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Richard Bernhard: "Ich male um Dinge zu begreifen"

Die Leidenschaft des Worbers Richard Bernhard ist die Malerei. Er lebt seit 28 Jahren mit der Diagnose Multiple Sklerose (MS) und malt beinahe jeden Tag. Am 8. März eröffnet die erste Ausstellung des MS-Malers im Kafi BERN-OST.

Der MS Maler Richard Bernhard: Seine Wohnung ist auch sein Atelier. (Bild: Melanie Burkhard)
Der Zytgloggeturm: Ein Bild von Richard Bernhard. (Bild: zvg)
Schuhe, die die Welt bedeuten: "Als junger Mann bin ich viel gereist, auf den Schuhen habe ich daher eine Weltkarte versteckt", sagt Bernhard. (Bild: zvg)
Die Windmühlen sind eines der Lieblingsbilder von Bernhard. (Bild: zvg)
Die Bilder werden für die Ausstellung vorbereitet und eingepackt. (Bild: Melanie Burkhard)

"Ich habe schon immer gemalt", sagt Richard Bernhard. "Ursprünglich habe ich damit angefangen, um Sachen zu verstehen." Er habe oft die Dinge gemalt, die er sich nicht vorstellen konnte, um sie zu begreifen. "Das waren manchmal technische oder mechanische Probleme, aber ich male auch abstrakte Konzepte, um sie für mich verständlich zu machen."

 

Diagnose seit 1992

Bernhard ist ursprünglich gelernter Feinmechaniker, heute bezieht er krankheitsbedingt eine IV Rente. "Ich habe die Diagnose MS bereits 1992 erhalten", erzählt er. Er habe aber Glück, dass er einen eher langsamen Krankheitsverlauf habe. "Nach der Diagnose konnte ich noch zwölf Jahre arbeiten, erst 2004 hat sich mein Gesundheitszustand verschlechtert. Das Gehen wurde dann immer schwieriger und auch mein Gleichgewicht hat sich verschlechtert."

 

Mit anderen MS-Erkrankten hat Bernhard nicht viel Kontakt, da das psychisch sehr schwierig für ihn sei. "Ich distanziere mich da aus Selbstschutz. Ich verdränge meine Krankheit nicht, aber ich möchte auch nicht dauernd darüber nachdenken."

 

Er war ab 2004 Hausmann und ab der Geburt seines Sohnes Leo im Jahr 2005 primär Vater. "Gemalt habe ich aber auch während dieser Zeit immer. Als Leo etwas grösser war, auch mit ihm zusammen", so Bernhard. Auch heute noch tausche er sich manchmal mit seinem Sohn über seine Bilder aus.

 

Bilder aus dem Kopf

Seit Bernhard 2017 in eine Wohnung am Schmittenplatz in Worb gezogen ist, male er aber bedeutend mehr. "Früher habe ich oft gemalt, was sich Bekannte gewünscht haben und die Bilder verschenkt." Inzwischen malt er vor allem seine eigenen Ideen "aus meinem Kopf", wie Bernhard sagt. In seinen Bildern kombiniert der Maler oft abstrakte Farbflächen mit figürlicher Malerei. "Wenn man nur abzeichnet oder malt, kann man genauso gut fotografieren", findet er.

 

In den 80ern hat Bernhard einige Malkurse besucht. "Dabei habe ich viel über den Umgang mit verschiedenen Techniken und Materialien gelernt." Am liebsten arbeitet er heute mit Acrylfarben und Kreidestiften auf Papier. "Ich mag Acrylfarbe, weil sie so vielseitig ist. Man kann damit umgehen wie mit Wasserfarben, aber auch deckend malen."

 

Bernhard arbeitet beinahe jeden Tag an seinen Bildern. "Ich muss aber aufpassen, dass ich nicht vergesse, mich genug zu bewegen, deswegen gehe ich oft im Dorf Mittagessen." Als therapeutisch sieht er seine Malerei nicht. "Ich male aus Freude an der Tätigkeit. Es ist meine Leidenschaft und ich möchte malen, solange es geht."

 

[i] „Solange es geht“, heisst die  erste Ausstellung von Richard Bernhard, die am Sonntag, 8. März im Café Chat BERN-OST Vernissage hat.


Autor:in
Melanie Burkhard, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 05.03.2020
Geändert: 05.03.2020
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