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Patrick Baumann: Rote Karte und neuer Vertrag

Der FC Münsingen verlängert den Vertrag von Trainer Patrick Baumann vorzeitig um drei Jahre. Baumann spricht über seine rote Karte, über Führungsspieler und warum es grad nicht läuft.

Patrick Baumann: "Unser Ziel kann nicht der Klassenerhalt sein." (Foto: Rolf Blaser)
FC Münsingen verlängert den Vertrag mit Cheftrainer Patrick Baumann vorzeitig um drei Jahre. Von links: Hans Rothen, Vize-Präsident, Patrick Baumann, Daniel Mumenthaler, Sportchef, Res Zwahlen, Präsident FC Münsingen. (Foto: zvg)

Patrick Baumann, 41 trainiert seit Juni letzten Jahres den FC Münsingen. Baumann spielte als Profi bei GC, FC Zürich, Neuchâtel Xamax und beim FC Thun. Zudem war er Nationalspieler in den U15- bis U21-Nationalmannschaften. Als Trainer stieg er mit Länggasse in die regionale 2. Liga auf und trainierte danach den FC Spiez (2. Liga Interregio). Der FC Münsingen steht zurzeit auf dem 6. Platz in der 1. Liga.

 

BERN-OST: Patrick Baumann, was war die grösste Umstellung nach dem Wechsel von Spiez nach Münsingen?

Patrick Baumann: Das Niveau der Spieler ist hier höher. Daneben ist die Ausgeglichenheit in der Mannschaft sehr hoch, wir haben fast jede Position doppelt besetzt. Das war bei Spiez und Länggasse schon anders. Auch ringsum, mit dem Staff wird einem viel abgenommen. Am Match wird für alles rund um das Spiel geschaut. Der Assistent übernimmt das Einlaufen und ich kann mich auf das Spiel konzentrieren. Bei Münsingen ist alles eine Spur professioneller.

 

Gegen Köniz hast du eine rote Karte gekriegt und wurdest für fünf Spiele gesperrt, was ist passiert?

Es war nicht gut von meiner Seite, ich berührte einen ihrer Spieler. Es gab eine Rudelbildung, ein Spieler von Köniz provozierte, ich "müpfte" ihn weg, es ging schnell, es war eine Affekthandlung.

 

Welche Folgen hat die rote Karte für dich?

Ich darf ab 90 Minuten vor dem Spiel bis zum Schlusspfiff keinen Kontakt zu den Spielern haben. Ich schaue den Match vom Spielfeldrand. Der Assistent übernimmt, aber es ist schon ungewohnt. Es war meine erste rote Karte, ich hatte bisher etwa zwei gelbe Karten in fünf Jahren.

 

Dein Vertrag wurde um drei Jahre verlängert, was sind deine Pläne mit dem FC Münsingen, wo wollt ihr hin?

Als Spieler habe ich selbst auf hohem Niveau gespielt und habe einen gewissen Ehrgeiz. Unser Ziel kann nicht der Klassenerhalt sein. Ich will eine Entwicklung sehen bei der Mannschaft, dass sie so auftritt, wie ich mir das vorstelle. Klar, versuchen wir vorne mitzuspielen. Wir wollen möglichst nahe an den Aufstiegsspielen sein, was schwierig ist.

 

Warum ist das schwierig?

Man kann es nicht nur am Geld festmachen, aber man muss ehrlicherweise sehen, dass wir mit unserem Budget nicht mit den ersten in der Liga mithalten können. Umso schöner, wenn wir trotzdem vorne mitspielen.

 

Wie hoch ist das Budget?

Das kann ich so nicht sagen, aber es kommt kein Spieler wegen Geld nach Münsingen. Das ist auch gut so. Wer hier spielt, spielt gerne hier. Für die jungen Spieler kann ein Wechsel zu Breitenrain, Thun oder YB eine Möglichkeit sein.

 

Im November stand Münsingen zwischenzeitlich auf dem 3. Platz – die letzten Saisons spielte Münsingen eher im unteren Drittel der Tabelle - wie hast du das geschafft?

Münsingen spielte unter Feuz in der Promotions-League. Es ist nicht so, dass seit ich hier bin, alles besser ist. Unser Start war schwierig, wir hatten viele Unentschieden und zwei Niederlagen, obwohl wir gut gespielt hatten. Wir haben einiges umgestellt, es war mir bewusst, dass es einen Moment dauern könnte. Umso erfreulicher war es, als wir eine Serie hatten mit sieben Siegen in Folge. Man sah, dass es bei den Spielern angekommen ist und dass wir damit Erfolg hatten. Warum es manchmal harzt, weiss ich nicht.

 

Im neuen Jahr spielte Münsingen drei Mal unentschieden (gegen Thun (14.), Delémont (1.) und Langenthal (13.) und verlor einen Match gegen Köniz (11.) – was läuft nicht im Moment?

Es ist die Inkonstanz während den Spielen. Während der Siegesserie konnten wir das Niveau fast über 90 Minuten halten. Jetzt spielen wir 45 Minuten sehr gut, dann wieder eine Halbzeit, in der nicht viel passt. Das mags nicht leiden. Auch als Spieler habe ich das erlebt, es ist immer schwierig sagen zu können, warum das passiert. Ich bin nicht der Typ, der nach ein paar Spielen alles hinterfragt und ändert.

 

Siehst du was nicht läuft?

Es ist oft schwieriger gegen schlechter klassierte Teams zu spielen. Auch von der eigenen Erwartung her, man muss das Spiel machen, alle erwarten, dass man gewinnt. Da kann ich x-mal sagen, dass es nicht einfach wird. Die Spieler denken, wir werden gewinnen. Zudem muss man sehen, die Teams auf den hinteren Rängen sind nicht so weit von uns weg. Ohne unsere Siegesserie stünden wir auch dort.

 

Wie zufrieden bist du mit dem derzeitigen sechsten Platz?

Im Moment sind wir dort, wo wir leistungsmässig hingehören. Mehr haben wir im Moment nicht verdient. Darum ist ein 5./6. Rang ok. Wenn das Anfang Saison jemand gesagt hätte, dass wir hier stehen, hätte ich das unterschrieben. Klar will ich möglichst weit vorne sein, aber wenn man all die Umstellungen bedenkt, die wir hatten, bin ich zufrieden. Durch die Siegesserie denkt man es sei zu wenig.

 

Wo muss Münsingen noch besser werden?

Wir haben zu wenig Spieler, welche die Mannschaft führen. Wir haben eine junge Mannschaft, viele sind unter 25. Das merkt man manchmal, es fehlen vier, fünf Spieler, die auf dem Platz mehr Verantwortung übernehmen.

 

Ist das dein Job?

Ja klar. Je mehr Spieler vorangehen, sei es durch Aggressivität in Zweikämpfen, umso besser. Wir arbeiten dran. Ich würde nie sagen, die Spieler seien nicht motiviert, aber manchmal fehlt der letzte Biss.

 

[i] Die nächsten Spiele:

Samstag, 1. April, 16 Uhr, Stadte de la Maladière: Neuchâtel Xamax - FC Münsingen

Samstag, 8. April, 16 Uhr, Sandreutenen: FC Münsingen - FC Solothurn


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 29.03.2023
Geändert: 29.03.2023
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