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Kiesen geht neue Wege: Baukommission nimmt Sanierung selber in die Hand

Die Baukommission in Kiesen hat einen Sommerjob. Unter fachlicher Betreuung repariert sie den Sportplatz. Damit spart die Gemeinde nicht nur Geld, sondern lanciert auch ein Pionierprojekt.

Roland Christen zeigt das Prinzip der kalten Sanierung. (Bilder: Adrian Kammer)
Der Präsident der Baukommission André Mühlemann ist begeistert von der Methode.

Seit 20 Jahren wurde der Hartplatz bei der Schule Kiesen nicht mehr saniert. Und das sieht man. Die Fläche ist mit Rissen übersät, und die seien laut Fachmann Roland Christen bis zu 8 Centimeter tief gewesen.

 

Mittlerweile wurden die Risse gefüllt und der Platz wird von einer Hand voll Männern versiegelt. Was auf den ersten Blick nach einer herkömmlichen Sanierung aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Pionierprojekt. Bei den Arbeitern handelt es sich nämlich nicht um Angestellte einer Baufirma, sondern um Mitglieder der Kiesener Baukommission. "Jede*r Normalbürger*in kann das nach einer kurzen Einführung", sagt der Präsident der Baukommission André Mühlemann.

 

Die sogenannte kalte Sanierung bringt gleich mehrere Vorteile mit sich. Eine reguläre Totalsanierung des 1000 Quadratmeter grossen Sportplatzes  hätte im Normalfall rund 70'000 Franken gekostet. So ist es mit 7000 Franken um das Zehnfache günstiger. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Mitglieder der Baukommission auf freiwilliger Basis und ohne Entlöhnung arbeiten.

 

Die Gemeinde profitiert von einer kostengünstigen Sanierung und sammelt gleichzeitig Know-how für zukünftige Projekte. Ausserdem bietet dieser Sommerjob der motivierten Truppe der Baukommission eine willkommene Abwechslung. "Ich finde das extrem spannend und es tut gut körperlich zu arbeiten. Die Aktion fördert auch unseren Zusammenhalt", meint Mühlemann.

 

Win-Win-Situation

Die in Kiesen angewandte Methode ist zudem umweltfreundlich, da ausschliesslich ungiftige Materialien zum Einsatz kommen. Im Gegensatz zur Arbeit mit heissem Asphalt, ist die kalte Sanierung einfacher und ungefährlich in der Handhabung. Das Prinzip der kalten Sanierung an sich ist nichts neues, aber nicht sehr verbreitet in der Schweiz. Das möchte Roland Christen, der das Projekt betreut, ändern. "Andere Länder wie Deutschland sind uns da schon weit voraus", sagt er. Christen unterrichtet an der Baufachschule in Sursee und stellte in den letzten Jahren intensive Recherchen zu dem Thema an. Für ihn ist der Sportplatz in Kiesen ein ideales Testobjekt. Parallel dazu betreut er einen ähnlichen Versuch an der Lenk. So kann er das Verhalten des Belags bei unterschiedlichen Bedingungen beobachten.

 

Am Montag, wenn die Schule wieder startet, ist der Sportplatz noch nicht ganz fertig. Aber schon in der zweiten Woche sollen die Kinder wieder darauf toben können. Dann folgen weitere Tests der neuen Sanierungsmethode am Rotachenweg und der Bahnhofstrasse in Kiesen. Roland Christen dokumentiert die Arbeiten säuberlich und möchte dann die Ergebnisse den Bernischen Gemeinden präsentieren. Seine Vision wäre eine Art Ausbildungszentrum für die neue Verfahrenstechnik.


Autor:in
Adrian Kammer, adrian.kammer@bern-ost.ch
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Erstellt: 10.08.2020
Geändert: 10.08.2020
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