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Er brennt für seinen Job: "Obstler soll wieder populär sein"

Christoph Fankhauser macht mit seiner Mostchopf GmbH in Bigenthal Schnaps. Als Lohnbrenner versorgt er die Obstbauern. Doch seine Leidenschaft gilt den eigenen Produkten. "Old Cherry" und Co. sind modern interpretierte Obstler, die der Walkringer unter das Volk bringen will.

Video: Adrian Kammer
Die Kirschen im Innenraum der Anlage. (Bild: Christoph Fankhauser)
Christoph Fankhauser mit dem fertigen Destillat. (Bilder: Adrian Kammer)
Obstler werden modern interpretiert.

Kisten voller Obst stehen vor dem alten Bauernhaus im Zentrum von Bigenthal. Doch anders als der Name Mostchopf vermuten lässt, wird hier nicht gemostet. Der gebürtige Walkringer Christoph Fankhauser brennt Obstler unter dieser Marke. Die GmbH gründete er Ende 2018.

 

Vom Bäcker zum Brenner

Schon als Kind konnte Fankhauser beim Brennen von Obst auf dem Bauernhof bei seiner Grossmutter dabei sein. Später wurde es zum leidenschaftlichen Hobby. Ursprünglich lernte er jedoch Bäcker/Konditor in Biglen bevor er zu einer grösseren Bäckereikette nach Bern wechselte. Nach dem Abschluss der Berufsmaturität arbeitete er bei der Jumi AG als Buchhalter und im Verkauf, wo er zuletzt noch Teilzeit beschäftigt war, bevor er sich nur noch auf Mostchopf konzentrierte.

 

Zwischenzeitlich musste er provisorisch Schiffscontainer mieten, um die Brennanlage unterzubringen. "Das war eine mühsame Zeit, besonders im Winter. Da musste ich schon mal den Schnee wegschaufeln oder die Anlage mit dem Bunsenbrenner auftauen", erinnert sich der 31-Jährige. Im Sommer 2019 kaufte er sich dann das grosszügige Bauernhaus in Bigenthal und machte sein alkoholisches Hobby endgültig zum Beruf. "So ein Schritt ist immer ein Risiko", meint Fankhauser. Er habe es sich aber wohl überlegt und bis jetzt laufe es auch gut.

 

Vielfältige Aromatik der Früchte

Den Hauptanteil des Geschäfts macht zurzeit die Lohnbrennerei aus. Fankhauser produziert Schnaps für Bauern aus der Umgebung, hat aber auch Kunden aus Freiburg oder dem Aargau. Er besitzt zusätzlich noch eine Gewerbebrennlizenz. Damit verkauft er eigene Obstschnaps-Kreationen an Gastbetriebe. Diese tragen Namen wie "Old Cherry" oder "Minz Sturm". Das sind Liköre, die inbesondere für das Mixen von Drinks gedacht sind. Im Sortiment finden sich ebenso Klassiker wie "Vieille Prune" im modernen Kleid oder ein Ingwerschnaps. "Den muss man heutzutag fast anbieten. Ingwer ist allgemein sehr im Trend", sagt Fankhauser. Er hat aber noch weitere Ideen für die Zukunft. So möchte der Brenner zum Beispiel demnächst auch mit Quitte experimentieren.

 

"Mein Ziel ist es, den Obstler wieder populärer zu machen. Vor allem auch in der Stadt", so Fankhauser. Dem Fruchtschnaps hafte immer noch etwas Altmodisches an und das möchte er ändern. Einige Zeit interessierte sich der Walkringer mehr für Whisky, besann sich dann aber wieder auf seine Wurzeln und entdeckte die Faszination des Obstes von Neuem. "Es ist diese Vielfalt der Aromatik der Früchte. Und der Alkohol wird direkt aus dem Produkt gewonnen. Bei vielen anderen Schnäpsen wird Industriealkohol verwendet", erklärt Fankhauser.

 

Trotz Corona genug zu tun

2020 ist auch für die Mostchopf GmbH ein spezielles Jahr. "Es ist ein gutes Obstjahr und es gab viel Ertrag", sagt Fankhauser. Auch wenn seine Branche nicht so schlimm von der Coronakrise betroffen sei wie andere, bekam auch er die Folgen zu spüren. Bis zum Lockdown war noch ein Mitarbeiter mit 40 Prozent im Verkauf bei der Mostchopf GmbH angestellt. Weil die Gastrobetriebe seither zu kämpfen haben, musste Fankhauser ihn gehen lassen. Doch er hat einen Plan: "Bis im Dezember gebe ich jetzt Vollgas beim Brennen und hoffe, dass sich die Situation auf das Frühjahr hin wieder normalisiert."

 

[i] In unserem Video zeigt Christoph Fankhauser den Destilliervorgang anhand seiner Brennanlage


Autor:in
Adrian Kammer, adrian.kammer@bern-ost.ch
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Erstellt: 26.10.2020
Geändert: 26.10.2020
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