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Brand Bigenthal: Lerch hätte sowieso gehen müssen

Die Schreinerei von Ernst Lerch (60) in Bigenthal brannte vor etwas mehr als zwei Monaten komplett nieder. Ein Wiederaufbau kommt für ihn nicht in Frage. Auch für Gebäudeeigentümer Walter Stalder ist eine Rückkehr Lerchs ausgeschlossen. Er hatte Lerch bereits vor dem Brand gekündigt.

Nur noch ein Ein-Mann-Betrieb: Ernst Lerch verlor beim Brand in Bigenthal seine gesamte Schreinerei. (Bild: Archiv BERN-OST)

"Die Schreinerei war mein Lebenswerk und jetzt ist es nirgends mehr," sagt Lerch, der die aktuelle Situation als sehr belastend empfindet. Er habe unterdessen allen Mitarbeitenden gekündigt, diese hätten aber alle bereits eine neue Stelle. Auch den Stift habe er umplatzieren können. Hängige Aufträge musste er extern fertig machen lassen.

 

"Ich fahre nun im kleinen Stil weiter und pflege meine bestehende Kundschaft", sagt er. Dafür hat er in Hasle-Rüegsau eine kleine Werkstatt gemietet. Grosse Objekte könne er aber nicht mehr machen.

 

CNC-Daten verbrannt

In seinem Alter lohne sich ein Wiederaufbau nicht mehr, sagt der 60-Jährige. "Der grösste Verlust sind unsere Daten von der CNC-Maschine, welche verbrannt sind," sagt er. Die Pläne für die automatische Herstellung von Bauteilen hätten sie immer wieder verbessert und angepasst. "Da stecken Stunden um Stunden an Arbeit drin", so Lerch.

 

"Die meisten der digitalen Daten sowie die Datensicherung sind wegen eines unglücklichen Zufalls verbrannt", erzählt Lerch. "So müssten wir wieder bei Null anfangen", sagt Lerch. Unter diesen Umständen habe auch sein Sohn René Lerch am Wiederaufbau gezweifelt.

 

Warten auf den Polizeirapport

Auch für Lerch gilt zudem, worunter die Hofer & Baumann Gartenbau GmbH leidet (BERN-OST berichtete): "Solange der Polizeirapport nicht da ist, händigt die Versicherung nichts aus," sagt er. Die Polizeiuntersuchungen sind immer noch im Gang und das Gelände darf weder von den Mietern und dem Eigentümer, noch von den Versicherungsleuten besichtigt werden.

 

Die Ausfallversicherung habe zwar bereits einiges bezahlt, was sie bezahlen müsse, aber es gebe noch offene Posten. "Ich habe einen Anwalt genommen, um mit der Ausfallversicherung zu verhandeln", sagt Lerch. Bis diese Verhandlungen abgeschlossen seien, könne es aber ein Jahr dauern.

 

Stalder arbeitet weiter

Lerch ist der einzige der drei beim Brand Geschädigten, der seine Firma nicht im bisherigen Umfang weiterführen kann. Hofer & Baumann fanden für ihr Lager eine Zwischenlösung, bei der W. Stalder AG hält sich der materielle Verlust in Grenzen.

 

"Unser Material war grösstenteils unterwegs", sagt Transportunternehmer Walter Stalder. Damit meint er seine LKWs, Mulden und Bagger. Von letzteren verbrannten ihm drei von insgesamt sechzehn Stück. Zudem verlor er die Garage. Diesen Verlust überbrücke er, indem er Garagenarbeiten extern in Auftrag gebe. Der Betrieb sei zwar eingeschränkt, aber die Firma müsse laufen, sagt Stalder: "Sonst gibt es uns nicht mehr."

 

Stalder: "Da muss ein Schuldiger her."

Stalder hofft, dass die Polizei die Brandursache herausfindet. "Es ist auch eine finanzielle Frage. Da muss ein Schuldiger her", sagt er. Klar ist für ihn bereits, dass er alles wieder aufbauen wird. "Hofer und Baumann können wieder kommen", kommentiert er den Wunsch, den diese bereits gegenüber BERN-OST geäussert hatten.

 

Wer nicht wiederkommen wird, ist Lerch. Es war aber bereits vor dem Brand klar, dass er den Standort verlassen würde. "Ich habe ihm auf Ende Jahr gekündigt", bestätigt Stalder.

 

Streit um Holzschnitzel

Dabei ging es um Differenzen zwischen Stalder und Lerch bezüglich der Schnitzelheizung, wie beide Seiten berichten. Stalder und Lerch beschuldigen sich gegenseitig, ungeeignetes Material in den Schnitzelbunker gefüllt zu haben, wodurch die Heizung nicht richtig funktionierte. Gemäss Stalder schwelte der Konfilikt während etwa acht Jahren vor sich hin.

 

Lerch hätte allerdings bereits einen neuen Standort gehabt. "Auf den ersten Januar hätten wir beim Möbelhaus Bleuer in Biglen einziehen sollen", sagt er. Just in jenes Lokal, in dem nun Baumann & Hofer untergekommen sind. Der Plan platzte.

 

Stalder will keinen neuen Mieter anstelle von Lerch. "Wir brauchen die Räume nun selber, Baumann und Hofer können die freie Halle haben, wenn sie wollen", sagt Stalder.

 

Rätseln über die Brandursache

Weder Lerch noch Stalder haben eine Vermutung, wie es zum Brand gekommen ist. "Was ganz sicher ist, ist, dass er im Keller unter den Räumen von Stalder ausbrach und nicht bei uns", sagt Lerch. Dort sei auch die Schnitzelheizung gewesen.

 

Dies bestätigt Stalder. "Der Schnitzelbunker war aber an einem ganz anderen Ort", sagt er. Zudem sei die Heizung zu dem Zeitpunkt ausgeschaltet gewesen. "Für das Warmwasser hatten wir einen elektrischen Boiler", sagt er. Auch Gas hätten sie nicht gehabt.


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 13.10.2018
Geändert: 13.10.2018
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