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Schule Worb: Es war ein Missverständnis

Letzte Woche schrieben wir über einen Mann, der Schulkinder angesprochen haben soll. Die Meldung warf hohe Wogen in der ganzen Region. Jetzt stellte sich heraus: Es war ziemlich sicher ein Missverständnis.

Entwarnung in Worb: Die Schulkinder können den Schulweg wieder ohne Angst unter die Füsse nehmen. (Symbolbild: pixabay)

Ein unbekannter Mann habe in einem Worber Quartier Schulkinder, die für einen Orientierungslauf trainierten, angesprochen. Diese Meldung ging wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien und die Whatsapp-Gruppen und verursachte einige Aufregung. Inzwischen kann Entwarnung gegeben werden.

 

Das sagt der Mann

Eine Woche nach dem Vorfall - am Dienstagabend - meldete sich ein Worber bei uns auf der Redaktion: Er sei wohl dieser Mann gewesen. Er habe am Montag mit dem Auto in der Promenadenstrasse angehalten und zwei Jungs gegrüsst und gefragt, ob sie etwas suchen. Einer der Jungs habe gesagt, sie suchten einen Hydranten. «Daraufhin habe ich ihnen gesagt, wo der nächste Hydrant steht.» Die Kinder hätten geantwortet, dort seien sie bereits gewesen. Daraufhin hätten sie weitergesucht und er selbst sei weitergefahren. Bald darauf sei er allerdings von der Polizei aufgesucht und intensiv zum Ablauf der Geschehnisse befragt worden, erzählt er. 

 

Das sagt die Polizei

So die Schilderung des Mannes. Die Kantonspolizei Bern bestätigt gegenüber BERN-OST einzig: «Wir konnten den Mann ausfindig machen. Unsere Ermittlungen ergaben, dass es sich beim geschilderten Vorfall ziemlich sicher um ein Missverständnis handelte.» So die Ausführungen der Polizei. Ob die Polizei danach nochmals mit den Kindern gesprochen habe, konnte der Sprecher nicht beantworten.

 

Was sagt die Schule?

Die Schulleiterin des Schulhauses Wyden, wo die betroffenen Fünftklässler zur Schule gehen, war bis zum Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Fakt ist: Die Meldung sorgte für riesigen Aufruhr – und wurde nun quasi zurückgezogen. So wie es jetzt klingt, ist nichts passiert und hat sich dennoch zum grossen Thema entwickelt: Ein Mann hat mit zwei Jungen gesprochen. Die Jungs erzählten dies der Lehrperson, und diese informierte die Schulleitung. Diese wiederum meldete den Vorfall der Polizei und orientierte alle Eltern – so läuft das Standardprozedere. Einige Eltern leiteten die Info an die Medien weiter, worauf diese wiederum die Meldung verbreiteten.   

 

Die Lawine rollte ...

Damit war eine Lawine ins Rollen geraten, und die Meldung verbreitete sich weit über die Schule Worb hinaus. Am Mittwochmittag meldete sich deshalb eine Mutter aus Zäziwil bei uns und erzählte, wie sich die Meldung letzte Woche wie ein Lauffeuer bei den Eltern in der ganzen Region verbreitet habe – zuerst über sämtliche Chat-Kanäle und Facebook, dann noch durch die Medien bis hin zu Tele-Bärn: «Man hätte meinen können, es sei etwas wahnsinnig Schlimmes passiert.»

 

... und das Thema beschäftigte Viele

Sie selbst habe vorsichtig reagiert und versucht, den Ball zunächst flach zu halten. «Aber die Kinder beschäftigt dieser Fall dennoch extrem, das kann man gar nicht von ihnen fernhalten.» Deshalb hat sie mit ihrer Tochter den Vorfall thematisiert, ihr noch einmal auf den Weg gegeben, in solchen Situationen den gesunden Menschenverstand walten zu lassen und wiederholt, wie sie sich in einem solchen Fall verhalten könnte.

 

Jetzt können die Wogen geglättet werden

Dennoch merkt sie, dass das Thema ihrer Tochter zu denken gibt – und offensichtlich vielen anderen Kindern und Eltern, denn offenbar hat sich die Nachricht über «den Vorfall» unaufhaltsam weiterverbreitet: «Ein paar Tage später habe ich gehört, der Mann sei jetzt in Konolfingen gesichtet worden.» Die Mutter meldete sich – wie andere Leserinnen und Leser auch – deshalb bei uns mit der Bitte, die entfachten Wogen wieder zu glätten. Auch eine andere Leserin, die in der Nähe einer Schule wohnt, schrieb uns: «Diese Newsmeldung löste einige Bedenken in der Region aus.» Viele Eltern hätten sich besorgt geäussert und seien schockiert. «Die Angst bleibt weiterhin und ist bei vielen spürbar.»

 

Sinnvolle Sensibilisierung

Die Polizei gibt keine Meldungen heraus à la «Dieser Vorfall erwies sich als ein Missverständnis», sie meldet jeweils nur den Vorfall an sich. Aber auf Nachfrage wurde jetzt bestätigt, dass besorgte Eltern aufatmen können. Vielleicht hat dieser Vorfall unnötig viel Wind entfacht, er hat aber Eltern die Gelegenheit geboten, ihre Kinder für solche Gefahren zu sensibilisieren. Und ihnen gemäss Broschüre der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) sinnvolle Verhaltenstipps zu geben.

 

Anmerkung: In einer ersten Version schrieben wir, ein Schüler habe den Vorfall den Eltern gemeldet. Das stimmt nicht, sondern die Schüler haben es ihrer Lehrperson gemeldet und diese informierte die Schulleitung.


Autor:in
Rolf Blaser/Claudia Weiss, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 03.09.2025
Geändert: 04.09.2025
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