessbach/Bleiken - "Wir fühlen uns verpflichtet, den kleineren Gemeinden Hand zu bieten"

Quelle
Wochen-Zeitung

Wenn es um Gemeindefusionen geht, ist Oberdiessbach schon routiniert. Nach Aeschlen soll nun auch Bleiken aufgenommen werden. Entschieden wird am Montag.

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Schon vor drei Jahren stand an der Herbst-Gemeindeversammlung von Oberdiessbach eine Fusion auf der Traktandenliste, damals mit Aeschlen. Der Entscheid fiel in beiden Gemeinden positiv aus, seit Januar 2010 gehört Aeschlen nun zu Oberdiessbach. Kaum waren die Arbeiten abgeschlossen, klopfte mit Bleiken eine weitere Gemeinde an die Tür von Oberdiessbach. Auch hier zeigte sich die Gemeinde offen, es wurden Vorabklärungen getroffen und schliesslich eine Arbeitsgruppe eingesetzt. An den Gemeindeversammlungen vom 3. Dezember entscheidet nun die Bevölkerung, ob es zu einer weiteren Fusion kommen wird. Von beiden Gemeinderäten wird dieser Schritt befürwortet, so auch von Oberdiessbachs Gemeindepräsident, Hans Rudolf Vogt.

Bisher gibt es keine Opposition gegen die geplante Fusion. Wird das am Montag eine klare Sache?

Hans Rudolf Vogt: Auch ich habe bisher nichts Negatives gehört. An den Versammlungen wird es aber sicher auch kritische Bemerkungen und Fragen geben, etwa zu finanziellen Risiken. Alteingesessene Bleikner werden es bedauern, die Selbständigkeit aufgeben zu müssen. Ich rechne aber damit, dass alle den Sinn einsehen und sich von den Vorteilen überzeugen lassen.

Für Bleiken liegen die Vorteile auf der Hand, aber was zieht Oberdiessbach für einen Nutzen daraus?

Es ist richtig, dass Bleiken aus finanziellen Gründen fast gezwungen ist, zu fusionieren. Für Oberdiessbach gilt das nicht. Doch wir fühlen uns als kleines Zentrum verpflichtet, den kleineren Gemeinden Hand zu bieten für eine Lösung. Oberdiessbach wird durch das Wachstum gestärkt und erhält damit mehr Gewicht in der Region und im Kanton.

Finanziell gesehen profitiert aber vor allem Bleiken.

Ja, der Steuersatz wird von 1,83 auf 1,54 sinken. Es ist aber nicht so, dass Oberdiessbach ein finanzielles Abenteuer eingehen würde. Die Kosten für die Verwaltung etwa kann nach einer Fusion auf mehr Köpfe verteilt werden. Auf der andern Seite ist längerfristig mit weniger Beiträgen aus dem Finanzausgleich zu rechnen. Aus heutiger Sicht betrachtet, kann man für Oberdiessbach von einem Nullsummenspiel ausgehen.

Ein grösseres Gemeindegebiet und mehr Einwohner bedeutet aber auch höhere Kosten für die Infrastruktur wie Strassen und Kanalisation.

Die Infrastrukur in Bleiken ist gut unterhalten, da kommen nicht grosse ausserordentliche Kosten auf uns zu. Was allerdings möglich wäre, ist, dass der Kanton die Strasse von Oberdiessbach nach Bleiken neu als Gemeindestrasse einstufen würde. Doch selbst in diesem Fall, der erst nach 2017 eintreten würde, sind die Mehrkosten von 60’000 Franken tragbar.

Bei der Schule bleiben der Kindergarten sowie 1. bis 6. Klasse in Bleiken, die Oberstufe in Oberdiessbach.

Daran ändern wir bis Ende Schuljahr 2015/16 nichts. Bis dann sollten wir unser Primarschulhaus saniert und erweitert haben und die Frage wird sich stellen, ob nicht alle Schüler in Oberdiessbach unterrichtet werden. Das wird dannzumal der Gemeinderat zu entscheiden haben.

2010 Zusammenschluss mit Aeschlen, 2014 mit Bleiken. Wann steht die nächste Fusion an?

Wir möchten eigentlich nicht ständig fusionieren, denn die Vorarbeiten und die Umsetzung nehmen viel Zeit in Anspruch. Als Bleiken bei uns anklopfte, fragten wir in Herbligen und Brenzikofen nach, ob auch Interesse an Vorabklärungen für eine Fusion bestehen würden. Dies wurde in beiden Gemeinden verneint. Ich gehe deshalb davon aus, dass es mindestens in den nächsten Jahren zu keiner weiteren Fusion kommen wird.

Die vernünftigste Lösung

Bleikens Gemeindepräsident Pietro Valsangiacomo ist überzeugt, dass am Montagabend der Fusion mit Oberdiessbach zugestimmt wird. Dies, obwohl es vielen schwer falle, die Selbständigkeit aufzugeben. «Trotzdem ist es die vernünftigste Lösung. Ein Alleingang wäre finanziell nicht zu verantworten. Sonst wären wir bald die Gemeinde mit dem höchsten Steuerfuss.» Weil die Bleikner Bevölkerung bereits heute nach Oberdiessbach ausgerichtet sei, etwa was die Feuerwehr, den Sozialdienst oder das Einkaufen betreffe, werde sich im Alltag nichts ändern. «Bleiken bleibt Bleiken, wir verlieren unsere Identität nicht», betont Valsangiacomo. Selbst das Wappen wird nicht in Vergessenheit geraten. Über 50 Personen bestellten während einer Aktion eine Flagge und schmücken damit ihr Haus.

Autor:in
Silvia Ben el Warda-Wullschläger / Wochen-Zeitung
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Erstellt: 29.11.2012
Geändert: 29.11.2012
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