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Restaurant Wildeney Bad Bowil: Wirtin Christine Schmid wird zur Krimi-Hauptfigur

Die Geschichte von der vergifteten Wurst, mit der im Jahr 1769 eine Verena Leuenberger ihren Mann in der Wildeney umgebracht hat, ist bekannt. Der Wichtracher Schriftsteller Werner Adams schrieb daraus nun den Krimi "Wildeney. Gehris letzter Fall". Dabei baute er die Wildeney-Wirtin Christine Schmid in den Roman ein.

Sie ist die Hauptfigur im Krimi: Der Wichtracher Schriftsteller Werner Adams mit der Wirtin Christine Schmid in der Wildeney-Gaststube. (Bild: Res Reinhard)

Die Basis für Werner Adams Geschichten sind Akten aus dem Staatsarchiv des Kantons Bern, die der pensionierte Familienforscher in stundenlanger Arbeit recherchiert, entziffert und abschreibt. "Über gewöhnliche Leute findet man nur etwas in den Akten, wenn auch etwas passiert ist, sprich, das Gericht involviert war", weiss Adams.

 

Aus Gerichtsakten entstehen Geschichten

In Gerichtsakten findet er die Geschichten, aus denen bisher sechs Romane entstanden sind. Der 74-Jährige hat sie alle in Zusammenarbeit mit befreundeten Künstlern – das neue Buch enthält Illustrationen von Dario Benigno – und grösstenteils im Eigenverlag herausgebracht.  "In einem kalten Land" von 2016 wurde soeben von der Stiftung Kreatives Alter mit einem Preis ausgezeichnet.

 

"Man erfährt in den Gerichtsakten viel über das Leben der Leute von früher", sagt Adams. In seinen Büchern folgt er den echten Geschichten sehr nahe. "Bisher habe ich jeweils nicht viel mehr dazuerfunden", sagt Adams. Nicht so in seinem neusten Werk.

 

Echte Personen in erfundener Gegenwart

Die Geschichte um den Wurst-Mord in der Wildeney wollte Adams mit einer fiktiven Gegenwart verknüpfen. So kam er auf Christine Schmid, die das Restaurant in der dritten Generation führt. "Ich bin mit meiner Idee auf sie zugegangen und habe sie gefragt, ob sie einverstanden sei, wenn ich sie in die Geschichte einbinde", sagt Adams. Das war sie, genauso wie Prof. Dr. Eric Kubli, ein Zürcher Freund von Adams, der im Buch den Polizisten Gehri mit wichtigen Hinweisen versorgt.

 

Christine Schmid lacht herzlich auf ihr Erscheinen im Krimi angesprochen. Sie sieht die Sache locker und war auch nicht erstaunt, als Adams mit der Idee auf sie zukam. "Das macht das Leben spannend und ich nehme es so, wie es kommt", sagt sie. Als Wirtin stehe sie ja sowieso schon in der Öffentlichkeit.

 

Schmid: "Gibt zu reden am Stammtisch"

Sie hat Freude am Buch. Weil während der Wildzeit im Restaurant Hochsaison sei, sei sie noch nicht dazugekommen, das fertige Buch zu lesen. Das Manuskript kennt sie aber. "Es dünkt mich, das Buch habe gar nicht so mit mir zu tun. Ich werde aber darauf angesprochen", sagt sie. Zudem gebe es wieder etwas zu reden am Stammtisch.

 

Dieser kommt im Buch auch vor.  "Unser Stammtisch ist so wie im Buch", sagt sie. Auch wenn das Interesse daran zurückgehe, gebe es immer noch Gäste, die deswegen kämen und dort über Themen wie Sport und Hobbies diskutierten.

 

Kommt die vergiftete Wurst zurück auf den Teller?

Das Buch kann man nun auch in der Beiz kaufen. Und vielleicht bringt Schmid auch ein altes Gericht wieder auf die Speisekarte zurück: "Ich habe mal eine Wurst kreiert, welche mit einem Totenkopf-Fähnchen auf einem schwarzen Teller serviert wurde. 'Filech chönnt i die wider fürenäh'", sagt sie lachend. Kundschaft dafür gäbe es vielleicht: Nachdem eine andere Zeitung über das Buch berichtet hatte, seien Leute extra von Bern in die Wildeney gekommen.

 

Kürzlich fand auch eine Lesung mit Walter Adams im Restaurant statt. "Ich war erstaunt, wieviele Leute an die Lesung kamen", sagt Schmid. Auch Adams ist zufrieden mit dem Anlass. "Die Lesung kam gut an und es kamen sowohl Freunde wie auch Leute aus der Region", sagt er.

 

Das nächste Buch hat Adams bereits in der Pipeline. "Die Geschichte knüpft an der Figur des Polizisten Gehri an, geht dann aber im Seeland weiter", verrät Adams. "Drei Stunden von Bern" soll im Herbst nächsten Jahres erscheinen.

 

[i] Das Buch kann auf der Webseite von Werner Adams bestellt werden. Dort finden sich auch die Daten weiterer Lesungen.


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 11.11.2018
Geändert: 11.11.2018
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