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Rennfahrer Marcel Steiner in Osnabrück: Dritter auf der Strecke, Zweiter nach Protest

Der Oberdiessbacher Autorennfahrer Marcel Steiner bestritt letztes Wochenende das Bergrennen in Osnabrück. Nach der Disqualifikation des Ranglistenersten Patrik Zajelsnik landete Steiner auf dem zweiten Platz. Hier berichtet er vom Rennen.

Nach Disqualifikation von Konkurrent: Marel Steiner (links) landet hinter Christian Merli (rechts) auf dem zweiten Platz. (Bild: zvg)
Fühlte sich von anfan an gut an: Marcel Steiner in seinem LobArt-Mugen am Bergrennen in Osnabrück vom 3. und 4. August. (Bild: zvg)

Das Starterfeld war hochkarätig. Von den Topfahrern aus Europa fehlte nur Simone Faggioli. Bei den Single-Seatern waren 4 Osella FA30, bei den Sports-Cars 4 Normas und ein Osella PA30 gemeldet. Und klar, noch der LobArt-Mugen.

 

Da wir Schweizer am 1. August jeweils unseren arbeitsfreien Nationaltag feiern, traten wir schon am Mittwochabend die Reise nach dem rund 800 Kilometer entfernten Borgloh an. Ohne Stau kamen wir durch die Nacht und der Teambus lief wieder ohne zu Mucken.

 

Am Donnerstag bezogen wir unseren Platz im Fahrerlager direkt hinter dem Rennbüro, richteten uns ein und führten einige kleine Arbeiten am LobArt durch. Abends waren wir bereits zu einem Meet & Greet vom Veranstalter eingeladen. Den Freitag konnten wir – abgesehen von der Pressekonferenz und Wagenabnahme – als freien Tag nutzen und die Osnabrücker Innenstadt geniessen.

 

Gutes Gefühl im Training von Beginn weg

Der Trainingsbetrieb am Samstag verlief äusserst reibungslos und so kamen wir recht früh dran. Am Start zum ersten Trainingslauf fühlte ich den Grip noch nicht gut, ansonsten fühlte sich das Auto bereits schnell an und ich erreichte das Ziel in 52.820; um 0.005 sec langsamer als im Vorjahr. Ich war total gespannt, was meine Konkurrenten abliefern würden. Erwartungsgemäss unterbot Christian Merli (Osella FA30, 51.254) meine Zeit. Hinter mir reihten sich Patrik Zajelsnik (Norma-Mugen, 53.808), Christoph Lampert (Osella FA30, 54.673), Sebastien Petit (Norma-Mugen, 54.771) und Joel Volluz (Osella FA30, 54.965) ein.

 

Gerade weil sich der LobArt so gut anfühlte, war es für mich schwierig zu entscheiden, welche Änderungen ich für den 2. Probelauf am Set-Up vornehmen wollte. Ich passte leicht die Hinterachse an, war aber mit dem Handling und der Zeit von 52.427 nicht zufrieden. Merli steigerte sich auf 50.463, Volluz (53.030), Zajelsnik (53.288), Lampert (53.907) und Petit (53.928) rückten näher auf.

 

Reifenwechsel im Training nützte

Vor dem dritten Training föhnten wir die Reifen und stellten das Fahrwerk um. Obwohl ich noch mehr Einsatz gab, schaffte ich bloss 52.310; zurück im Fahrerlager stellten wir fest, dass die Reifen am Ende waren. Christian (50.606) markierte abermals Bestzeit, zudem überholten mich Patrik (51.493) und Seb (52.144).

 

Der Zeitplan liess sogar einen vierten freiwilligen Trainingslauf zu, von dem jeder Top-Fahrer Gebrauch machte. Ich rückte mit besseren Reifen aus, was sich in Fahrverhalten und Laufzeit (51.459) extrem positiv auswirkte. Ich schloss bis auf eine Sekunde an Merli an (50.455) und Petit (51.503) lag auch nicht weit zurück. Nach dem Training trennten Patrik, Seb und mich bloss 0.044 sec. Was für eine (An-)Spannung für den Renntag!

