Schützenfahrbrücke: Es wird immer gefährlicher

«Der Zustand der Schützenfahrbrücke hat sich klar verschlechtert», zieht Gemeinderätin Thekla Huber (SP) an der letzten Parlamentssitzung Bilanz. Nun sei auch der Brückenkörper selber betroffen. Die Unterkonstruktion rostet.

Fundamente werden dünner

Vergangenen Dezember wurden bei Tauchgängen, wie bereits vor einem Jahr, Fotos der Pfeiler gemacht. Beim Anblick der Bilder wird einem mulmig: Der Beton der Pfeiler ist mittlerweile so stark abgetragen, dass man die Bewehrungseisen sieht. Bereits ein Jahr zuvor zeigte sich eine starke Abrasion. «Der Querschnitt der Fundamente ist seit da kleiner geworden, die Bewehrungseisen sind immer mehr freigelegt», so Huber. Während der westliche Pfeiler noch in Ordnung sei, sie der Zustand desjenigen auf der Seite der Badi «zunehmend alarmierend». «Dort ist die Fliessgeschwindigkeit des Wassers grösser, was das Ganze beschleunigt.»

Anprallschutz verschoben

Letztes Jahr wurde bei den Pfeilern ein provisorischer Anprallschutz als Sofortmassnahme gebaut. Er sollte die Pfeiler vor weiteren Schäden bewahren. «Rein durch die Strömung hat sich der Anprallschutz verschoben», so Huber. Er werde nun wieder gerichtet, um seine Funktion zuverlässig erfüllen zu können.

Weiterhin wird die Brücke gesperrt, sobald das Wasser die rote Markierung erreicht. Diese befindet sich 1.8 Meter unterhalb der Unterkante der Brücke.

Beschwerdeverfahren läuft noch

Die Gemeinde möchte die Brücke schon lange ersetzen. Aktuell ist aber eine Beschwerde gegen den Gesamtbauentscheid hängig (BERN-OST berichtete). Die Vogelschutzorganisation BirdLife stellt grundsätzlich in Frage, ob es die Brücke braucht. Aus «umwelttechnischen Gründen» lehnt sie die Brücke am neuen um 12 Meter verschobenen Standort ab. Zudem sieht sie in der geplanten Konstruktion eine Gefahr für die Vögel: Sie könnten im Flug mit den gespannten Drähten und Seilen zusammenprallen. Wann das Beschwerdeverfahren abgeschlossen ist, kann Huber nicht sagen.

[i] In einer Medienmitteilung vom Samstagmorgen teilt der Gemeinderat Münsingen mit, dass die Beschwerde von BirdLife gegen die Baubewilligung „Ersatz Schützenfahrbrücke“ abgewiesen worden sei. Es gelte die Frist von 30 Tagen abzuwarten, bis klar sei,  ob der Entscheid rechtskräftig sei oder ob er von der Beschwerdeführerin an das Verwaltungsgericht weitergezogen werde.

Gestützt auf Facheinschätzungen stehe fest, dass die vorgesehenen Massnahmen ausreichten, um die geplante Brücke mit Schrägseilen zu bauen. Zum Schutz der Vögel seien schwarz-weisse Bälle als Markierung an den Seilen vorgesehen. Dies werde von der Vogelwarte Sempach nach aktuellem Stand des Wissens empfohlen. Zudem werde für einen ausreichenden Schutz der wildlebenden Säugetiere und Vögel vor Störung gesorgt.

Ob nun im Herbst 2023 mit dem Bau der Brücke begonnen werden könne, sei noch offen und hänge im Wesentlichen davon ab, ob BirdLife Schweiz den Entscheid an die nächste Instanz weiterziehen werde.