Parlament Worb: «Ja längt de das?»

Stephan Zingg (SVP) begrüsste zu seiner zweiten Sitzung als Parlamentspräsident – und zugleich zu seiner letzten. Er war der erste Präsident, unter dem das Gremium nicht mehr Grosser Gemeinderat heisst, sondern Parlament. Ab August rutscht er in den Gemeinderat nach: Er übernimmt den Sitz seiner Parteikollegin Karin Waber, die ihr Amt aufgrund eines Wohnortswechsels abgibt und sich verabschiedete.

«Ein gelungenes Werk»

«Kühle Gespräche trotz warmer Temperaturen», hatte Zingg eingangs gewünscht. Und tatsächlich ging es angenehm lauwarm zu und her. Zum Verwaltungsbericht tauchten einige Fragen auf, die problemlos beantwortet werden konnten. Adrian Hodler, Präsident der Aufsichtskommission ASK und sonst eher bekannt für seine kritischen und pointierten Äusserungen, stellte fest, der Verwaltungsbericht sei «klar, strukturiert, ein gelungenes Werk».

Ortsbus oder Mybuxi?

Zu reden gaben kurz die beiden Traktanden «Pilotbetrieb Ortsbuskonzept Worb» und «Pilotbetrieb Mybuxi». Der Ortsbus Sunnhalde – Lindhalde hatte keine Chance, dafür fand das überregionale Projekt «Mybuxi», ein Bus-Taxi auf Abruf mit elf beteiligten Gemeinden, grossen Rückhalt im Parlament. Details zu den digitalen Haltepunkten und zur Mitarbeit als Fahrer:in werden gemäss dem zuständigen Gemeinderat Adrian Hauser (Die Mitte) noch definiert: «Wir werden an Infoveranstaltungen die Bedürfnisse abholen.» Der Start ist für Januar 2027 geplant.

Wie sieht die Strategie aus?

Nach der Abstimmung über die Zivilschutz-Organisation dann der grosse Moment: Traktandum 8, die Stellungnahme zur Interpellation der Mitte/GLP-Fraktion unter dem Titel «Sportzentrum Worb AG: Wie weiter?». Die Interpellation enthält immerhin so brisante Fragen wie: «Gemäss Reporting des Verwaltungsrats der Sportzentrum Worb AG vom 12. Dezember 2024 ist die AG ab April 2025 nicht mehr liquid. […] Mit welchem Zeitplan und welcher Strategie will der Gemeinderat diesem Desaster entgegentreten?»

Liquidität bis Ende März 2026 ausgedehnt …

Die Antworten des Gemeinderats in der vorliegenden Stellungnahme, so war nach Ende der Parlamentssitzung hier und dort zu hören, hatten einige nicht wirklich zu befriedigen vermocht. Als Antworten sind Sätze zu lesen wie: «Gemäss der damals vorliegenden Liquiditätsplanung ist die Liquidität bis mindestens Oktober 2025 sichergestellt. Der Verwaltungsrat stellte dem Gemeinderat den Antrag, einen Kredit von 500'000 Franken bereitzustellen. Damit soll die Liquidität bis mindestens Ende März 2026 sichergestellt werden.» Eine halbe Million für ein halbes Jahr länger, heisst das zusammengefasst. Aber kein einziges Wort über die weitere Strategie ab Ende März 2026.

… aber was kommt danach?

Auch andere Fragen wurden in der Stellungnahme nur teils beantwortet, zum Beispiel: «Wie kontrolliert der Gemeinderat, ob die gebundenen Gemeindebeiträge wirklich nur für den Schwimmbad- und Eishallenbetrieb verwendet werden und nicht unrechtmässig für die Subventionierung anderer, defizitärer Bereiche des Sportzentrums?» Antwort: «Sowohl die nicht ständige Kommission als auch der Verwaltungsrat waren der Meinung, dass die Kostenrechnung nun grundsätzlich überprüft werden muss. […] Diese neuen Daten wurden für den Abschluss der Kostenrechnung 2024 erstmals verwendet.» Das lässt einiges unbeantwortet.