 

Erster Wertungslauf mit Schlenker

Auch am Rennsonntag erwarteten alle Fahrer perfekte Wetter- und Strassenbedingungen für ein faires Rennen. Der Rennbetrieb lief extrem zügig und so war ich bald an der Reihe zum Start. Bereits in der ersten Kurve spürte ich, wie die neuen Pirelli-Reifen super Grip hatten. Leider war ich danach etwas zu ungestüm am Gas und produzierte einen leichten Schlenker, als ich das Auto von der Links- in die Rechtskurve umsetzen wollte. Dies kostete sicher zwei bis drei Zehntelsekunden. Der Rest – und ganz besonders der oberste Sektor – gelang mir fast optimal. Im Ziel freute ich mich über 50.615, gleich hinter Patrik Zajelsnik (50.332) und Christian Merli (50.371). Aber Seb Petit (51.308) und Joel Volluz (51.563) lagen nicht weit hinter mir.

 

Im zweiten Wertungslauf täuschte mich mein Gefühl auf der ganzen Linie. Aus meiner Sicht war ich super und fehlerfrei unterwegs, auf der Anzeige standen aber 51.394. Den Zeitverlust konnte ich mir nicht richtig erklären. Christian (50.055, Steckenrekord) und Patrik (50.502) rasten vorne weg, mit Seb (51.060) und Joel (51.385) wurde es in der Addition nochmals richtig eng.

 

Mit frisch abgezogenen Reifen steigerte ich mich im dritten Rennlauf wieder auf 51.175, während die anderen Top-5-Fahrer drei bis vier Zehntel langsamer wurden und sich Joel Volluz mit einen heftigen Abflug in der Zielkurve aus dem Rennen verabschiedete. Für den vierten Rennlauf entschied ich mich zu Testzwecken für eine andere Reifenmischung. Diese brachte mich in 51.515 ins Ziel. Keiner von uns fuhr noch Spitzenzeiten und auch die Rangfolge blieb auf der Strecke unverändert.

 

Protest wegen Motorhubraum von Zajelsnik

Wegen der deutlich höheren Topspeeds auf der Startgeraden von Patrik Zajelsnik (219 km/h) im Vergleich zum erstplatzierten Christian Merli (210 km/h) oder gegenüber mir (206 km/h), haben wir uns von Steiner Motorsport bereits vor dem vierten Rennlauf entschieden, einen formellen Protest gegen den Hubraum des Motors von Patrik Zajelsnik einzulegen. Einen Protest im Bergrennsport kann jeder Bewerber einreichen, der Auffälligkeiten vermutet und diese durch eine neutrale Stelle geklärt haben möchte.

 

Dazu mussten wir innerhalb einer halben Stunde einen fünfstelligen Betrag deponieren, was uns mit finanzieller Hilfe einiger Kollegen gelang. Dies für den Fall, dass sich nach Ausbau/Zerlegung des Motors bei der Inspektion keine Auffälligkeiten ergeben hätten. Doch dazu kam es gar nicht. Die Rennkommission stellte zwar das Auto von Patrik im Parc Fermé sicher und diskutierte mit den betroffenen Personen während knapp drei Stunden verschiedene Lösungen. Letztlich verweigerte Zajelsnik die Untersuchung des Motors. Ich gehe davon aus, dass Patrik wegen der Verweigerung des Protests mit Sanktionen wird rechnen müssen.

 

Für mich stehen als nächstes die Rennen von St-Ursanne–Les Rangiers (17.-18. August) und gleich danach Oberhallau (24.-25. August) an. In St-Ursanne erwartet mich durch den Europameisterschaftslauf erneut sehr starke internationale Konkurrenz. Auch Oberhallau ist mit 250 Fahrzeugen gut besetzt. Ich freue mich darauf!

 

Bis bald…

Marcel


Autor:in
pd/ib, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 13.08.2019
Geändert: 13.08.2019
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