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Parlament Worb: Steiler Einstieg für den neuen Präsidenten
Im Worber Parlament hat eine Rochade stattgefunden, und nach nur drei Sitzungen wurde Philipp Juliano als neuer Parlamentspräsident gewählt: Der bisherige Amtshinhaber Stephan Zingg war in den Gemeinderat nachgerückt. Der Einstieg für Juliano erfolgte rassig: Er ist erst seit dem letzten Jahr bei der SVP und sitzt erst seit Anfang Jahr im Parlament.
Für einmal übernahm Vizepräsident Andy Marchand (FDP) die Eröffnung der Worber Parlamentssitzung, und dazu setzte er sich auf den leer gewordenen Präsidenten-Stuhl: Parlamentspräsident Stephan Zingg (SVP) ist für die weggezogene Karin Waber in den Gemeinderat nachgerutscht und hat das Departement Soziales übernommen – an der September-Sitzung musste das Parlament einen Ersatzpräsidenten wählen.
In stiller Wahl bestätigt
Die Wahl ging schnell und reibungslos: Die SVP hat genau einen Ersatzkandidaten nominiert, das Parlament hat ihn ohne Gegenstimme in stiller Wahl bestätigt. Und so sass schon nach wenigen Minuten Philipp Juliano auf dem Präsidentenstuhl und begrüsste die Parlamentsvertreter:innen: Er hoffe, dass er die Sitzungen so gut leiten könne wie sein Vorgänger Stephan Zingg, sagte er, «und ich hoffe, dass mir nur wenige Fehler passieren werden».
Er muss sich noch zurechtfinden …
Dass er noch etwas unkomfortabel am langen Tisch auf dem Podium sass, hatte zwei Gründe: Zum einen pfiff das Mikrofon los, wenn er zum Reden anhob, und als es endlich nicht mehr pfiff, hing es halb vor Julianos Computerbildschirm. Auf diesem jedoch stand der Sitzungsablauf, und diesen benötigte der neue Parlamentspräsident dringend. Denn, das ist der zweite Grund, er ist quasi kopfüber in sein neues Amt hineingepurzelt und muss sich erst noch zurechtfinden.
… nach der überraschenden Amtsübernahme
Anfangs Sommerferien, erzählt er tags darauf am Telefon, sei das Thema «Nachfolge für das Parlamentspräsidium» in der SVP zur Sprache gekommen. Und schnell landete die Frage bei Juliano, ob er das nicht übernehmen möchte. Dieser reagierte überrascht: Die SVP hatte ihn erst letztes Jahr als Listenfüller für die Parlamentswahlen angefragt, seit Anfang Jahr sitzt er als Neuling mit einem unverhofft guten Resultat im Parlament – und jetzt sollte er also im Expresstempo auf dem Präsidentensessel landen. Da aber all seine Parteikolleg:innen schon etliche Ämter und Kommissionssitze innehaben, stellte er sich freimütig zur Verfügung.
«Noch verbesserungswürdig», findet er
Am Tag danach schmunzelt er über seinen ersten Auftritt: Das technische Problem sei irritierend gewesen, sagt er, und seine Sitzungsleitung «sicher noch verbesserungswürdig». Er stellte fest, dass es eine ziemliche Herausforderung ist, vor einem Saal voller Unbekannter zu sitzen und zugleich das Prozedere fehlerfrei durchzubringen. «Es braucht noch ein bisschen, bis ich das Meccano drin habe», sagt er mit einem Lachen. Dennoch brachte er seine erste Sitzung pannenfrei durch.
Jetzt stellt er sich doch noch vor
Kurz habe er sich noch überlegt, ob er sich vorstellen wolle, sagt er: Seinen Walliserdialekt erklären und erzählen, wie es ihn nach Worb verschlagen habe. Er liess es dann bleiben, wir holen das an dieser Stelle nach: Seine Kindheit und Schulzeit habe er in Zermatt verbracht, erzählt Philipp Juliano, der sein Alter gern mit «ein echter 68-Jahrgang» umschreibt. Mit 19 Jahren zog es ihn nach Bern, wo er seine Aus- und Weiterbildung als Sanitär- und Heizungsplaner machte und zu arbeiten begann. Ins Wallis habe es ihn von da an nur noch besuchshalber zurückgezogen, «zuhause fühle ich mich in und um Bern». Heute ist Juliano Projektleiter Gebäudetechnik und Geschäftsinhaber seiner Firma Juliano Gebäudetechnik.
Er fühlt sich wohl in der Gemeinde …
Vor sechs Jahren kaufte er zusammen mit seiner Frau in Enggistein ein Haus und zog hierhin, das Geschäft hat er gleich mitgezügelt. «Wir fühlen uns sehr wohl in der Gemeinde, es gefällt uns hier», sagt er. Seine Frau habe auf Spaziergängen mit dem Hund viele Kontakte geknüpft. Anders als viele Heimwehwalliser hat Philipp Juliano das Skifahren vor einer Weile aufgegeben – seiner Frau zuliebe, die ihm zuliebe dafür aufs Tauchen verzichtet hat. «Damit sind wir beide einander entgegengekommen – und beide zufrieden», sagt er fröhlich. In der Freizeit trifft man ihn gerne beim Schwimmen oder Velofahren, beim Wandern oder beim Pflegen von Haus und Garten.
… und will sein Amt geordnet ausführen
Politisch positioniert sich Juliano als gemässigt, er finde bei vielen Parteien gute Ansätze. Als ihn aber die SVP Worb anfragte, beschloss er kurzerhand: «Der Grundsatz stimmt für mich.» Daher sein spontaner Sprung ins kalte Wasser und die Challenge im neuen Amt. Ein bisschen froh ist er allerdings dennoch, dass er das Parlamentspräsidium nur bis Ende Jahr übernommen hat. «Ich arbeite mich jetzt quasi im Blitzstudium ein», sagt er. Auch wenn seine Amtszeit nur kurz sei: «Ich möchte das trotzdem geordnet über die Bühne bringen.»
[i] Rochaden im Parlament: Philipp Julianos Amtsantritt war nicht der einzige Wechsel im Parlament. Paula Günther (Grüne), mit 18 Jahren als eine der jüngsten Parlamentarierinnen gewählt, verabschiedete sich nach fünf Jahren: Sie wird im Ausland studieren und bedankte sich für eine gute Zeit nach dem Motto «Gemeinsam für Worb statt gegeneinander».
Ausserdem übernimmt Barbara Brentani (SVP) den freiwerdenden Sitz von Stephan Zingg im Parlament. Ebenfalls stand eine Ersatzwahl in die Geschäftsprüfungskommission GPK an: Elena Lanfranconi (FDP) wurde mit Applaus in stiller Wahl in die GPK gewählt, neue Vizepräsidentin der GPK wird Myriam Gerber-Maillefer (Grüne).
[i] Die weiteren Beschlüsse sind hier zu lesen.
Erstellt:
10.09.2025
Geändert: 10.09.2025
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