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Rimo Druck AG aus Konolfingen: Warum die Kleinen überlebensfähig sind

Die Druckbranche steht unter Druck. Wie viele andere Gewerbezweige leidet auch sie unter dem Konkurrenzkampf mit Internetangeboten oder dem günstigeren Ausland. Hanspeter Ritchie Mosimann von der Rimo Druck AG aus Konolfingen hat aber ein Überlebensrezept.

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Firmenchef Hanspeter Ritchie Mosimann vor dem Achtfarbentextilkarussell: Damit lassen sich T-Shirts in bis zu acht Farben bedrucken. Im Hintergrund Textilmitarbeiterin Annerös Lehmann. (Bild: Isabelle Berger)
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Die Seriegrafin Sonja Schmid sammelt die fertigen T-Shirts am Ende des Trockenkanals ein. Sie ist eine der sieben Festangestellten im Betrieb. (Bild: Isabelle Berger)
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"Diese Maschine kann alles und wir benutzen sie noch!": Mosimann betätigt die Original Heidelberger Tiegel von 1961, welche stanzen, rillen, perforieren, drucken und prägen kann. (Bild: Isabelle Berger)
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Mittlerweile nimmt modernste Technik viele Arbeiten ab: Siebdrucker Peter Gasser stellt mit dem Plotter Aufkleber her. Die Maschine druckt mehrfarbig und schneidet die Kleber aus. (Bild: Isabelle Berger)
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Offsetdrucker Bastian Siegenthaler bei der Arbeit: Der Offsetdruck ist eine von vier Drucktechniken wozu Rimo Druck ausgerüstet ist. (Bild: Isabelle Berger)
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„Kleine entwickeln sich langsamer – und überleben!“: Das liest man derzeit auf der Startseite des Internetauftritts von Rimo Druck. Daneben erinnern zwei Dinosaurierköpfe an die ausgestorbenen Riesen. Hinter dieser Mischung aus Kampfansage und Triumphslogan steckt Firmenchef Hanspeter Ritchie Mosimann.

Das Angebot ausgebaut

 

„Ich habe schon vor 20 Jahren gemerkt, dass man mit dem Druck auf Papier allein nicht überleben kann und als Kleiner reagieren muss“, sagt Mosimann, dessen Firma diesen Sommer das 30-jährige Bestehen feiert.

 

Heute macht der Papierdruck bei Rimo Druck nur noch etwa vierzig Prozent aus. Die Firma hat ihr Angebot um Textil- und Digitaldruck erweitert. Mosimann selber hat vier Berufe gelernt: Zuerst Buchdrucker, dann Tief-, Sieb- und Offsetdrucker.

Teurer, aber bessere Qualität

 

„Der Kunde will heute rein in den Laden und wenn er rauskommt, will er alles haben“, sagt Mosimann. Bei ihm erhält der Kunde sowohl Couverts als auch T-Shirts. Und: „Wenn man im Internet sucht, findet man sicher ein günstigeres Angebot“, sagt er, „aber dafür ist die Qualität schlechter.“

 

Dass die Qualität entscheidend ist und nicht der Preis, versucht Mosimann seinen Kunden nicht nur in Bezug auf seine eigene Arbeit zu vermitteln. Jahrelang führte er T-Shirts der nachhaltigen Marke Switcher im Sortiment. Nun hat er die Produkte der Switcher-Nachfolgefirma OC im Angebot. „Heute überlegt man nur nach dem Preis. Viele Kunden begreifen aber, dass ein fair produziertes T-Shirt die bessere Wahl ist und entscheiden sich dafür“, sagt er, der selber in Indien Zeuge der Textilproduktion wurde.

Schnell und flexibel

 

Man müsse einerseits aus der Perspektive des Kunden denken und ihm andererseits die Vorteile aufzeigen, die sich bei der Wahl einer kleinen Druckerei böten, meint Mosimann. „Wir können sehr schnell reagieren. Wenn grosse Druckereien geschlossen haben, können wir spontan noch eine Abendschicht einlegen und die exakte Menge einer Drucksacke fristgerecht nachliefern,“ sagt er.

 

Die Rimo Druck AG beliefert unter anderem verschiedenste Laufsportveranstaltungen mit bedruckten T-Shirts. „Wir versuchen den Veranstaltern soviel wie möglich abzunehmen“, sagt Mosimann, „beispielsweise die Logistik und das Anbringen von Plakaten und Werbebanden.“ Beim Frauenlauf etwa hätten sie die T-Shirts am Morgen früh genau dort auf die Strasse gestellt, wo sie nachher gebraucht worden seien.


"Bei grossen Firmen fehlt der Service" 

All dies sei bei grossen Unternehmen nicht möglich. Sie produzierten zwar auch kleine Mengen zu günstigen Konditionen, aber neben der schlechteren Druckqualität fehle auch der Service, erklärt Mosimann. Die umfangreichen Verwaltungsstrukturen grosser Firmen hinderten das rasche Reagieren auf kurzfristige Aufträge und Änderungen.

 

„Bei uns kommt der Offsetdrucker gleich zum Gespräch mit dem Kunden dazu. So können wir die Machbarkeit schnell abklären“, sagt er. Bei Grossbetrieben gingen Entwürfe mehrmals zwischen Kunde, Gestalter und Drucker hin und her, was viel Zeit koste.

Nah am Kunden sein

 

Die Nähe zum Kunden ist Mosimann sehr wichtig und er pflegt sie gut. Er veranstaltet zum Beispiel Druckapéros, bei denen Vereine dabei sein können, wenn ihre T-Shirts bedruckt werden. Und wenn ein Verein ein Lotto mache, dann müsse man da auch hingehen.

 

Die Kundentreue habe im Vergleich zu früher abgenommen. „Damals musste man für Drucksachen zur Druckerei, heute kann man vieles selber machen“, sagt er. „Die Kunden kamen und blieben.“ Heute könnten sie plötzlich abspringen.

"Wir verzichten auf Luxus"

 

Die grundlegenden Veränderungen der letzten Jahrzehnte schlügen auch in den Investitionen zu Buche. Druckereien investierten ständig in die neuste Technik. Auch der Umstand, dass Rimo Druck vier Abteilungen hat, zeige sich an höheren Kosten. „Dafür können wir fast alles bedrucken“, sagt Mosimann.

 

Niemand im Betrieb arbeitet 100 Prozent. „Wir verzichten auf Luxus beim Lohn“, sagt der Chef, der ebenfalls nur 80 Prozent arbeitet. „Dafür ist die Lebensqualität besser und meine Mitarbeiter sind motiviert, auch mal 120, oder dann wieder nur 60 Prozent oder abends zu arbeiten“, sagt er.

 

Die Gewinne reinvestiert Mosimann in die Firma. Beispielsweise in eine ökologische Reinigungsanlage für die benutzten Siebe. Farbreste landen damit im Recycling und nicht im Abwasser.

Zum Gewerbeeintrag der Rimo Druck AG auf BERN-OST
Zur Firmenwebseite


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 20.03.2017
Geändert: 20.03.2017
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