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Niederhüniger Red Ernst Gerber: "Ich bin gerührt von der Hilfe"

Der Niederhüniger Red Ernst Gerber hat eine bewegte Lebensgeschichte. Heute verhilft der ehemalige Kindersoldat mit seinem Verein Sol-Sorya Menschen in Kambodscha zu einer besseren Zukunft. Er erhält tatkräftige Unterstützung von der Kirchgemeinde Konolfingen.

Red Ernst Gerber (rotes T-Shirt) mit Dorfbewohnern und Helfern. (Bilder: zvg)
Der ausgebildete Koch will den kargen Boden wieder fruchtbar machen.
Red (dritter von Links) mit Helferinnen und Helfern.
Kinder der Schule.
Red bereitet sich zuhause in Niederhünigen auf seine nächste Reise vor. Er freut sich über Spenden aller Art.

Momentan ist Red Ernst Gerber in Kambodscha, die Telefonverbindung in die Schweiz ist aber zum Glück einwandfrei. "Hier ist es tropisch warm. Wir sind alle am Schwitzen", lacht der 50-jährige Familienvater und ausgebildete Koch.

 

Eine bewegte Vergangenheit

Seit gut einer Woche ist er in Rajohmin, einem kleinen Dorf im ländlichen Kambodscha, wo er aufgewachsen ist. Hier wurde er vor rund 43 Jahren als 7-jähriger Bub von Soldaten der Roten Khmer entführt und zum Kindersoldaten ausgebildet. Nach seiner Flucht, wurde er in Thailand vom Deutschen Roten Kreuz von der Strasse geholt, in ein Kinderheim in der Nähe des Schwarzwaldes gebracht und schliesslich von der deutschen Familie Ernst adoptiert.

 

Heute lebt er in Niederhünigen zusammen mit seiner Frau Anita Gerber und seinem Sohn, der im Februar zehn Jahre alt wird. Lange hielt er seine Eltern und Geschwister in Kambodscha für tot, bis er – dank der Hilfe eines Freundes – auf eine heisse Spur gelangte und seine Eltern nach 32 Jahren wiederfand. Diese Reise wurde in der SRF Sendung "DOK" dokumentiert.

 

"Eine unglaubliche Geschichte"

Seither geht Red regelmässig nach Kambodscha und hilft den Menschen aus seinem Heimatdorf – 2017 gründet er den Verein Sol-Sorya, der prompt zum Jahresprojekt 2018 der Kirchgemeinde Konolfingen gewählt wurde (BERN-OST berichtete).

 

Wie schaut Red rund ein Jahr später auf die Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde zurück? "Es ist eine unglaubliche Geschichte", sagt Red. "Die Hilfe rührt mich sehr. Was Pfarrer Samuel Burger alles geleistet hat - Wahnsinn." Rund 20'000 Franken kamen laut Burger zusammen.

 

Von Konolfingen nach Kambodscha

Highlight des Jahres sei für ihn den Gewürzworkshop gewesen, den er für Jugendliche aus Konolfingen geleitet hat. "Bei der anschliessenden Diskussion, haben die älteren Jugendlichen den Wunsch geäussert, auch mal nach Kambodscha zu kommen und dort freiwillige Arbeit zu leisten." Sie könnten sich dann mit den einheimischen Jugendlichen gegenseitig austauschen. "Es soll ein Austausch von Wissen und Fähigkeiten werden", sagt Red. 

 

Auch eine Reise einer grösseren Gruppe von Konolfingern nach Kambodscha sei auf Januar 2020 geplant. "Ich habe das bereits mit Samuel Burger besprochen. Natürlich würden sie dann noch ein bis zwei Nächte hier im Dorf Rajohmin übernachten und mit den Dorfbewohnern in Kontakt treten. Wäre es nicht toll, wenn jedes Jahr eine Gruppe aus Konolfingen nach Kambodscha käme", freut sich Red.

 

Die Chance auf eine Ausbildung

Eine längerfristiges Ziel sei es, eine Berufsschule in der Region aufzubauen. "Es hat hier viele benachteiligte Jugendliche vom Land,  die einen guten Schulabschluss haben und einen Beruf erlernen wollen." Er wolle Stipendien vergeben, damit die Eltern nicht verarmen müssten, um für die Ausbildung der Kinder aufzukommen. "Ich habe als Waisenkind auch eine Chance erhalten und möchte dieses Glück weitergeben", sagt Red.

 

Auch eine Oberstufe will Red im Dorf bauen. Viele Dorfkinder können nur bis zur 7. Klasse die Schule besuchen. Die weiterführende Stufe liegt ausserhalb des Dorfes und ist nur schwer erreichbar, weshalb viele Kinder ihre Schulbildung nicht abschliessen könnten. Momentan fehle für diesen Bau aber noch einen Grossteil des Geldes.

 

Familie in Niederhünigen

Während Red in Kambodscha an seinen Projekten arbeitet, sind seine Frau Anita und sein Sohn in Niederhünigen auf dem Bauernhof. "Das Ziel ist,  in Zukunft mehr Zeit in Kambodscha zu verbringen, aber ich werde diese beiden Orte verbinden", sagt Red.

 

Sein Sohn kommt jeweils in seinen Sommerferien nach Kambodscha. "Ab 12 Jahren, darf er dann alleine fliegen. Heute muss ich noch mit ihm hin und her."

 

"Ich will Schweizer Pensionäre begeistern"

Wichtig sei ihm, dass die Spenderinnen und Spender wissen, dass jeder Rappen ihres Geldes auch für die Projekte genutzt wird. "Wenn ich nach Kambodscha fliege, dann zahle ich den Flug aus eigener Tasche. Wenn jemand 100 Franken zahlt, dann kommen auch 100 Franken an."

 

Die Medienaufmerksamkeit, die er im vergangenen Jahr bekam, sieht er als grosse Chance an. "Es sind viele Leute auf meine Arbeit aufmerksam geworden und haben sich bei mir gemeldet", sagt Red. Darunter zum Beispiel ein pensionierter Agronom, der jetzt in Kambodscha vor Ort hilft. "Ich will Schweizer Pensionäre begeistern, eine neue Aufgabe zu finden. Sie haben einen Koffer voller Wissen und machen teilweise nichts mehr damit, dabei gäbe es so viele tolle Projekte."

 

[i] Mehr Information zum Verein Sol-Sorya auf der Webseite.

 

[i] Die von der Kirchgemeinde Konolfingen geplante Kambodschareise findet vom 2.-17. Januar 2020 statt. Mit möglicher Verlängerung bis zum 24. Januar. Das detaillierte Reiseprogramm wird Ende April bekannt gegeben. Am Donnerstag, 25. April 2019 findet im Kirchgemeindehaus Konolfingen ein Infoabend zur Reise statt.

 

[i] Die SRF-Sendung "Der verlorene Sohn", die Reds Wiedersehen mit seiner Familie dokumentiert, ist auf SRF verfügbar.


Autor:in
Lina Schlup, lina.schlup@bern-ost.ch
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Erstellt: 26.01.2019
Geändert: 26.01.2019
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