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Samir Ben: Von Worb nach Le Mans

Der 20-jährige Worber Samir Ben steigt in die nächste Klasse auf. Er fährt mit seinem 460-PS-Rennwagen beim Le Mans Cup mit. BERN-OST hat mit dem Jungtalent gesprochen.

Samir Ben und der Rennwagen von letzter Saison. (Foto: zvg)
Der Worber Samir Ben fährt gerne schnell. Aber nur auf der Rennstrecke. (Foto: Rolf Blaser)
Blick ins Cockpit des LMP3-Rennautos. (Foto: zvg)
Mit bis zu 270 km/h ist Samir Ben auf der Strecke unterwegs. (Foto: zvg)

«Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mitzufahren, war schon immer mein Traum», sagt Samir Ben. Der junge Mann ist seinem Traum einen Schritt nähergekommen. Zwar startet er noch nicht beim berühmten 24-Stunden-Rennen, aber er fährt mit beim «Michelin Le Mans Cup». Dass er es dorthin geschafft hat, ist nicht selbstverständlich.

 

Vom Go-Kart in die Formel-4

Als Siebenjähriger hat Samir seinen ersten Go-Kart bekommen. «Ich bin am Hangweg in Worb mit allem gefahren, was Räder hatte. Das faszinierte mich schon damals.» Über die Jahre wurden die Go-Karts grösser und schneller. Samir konnte bei der Schweizermeisterschaft teilnehmen und fuhr in seinen ersten beiden Saisons auf den zweiten Rang. Vom Go-Kart wechselte er in die Formel-4.

 

Faire Bedingungen 

Die Geschwindigkeit fasziniert Samir Ben bis heute. Aber nicht nur dies: «Sich mit anderen auf hohem Niveau zu messen, ist eine Riesenherausforderung.» In den Kategorien, in denen Samir Rennen fährt, seien alle Rennwagen gleich schnell. «Vor dem Start darf man keine Schraube mehr drehen, ohne dass Offizieller zusieht.» Auch bei einem Radwechsel werde den Mechanikern auf die Hände geschaut, damit nicht versteckt am Motor etwas geschraubt werden kann.

 

Von Worb nach Paris

Samir fuhr so schnell, dass ein französischer Rennstall auf ihn aufmerksam wurde. Nach einer Saison beim Team Graff in Paris folgt jetzt der nächste Schritt. Neu startet der junge Worber für das Schweizer Team Haegeli T2 Racing aus dem Bündnerland. Dank diesem Team kann er beim «Michelin Le Mans Cup» teilnehmen. Samir sagt: «Das sind zweistündige Rennen bei den wir zu zweit fahren und uns abwechseln.» Samir fährt zusammen mit dem 56-jährigen Fahrer Pieder Decurtins, der Mitbesitzer des Rennstalls ist.

 

Traumjob Rennfahrer

Das Ziel von Samir Ben ist: «Dass ich vom Rennsport leben kann und nicht nebenbei noch arbeiten muss.» Zurzeit besucht der 20-Jährige noch die Feusi Handelssportschule und  absolviert ein Praktikum bei der Firma Businesscom in Biglen, die ihm entgenkommt und ihn unterstützt. Preisgelder gebe es noch keine und Sponsoren zu suchen sei schwierig. «Erst kam Corona, dann der Krieg und heute sind Firmen zurückhaltend beim Sponsern von Verbrennungsmotoren», so Samir.

 

Und die Formel-1?

Dass ein junger Schweizer Fahrer es bis in die Formel-1 schafft, sei unrealistisch. «Ich fahre jetzt bei den geschlossenen Rennwagen, ein Wechsel von dort zur Formel-1 ist unwahrscheinlich. Bei der Formel-2 benötigt man 2.6 Millionen Franken, um eine Saison mitfahren zu können. Da fehlt uns das Geld.» Samir wird nun im «Michelin Le Mans Cup» aufs Gaspedal drücken.

 

Im selben Cup, in dem ein anderer Schweizer mitfährt. Neel Jani, ehemaliger Testfahrer beim Formel-1 Team von Sauber Petronas, gewann vor Jahren die 24 Stunden von Le Mans. Samir Ben kann zeigen, was er kann, und wer weiss, vielleicht ruft eines Tages Ferrari an und braucht einen Testfahrer für die Formel-1.

 

Ab nach Barcelona

«Wer weiss», lacht Samir, «wenn ich den Le Mans Cup gewinne, besteht die Chance, dass Sponsoren auf mich aufmerksam werden.» Bis es so weit ist, muss der junge Fahrer Resultate liefern. Auf dem Plan stehen nächstes Jahr Rennen in Barcelona, Mugello (I) und Le Mans.

 

[i] Dieses Jahr fuhr Samir Ben im LMP3 Rennauto fürs Team Graff aus Paris. Er startete bei zwei Rennen im Ultimate Cup in Le Castellet und Hockenheim. Danach fuhr er beim Michelin Le Mans Cup im belgischen Spa und in Portimao (P). Künftig fährt er fürs Schweizer Team Haegeli T2 Racing Switzerland. Der Rennwagen hat einen 4.6 Liter V8 Motor mit 460 PS.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.12.2023
Geändert: 18.12.2023
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