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Präsidentschaftswahl Münsingen: Hallenbad, Filterkaffee und Polonaise mit Henri Bernhard

Am 13. Juni wählt die Münsinger Stimmbevölkerung ihren Präsidenten für die nächsten vier Jahre. BERN-OST hat jedem der vier Kandidaten dieselben elf Fragen gestellt. Henri Bernhard (SVP, 35) verrät heute, warum er seine Hemden selbst bügelt und wie aus einstündigen Sitzungen unendliche werden.

"Ob bei Sonne oder Regen, für Henri Bernhard ist der Grill im geliebten Garten ein Segen", schreibt Bernhard selbst zum Bild von ihm an seinem Lieblingsort in Münsingen. (Bild: zvg)

1 - Zum Aufwärmen eine Zahl. Münsingen bewegt sich zwischen Stadt und Land. Wenn Stadt 0 ist und Land 10: Wo reihen Sie sich auf der Skala ein?

Gemäss Informationsbroschüre der Gemeinde ist Münsingen wortwörtlich ein "grosses Dorf - kleine Stadt". Per 31. März 2021 weisen wir allerdings bereits 13'059 Einwohnende aus – sind also eigentlich bereits eine Kleinstadt. Im Kontrast zu dieser zunehmenden Urbanisierung bin ich wohl doch eher der einfache Mann vom Lande (so um die sechseinhalb auf der wissenschaftlich fundierten BERN-OST-Skala), der feststellen muss, dass er sich auch ohne Landflucht zunehmend in einer Kleinstadt wiederfindet.

 

2 - Als öffentlicher Repräsentant spielt die Garderobe eine wichtige Rolle. Worauf legen Sie bei Ihrer „Aalegi“ besonderen Wert?

Beruflich bin ich eher formell unterwegs – privat eher sportlich-funktional. Das Wichtigste dabei: Als moderner Mann bügle ich meine Kleidung immer selbst! Es ist übrigens ganz schön schwierig, nachhaltige, bügelfreie Hemden zu finden!

 

3 - Der wohl bekannteste Verein der Gemeinde ist der FC Münsingen. Welche Spielerposition entspricht Ihnen als Politiker am meisten und warum?

Als Coach finde ich mich eher am Rande des Spielfelds wieder. Aus dieser Position nehme ich kein Blatt vor den Mund, sei es Lob oder Tadel. Je nach Situation muss ich dann auch mal als Physiotherapeut ran, um allfällige Schmerzen zu lindern, die Durchblutung zu fördern und so wieder für Beweglichkeit, Koordination, Kraft und Ausdauer zu sorgen. Das sind erfüllende Aufgaben, in denen man sinnstiftend wirken kann und welche so auch grosse Freude bereiten.

 

4 - Was können Sie politisch gut und was weniger?

Fleissig wälze ich mich durch die Flut der (Planungs-)Berichte und ich hoffe, es gelingt mir, immer wieder Fakten, Tatsachen und Meinungen an die Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln oder Anregungen und Wünsche aus der Bevölkerung aufzunehmen. Grosse Reden zu schwingen ist dagegen eher nicht so mein Steckenpferd. Daher bereitet es mir besonders Mühe, regelmässig nach Ablauf eines halben Jahres auf konkrete Fragenstellungen im Rat hin mit Nichtantworten bedient zu werden, was mich dann dazu zwingt, Protest einzulegen.

 

5 - Als Präsident hat man das Privileg, bei Eröffnungen, Spatenstichen und dergleichen an vorderster Front zu sein. Was würden Sie als Amtsinhaber gerne in Münsingen einweihen?

Wenn es keine finanziellen Grenzen gäbe: wirkliche, fortschrittliche Verkehrslösungen, wie zum Beispiel eine "Münsingen-Sous-Terrain"-Tunnel-Lösung für den Durchgangs- und Gewerbeverkehr. Realistischer wäre aber wohl ein Mehrwert für die Bevölkerung zum Beispiel durch ein modernes Hallenbad oder dezentrale und dafür nicht unmenschlich überdimensionierte Schulanlagen.

 

6 - Sie haben die Mitte des Fragebogens erreicht. Arbeitspause: Was bringt ihren müden Geist wieder auf Trab?

Üblicherweise reicht eine grosse Tasse Filterkaffee aus besten hochwertigen Arabica-Bohnen aus fairem Handel, ohne Zucker, schwarz. Bei Härtefällen kann ich aber auch nochmals die eine oder andere Vorstoss-Beantwortung aus dem Parlament durchlesen – diese treiben den Blutdruck ganz ohne Zusatzstoffe hoch.

 

7 - Was ist die Maximaldauer einer Sitzung, die Sie ertragen?

Die Zeitspanne ist abhängig von der Themensetzung und von den anwesenden Sitzungsteilnehmer:innen. Da kann einem je nachdem auch eine einstündige Sitzung schon unendlich vorkommen.

 

8 - Welches gängige Sitzungstraktandum könnte man Ihrer Meinung nach jeweils auslassen?

Protokolle sind bekanntlich überdimensionierte Schreckgespenste. Ohne gegenläufigen Antrag kann auf Verlesen, Diskussion und formelle Genehmigungshandlungen herzlichst verzichtet werden. Das würde die Teilnehmenden wenigstens dazu zwingen, die Protokolle im Vorfeld auch tatsächlich zu lesen.

 

9 - Gemeindepräsidenten tanzen gleichzeitig auf vielen Hochzeiten. Welche Tanzstile beherrschen Sie?

Immer passend ist die auf bester Teamarbeit basierende Polonaise. Ein ausschweifender Sigriswiler-Walzer würde mir als Gemeindepräsident jedoch fernliegen.

 

10 - Münsingen war Austragungsort des Bernisch Kantonalen Schwingfests. Welchen Grossanlass möchten Sie als nächstes nach Münsingen holen?

Einen mit einer schwarzen Null.

 

11 - Letzte Frage, Feierabendgetränk in Reichweite. Zum Amt des Präsidenten gehört die fleissige Teilnahme an Apéros. Womit stossen Sie am liebsten an?

Mit einem Weizenbier, welches über den richtigen Hopfenanteil und damit über das gewisse "bittere Etwas" verfügt. Aber bitte ohne Himbeer-, Vanille- oder Bananen-Aroma, oder was angeblich sonst noch alles modern und im Trend sein soll. Das ist dann doch nichts für den Mann vom Lande.

 

[i] BERN-OST fühlt den vier Kandidaten am von BERN-OST moderierten Podiumsgespräch am Freitag, 21. Mai um 20 Uhr politisch auf den Zahn. Das Podium kann live im Schlossgutsaal, via Live-Stream auf Facebook und Live-Ticker auf BERN-OST mitverfolgt werden.

 

[i] Die Münsinger Gemeindepräsidiumswahl  findet am Sonntag, 13. Juni statt. Gegen den amtierenden Gemeindepräsidenten Beat Moser (Grüne) treten Peter Baumann (SP), Henri Bernhard (SVP) und Michael Fahrni (FDP) an.


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 07.05.2021
Geändert: 07.05.2021
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