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PZM-Untersuchung: "Persönliche Führungsmängel"

Im Mai startete der Kanton eine Untersuchung im PZM, nachdem Vorwürfe zu Zwangsmassnahmen und Isolation laut geworden waren. Zudem wurde bekannt, dass im PZM Mitglieder der sektenähnlichen Kirschblütengemeinschaft angestellt waren. Die Untersuchungen sind nun abgeschlossen.

Das Psychiatriezentrum Münsingen PZM durchlief eine Untersuchung durch den Kanton. (Bild: Archiv BERN-OST)

Am Freitag präsentierte das Gesundheitsamt des Kantons Bern die Untersuchungsergebnisse zur Psychiatriezentrum Münsingen AG (PZM). Die Untersuchung komme zum Schluss, dass das PZM ein leistungsfähiger und funktionierender Betrieb sei, der seine Patient:innen in hoher fachlicher Qualität behandele, heisst es in einer Mitteiliung des Kantons.

 

Bei der Anwendung von freiheitsbeschränkenden Massnahmen habe es aber strukturelle und persönliche Führungsmängel gegeben. Dies habe sich auch in der Anstellung von Personen aus dem Umfeld der Kirschblütengemeinschaft sowie im Umgang mit dem Thema "Dissoziative Identitätsstörung" beziehungsweise "Täterkontakt" gezeigt.

 

Fehlendes fachliches Know-how bei Oberärzt:innen

Die Ursachen für die Mängel an der heutigen und vergangenen Praxis bei der Anwendung von freiheitsbeschränkenden Massnahmen seien unterschiedlich. Der Bericht weise auf unzureichendes fachliches Know-how auf Stufe Oberärzt:innen hin, eine zu dünne ärztliche Führungsebene und auf zu wenig Sensibilität für die Brisanz des Themas auf Führungsebene bei der Leitung der Klinik für Angst und Depression beziehungsweise in deren Ambulatorien.

 

Der Führungsmangel auf höchster Stufe habe sich auch in der Anstellung von Personen aus dem Umfeld der Kirschblütengemeinschaft gezeigt. Das PZM habe im Anschluss an eine eigene Untersuchung die nötigen personellen Schritte bereits vollzogen (BERN-OST berichetet).

 

Aus dem Bericht werde zudem deutlich, dass der ehemalige ärztliche Leiter des PZM im Zusammenhang mit der fachlich umstrittenen Diagnose "Dissoziative Identitätsstörung" eine zu unkritische Haltung eingenommen habe. Die heutige Leitung des PZM und insbesondere die im März eingesetzte interimistische Leitung der Klinik für Angst und Depression habe dieses Manko erkannt und die richtigen Massnahmen getroffen.

 

Kanton macht Verbesserungsvorschläge

Obwohl das PZM bereits gehandelt hat, macht der Kanton weitere Empfehlungen. So zum Beispiel die Anstellung von mehr Kaderärzt:innen und die Beschränkung der Anwendung von freiheitsbeschränkenden Massnahmen auf weniger Stationen als bisher. Zudem sollen die Massnahmen besser kontrolliert werden.

 

Das PZM seinerseits berichtet unter anderem über diverse vorgenommene personelle Veränderungen, dass eine durch den Bericht angestossene Überarbeitung der eigenen Weisungen zu den freiheitsbeschränkenden Massnahmen bereits aufgenommen wurde und dass das Pflegepersonal seit Frühling in Aggressionsmanagement geschult werde. Die Untersuchung liefere "wertvolle Hinweise
auf weitere Handlungsfelder, denen sich das PZM nun umgehend zuwendet", so das PZM.


Autor:in
pd/ib, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 19.11.2022
Geändert: 21.11.2022
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