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Parlament schluckt Kröte: Sandreutenen-Garderobe kommt 590'000 Franken teurer
Auf dem Sportplatz Sandreutenen in Münsingen soll ein neues Garderobengebäude gebaut werden. Wie sich nun zeigte, reicht der ursprüngliche Kredit von rund 2.9 Millionen Franken aber nicht. Das Parlament musste ohne Freude zu einem fetten Nachkredit Ja sagen.
«Es ist schlecht, dass uns der Kredit für den Bau des Garderobengebäudes nicht reicht», sagte Gemeinderätin Stefanie Feller (GLP) selbstkritisch an der Gemeindeversammlung vom Dienstagabend. Vor anderthalb Jahren bewilligte das Parlament einen Kredit von rund 2.9 Millionen Franken für den Bau eines neuen Garderobengebäudes mit Buvette auf der Sportanlage Sandreutenen. Nun kommt es teurer: 590 000 Franken beantragte der Gemeinderat zusätzlich.
Teure Wärmeaufbereitung
100 000 Franken mache die Teuerung aus, so Feller. Der Knackpunkt sei aber das Wärmeaufbereitungssystem. «Dem wurde beim damaligen Kostenvoranschlag zu wenig Bedeutung beigemessen.» Geplant war ein Standard-Wärmepumpensystem mit ergänzender elektrischer Aufheizung. Doch wie sich nun zeigte, wäre der Stromverbrauch damit viel grösser als mit einem anderen System, wie Feller sagte.
Nun soll eine leistungsstarke Wärmepumpe eingebaut werden. Macht zusammen mit weiteren systembedingten Mehrkosten total 380 000 Franken mehr. Die höhere Investition lohne sich aber, da die Anlage im Betrieb günstiger sei. «Wir rechnen damit, dass wir die Investition in zehn bis zwölf Jahren über die wesentlich geringeren Betriebskosten wieder reingeholt haben.»
Solarstrom vom Dach
Zusätzlich soll eine thermische und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert werden. «Der Eigenenergieverbrauch ist auf dem Fussballplatz hoch», so Feller. Neben der Garderobe brauchten etwa die Scheinwerfer und die Buvette viel Strom. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung der PV-Anlage habe ergeben, dass sie rentabel sei. Die Anlage kostet 150 000 Franken abzüglich eines voraussichtlichen Förderbeitrages von rund 20 000 Franken.
Verzicht auf Minergie-P-Standard
Es hätte aber noch teurer werden können. Nachdem der ursprüngliche Kredit für das Bauvorhaben gesprochen worden war, änderte der Gemeinderat seine Weisung bezüglich des Gebäudestandards für Neubauten. Diese müssen nun dem Minergie-P-Standard entsprechen. «Wir haben das Baugesuch gemäss der Weisung aufgegleist, doch da zeigte sich, dass das zu teuer käme und zu aufwändig wäre», sagte Feller. Da es sich um ein Zweckgebäude handle, habe der Gemeinderat dann entschieden, auf den Minergie-P-Standard zu verzichten. «Das Gebäude wird dennoch einen hohen ökonomischen und ökologischen Standard haben».
Mit oder ohne PV-Anlage?
Der grosse Nachkredit lag vielen Parlamentarier:innen schwer auf, wie aus ihren Wortmeldungen zu hören war. Grundsätzlich dagegen war aber niemand. Jedoch stellte die Geschäftsprüfungskommission (GPK) den Antrag, dass die Gemeinde das Gebäude ohne PV-Anlage bauen solle. Dafür sollten die Infrawerke Münsingen (IWM) die Anlage erstellen und betreiben. Die Gemeinde soll ihr Dach vermieten und den so produzierten Strom gemäss einem Vertrag von den IWM beziehen.
Baut die Gemeinde die Anlage jedoch selber, bekommt sie den Strom direkt und die Betriebskosten fallen tiefer aus. Gemäss Feller würden die 150 000 Franken Investitionskosten in rund 14 Jahren amortisiert sein, bei einer Lebensdauer der Anlage von mindestens 25 bis 35 Jahren. Durch den Bau einer PV-Anlage auf dem Dach des Garderobengebäudes können zudem bei den Flachdacharbeiten 40 000 Franken eingespart werden.
Bau kann starten
Das Parlament lehnte den Antrag der GPK schliesslich ab und stimmte jenem des Gemeinderates zu. Damit kann der Bau sofort starten. Die Baubewilligung traf gemäss Feller vor Kurzem ein.
Erstellt:
17.06.2023
Geändert: 17.06.2023
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