Was wäre, wenn …?

Provokativ dann die letzten Fragen: «Muss die Sportzentrum Worb AG um jeden Preis erhalten werden? Was sind die Folgen für die Gemeinde bei Konkurs?» Die Antwort, wiederum nicht wirklich schlüssig: «Der Gemeinderat ist der Ansicht, dass wohl niemand ein Interesse daran hat, dass durch einen Konkurs der Sportzentrum Worb AG und fehlender Anschlusslösung der Betrieb des Sportzentrums vom einen auf den anderen Tag eingestellt werden müsste.» Immerhin ist zu lesen, wie das Darlehen abgeschrieben werden müsste. Eine weitere strategische Überlegung lässt sich daraus aber nicht ableiten.

«Danke für die Stellungnahme»

Deshalb hatten sich wohl einige im Saal härtere Nachfragen erhofft – und erhellende Antworten darauf. Gespannt beobachtet, stellte sich Catarina Jost-Pfister, Fraktionspräsidentin GLP/die Mitte Worb, hinter das Rednerpult. Und sagte: «Wir danken für die Stellungnahmen, die wir mit Interesse gelesen haben.» Einige Dinge seien noch nicht klar, aber «wir haben morgen eine Sitzung der nicht ständigen Kommission.»

Die grosse Frage lautet ...

Eine einzige Frage wolle sie allerdings noch im Parlament deponieren: Am 8. September werde ja über den Kredit von 500'000 Franken abgestimmt, bei dem es immerhin darum gehe, die Liquidität des Wislenparks bis nächsten Frühling zu sichern. Und dazu stelle sich die grosse Frage: «Ja längt de das?»

... können viel mehr Eintritte das decken?

Sie wunderte sich, wie es denn danach aussehe: «Da müsste man doch viel mehr Eintritte haben, um das decken zu können?» Deshalb sei es wichtig, dass man dranbleibe, auch wenn eine Lösung Zeit benötige. Aber «die Zeit vergeht schnell, das Geld dreht und die Zahlen drehen», und sie sei gespannt, was an der bevorstehenden Kommissionssitzung herauskomme. Zusammengefasst: Man habe dankend von der Antwort des Gemeinderats Kenntnis genommen. Punkt. Und es schien, als ob nicht nur am Pressetisch alle einigermassen perplex dagesessen hätten.

«Eine umfassende Auskunft»

Auch eine kurze Mail-Nachfrage beim Gemeindepräsidenten Niklaus Gfeller (EVP), ob wenigstens aus der Sitzung der nicht ständigen Kommission eine Mitteilung zu erwarten sei, brachte keine grosse Erleuchtung: «Die publizierte Antwort des Gemeinderats auf die erwähnte Interpellation gibt meines Erachtens umfassend Auskunft über den aktuellen Stand des Projektes Wislepark», so Gfellers geschmeidige Replik.

Bevorstehende Wahl des Verwaltungsrats

Die einzige Zusatzinformation, die er lieferte, lautet: «Die Generalversammlung der Sportzentrum Wislepark AG findet morgen Nachmittag statt.» Im Rahmen der Generalversammlung erfolge auch die Wahl der neuen Verwaltungsrats-Mitglieder. Und: «Die Sportzentrum Wislepark AG wird anschliessend über deren Wahl informieren.»

[i] Interpellation Wislepark: Hier geht es zur Stellungnahme

[i] Nicht ständige Kommission Wislepark: Der Gemeinderat, so ist auf der Gemeinde-Website zu lesen, habe die nicht ständige Kommission Wislepark eingesetzt und sie beauftragt, die heutige Rechtsform und das bestehende Betriebskonzept umfassend zu überprüfen: Auslöser des Geschäfts seien die stark gestiegenen Energiepreise, heisst es: Wenn die Sportzentrum Worb AG das heutige Angebot aufrechterhalten solle, müsse die geltende Finanzierung angepasst werden.

[i] Der Ortsbus Sunnhalde – Lindhalde hatte keine Chance, dafür fand das überregionale Projekt «Mybuxi» mehrheitliche Zustimmung.