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Rubigen diskutiert über Generationenwohnen: Zustimmung fürs Konzept, Kritik an Erschliessung
Die geplante Überbauung «Generationenwohnen Schinzenacher» sorgt in Rubigen für Gesprächsstoff: Bei einem Dialoganlass stellten Architekten und die Baugenossenschaft Aare ihr Projekt vor, das Wohnraum für alle Altersgruppen bietet. Die meisten Fragen und Diskussionen drehten sich jedoch nicht um das Wohnkonzept, sondern um die enge Schulhausgasse als einzige Zufahrt und die Anzahl geplanter Parkplätze.
Im Rahmen des Dialoganlasses erhielten die Interessierten einen Einblick in das geplante Projekt «Generationenwohnen Schinzenacher». Anschliessend hatten sie Gelegenheit, Fragen zu stellen und ihre Gedanken zu äussern. Während der Fragerunde kamen vereinzelte Verständnisfragen und Nachfragen. Doch beim anschliessenden Austausch zeigte sich schnell: Nicht das Wohnkonzept selbst, sondern die Erschliessung über die enge Schulhausgasse und die geplante Anzahl Parkplätze sorgen für die meisten Diskussionen.
Problemkind namens Schulhausgass
Schon beim Bau der benachbarten Überbauung Anfang der 2000er-Jahre war die Schulhausgasse ein Thema. Heute macht sie ihrem Ruf als Engpass erneut alle Ehre: «Ein Kreuzen ist fast unmöglich», betonten mehrere Anwohner:innen. Besonders kritisch sehen sie die Situation während der Bauphase, da der Bauverkehr voraussichtlich ebenfalls über die Schulhausgasse geführt werden muss.
Architekt Christoph Blaser von Ramseier + Stucki Architekten, der das Projekt mitplant, relativierte die Sorge um den künftigen Verkehr: Nach Fertigstellung der Überbauung werden voraussichtlich zusätzlich etwa 45 Autos pro Tag durch die Schulhausgasse fahren – ein überschaubarer Mehrverkehr. Die Schulhausgasse dient vielen Schüler:innen als Schulweg nach Münsingen, so eine Rubigerin.
Parkplätze sorgen für Skepsis
Vor allem aber sorgte die geplante Anzahl Parkplätze für Diskussionen: Für die 29 Wohnungen sind lediglich 14 Parkplätze vorgesehen – genau ein halber Parkplatz pro Wohnung. Ein Wert, der bei den Anwesenden Skepsis auslöste. Mindestens einer der 14 neuen Parkplätze auf der Seite der Schulhausgasse soll als Besucherparkplatz zur Verfügung stehen. Von den aktuell 18 Stellplätzen auf dem Areal bleiben 16 bestehen, diese dienen den bestehenden Nutzungen.
«Autoarm soll die Überbauung sein, aber wer kontrolliert, dass die Mehrheit der Mieter kein Auto besitzen?» fragte eine Anwesende besorgt. Blaser verwies auf die Baugenossenschaft Aare, welche für die Gemeinde Rubigen das Areal überbaut, die künftige Mieter:innen auswählen wird. Ebenso kritisch sehen einige Anwesende, ob dann nicht am Strassenrand und auf dem Feld gegenüber parkiert wird, wenn zu wenig Parkplätze zur Verfügung stehen. «Da müsste ein Parkverbot hin», meinte ein Anwesender. Dies müsse die Gemeinde entscheiden, erklärte Blaser geduldig, versprach im Gegenzug die Anfahrtssituation nochmals genau zu inspizieren. Um kostengünstige Wohnungen anbieten zu können, wird auf eine Einstellhalle verzichtet.
Wohnraum für alle Generationen
Trotz dieser Sorgen begrüssten viele Anwesende das Projekt grundsätzlich. Die Baugenossenschaft Aare plant 29 Wohnungen von 1,5 bis 5,5 Zimmern – bezahlbar und für jede Altersgruppe geeignet. «Wir sind nicht gewinnorientiert», erklärte Sanna Frischknecht von der Baugenossenschaft. Statt Anteilskapital wird ein klassisches Mietzinsdepot verlangt. «Wer eine 4,5-Zimmerwohnung mit 120 Quadratmetern erwartet, den müssen wir leider entäuschen», erklärt Frischknecht: «Die Wohnungen sollen praktisch und kompakt sein.»
Architekt Christoph Blaser betonte, dass trotz Lärm durch die nahe Zugstrecke, bestehender Bauten und Hochspannungsleitung grosses Potenzial im Areal liege. Das fünfgeschossige Winkelbau-Hauptgebäude ermögliche eine harmonische Eingliederung der Überbauung in die Umgebung. Zudem sollen grosse Grünflächen und ein gemeinschaftlicher Aussenbereich den Bewohner:innen einen attraktiven Lebensraum bieten. Durch den grossen Gemeinschaftsplatz und vielen Pflanzen soll auch der Lärm der Zugstrecke minimiert und ein Ort der Begegnung geschaffen werden.
Positive Stimmung mit Forderung
Ob das Generationenwohnen letztlich als Gewinn für Rubigen wahrgenommen wird, hängt stark von der Verkehrslösung ab. Die Engstelle in der Schulhausgasse, die geringe Anzahl Parkplätze für die Überbauung und die Frage der Besucherparkplätze sorgen dafür, dass die Diskussion um Zufahrt und Parkmöglichkeiten das dominierende Thema bleibt. «Wir sind nicht gegen die Überbauung», fasste eine Anwohnerin zusammen, «aber die Zufahrt muss endlich zuverlässig geregelt werden.»
Aktuell ist die Überbauungsordnung zur Prüfung beim Kanton, anschliessend komme es zu einer öffentlichen Auflage und am Schluss hat der Gemeinderat das letzte Wort. «All die Prüfungsverfahren dauern extrem lange.» Immer wieder seien Dialoge mit der Bevölkerung geplant. «Der Bau selbst dauert dann noch etwa zwei Jahre», so Frischknecht. Ziel wäre es, dass im Frühling 2030 die ersten Mieter und Mieterinnen einziehen können.
[i] Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Erstellt:
22.08.2025
Geändert: 22.08.2025
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