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Schulraum Wichtrach: Es geht um sehr, sehr viel Geld

In Wichtrach wird der Schulraum knapp. Deshalb hat der Gemeinderat am Mittwochabend aufgezeigt, wie und wo die Kinder und Jugendlichen künftig zur Schule gehen. Kaum war die Präsentation beendet, brachten sich die Gegnerinnen und Gegner in Position.

Bruno Riem: "In zwei bis drei Jahren haben wir zu wenig Schulraum." (Foto: picswiss.ch)
Bruno Riem: "Am 18. Juni wird abgestimmt. Der Volkswillen wird umgesetzt." (Foto: Rolf Blaser)
Das Schulhaus am Bach wurde 1830 gebaut. (Foto: rolandzumbuehl.ch/picswiss.ch)
Architekt René Feller: "In einer ersten Etappe fehlen 1300 Quadratmeter Schulraum, in einer zweiten Phase 800 Quadratmeter." (Foto: Rolf Blaser)
Das Schulhaus Stadelfeld wurde in den 1970er Jahren gebaut. (Foto: rolandzumbuehl.ch/picswiss.ch)

"Es besteht hoher Sanierungsbedarf, es fehlt an Schulraum", sagt Gemeindepräsident Bruno Riem zu Beginn. Heute besuchen die Kinder der Unterstufe in Wichtrach zwei Schulhäuser und fünf Kindergärten. Der Gemeinderat hat drei Varianten präsentiert, wie die Schule in Zukunft aussehen könnte.

 

Weichen jetzt stellen

"Es geht um sehr, sehr viel Geld," mit diesen Worten eröffnet Architekt René Feller von den ANS-Architekten seinen Vortrag. Die Weichen sollen im Juni bei der Abstimmung über die drei Varianten gestellt werden.

 

Früher dezentral – heute zentral?

Dass Schulhäuser und Kindergärten an fünf verschiedenen Standorten liegen, hat einen historischen Grund. Vor der Fusion 2004 war Wichtrach in Ober- und Niederwichtrach geteilt. Oberwichtrach ist der Ortsteil mit dem Bahnhof und dem Schulhaus Stadelfeld. Niederwichtrach liegt rund um die Bernstrasse mit dem Schulhaus am Bach.

 

Wenig Spielraum am Bach

Heute sind im Schulhaus am Bach vier Klassen und ein Kindergarten untergebracht. Das Schulhaus wurde 1830 gebaut, die Mehrzweckhalle 1978. Beim Schulhaus sei die Kapazitätsgrenze erreicht. Die Räume seien zu dunkel und zu klein, es fehlten geeignete Räume für den Ausbau, die Gänge seien eng. Zudem sei es schwierig das Schulhaus baulich an die heutigen Standards anzupassen. Auch der Platz ums Schulhaus sei begrenzt und könne nicht vergrössert werden.

 

Stadelfeld bietet Möglichkeiten

Im zweiten Unterstufenschulhaus Stadelfeld sind zehn Klassen, zwei Kindergärten und die Tagesschule beheimatet. Das Schulhaus wurde in den 1970er Jahren gebaut, 2016 wurde es um einen Anbau erweitert. Das Schulhaus biete mehr Platz, zeitgemässe, helle Räume, eine geeignete Aussenanlage, viel Grün und einen Pausenplatz. Zudem befinde sich das Schulhaus Stadelfeld am Rand des Siedlungsgebiets, was Möglichkeiten zum Ausbau biete.

 

Drei Varianten zur Abstimmung

"Es geht noch nicht um Bauprojekte, sondern wie und wo soll sich die Schullandschaft weiterentwickeln", betont Gemeindepräsident Riem den Inhalt der drei Varianten. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Wichtrach entscheiden noch nicht wie die Schule ausgebaut wird, sondern wo und an vielen Standorten die Schule stehen soll.

 

Strategie 1 – 25 bis 32 Millionen Franken

  • Alle fünf Standorte werden beibehalten und saniert. Das Schulhaus Stadelfeld wird erweitert.
  • Vorteil: Kurze Wege bleiben.
  • Nachteile: Hohe Investitionen für nur vier Klassen im Schulhaus am Bach, fehlende Räume und Anforderungen an zeitgemässen Schulausbau nicht erfüllt. Hohe Betriebskosten.
  • Grobe Kostenschätzung: 25.5 Millionen Franken (Kostengenauigkeit: +/- 25 Prozent), das heisst, es könnte bis zu 32 Millionen Franken kosten.

 

Strategie 2 – 33 bis 42 Millionen Franken

  • Drei Kindergärten beibehalten, Primarschule im Stadelfeld zentralisieren, Aufhebung des Standorts am Bach.
  • Vorteile: Schulraum, der den heutigen Bedürfnissen entspricht. Mehr Flexibilität, da Schule nur noch an einem Ort. Ertrag aus Verkauf eines Teils der Liegenschaften,  ca. eine Million.
  • Nachteile: Konzentration an einem Standort, längere Schulwege, eventuell Schülertransporte, die nötig werden. Bautätigkeit im Stadelfeld. Verlust Schulhaus am Bach in Niederwichtrach.
  • Grobe Kostenschätzung: 33.6 Millionen (Kostengenauigkeit: +/- 25 Prozent), das heisst, es könnte bis zu 42 Millionen Franken kosten.
  • Die Arbeitsgruppe, welche eingesetzt wurde, um die Standorte zu evaluieren, empfiehlt diese Strategie zur Annahme.

 

Strategie 3 – 34 bis 42 Millionen Franken

  • Komplette Zentralisierung der Schule und der Kindergärten im Stadelfeld.
  • Vorteile: Neuer Schulraum, an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Ertrag aus Verkauf Schulhaus am Bach höher, da gesamtes Areal verkauft würde, Schätzung 2.8 Millionen Franken.
  • Nachteile: Kindergärten wären nicht mehr in den Quartieren, längere Schulwege, ev. Schülertransporte nötig.
  • Grobe Kostenschätzung: 33.9 Millionen (Kostengenauigkeit: +/- 25 Prozent), das heisst, es könnte bis zu 42.5 Millionen Franken kosten.

 

Kritik in der Fragerunde

Bei der anschliessenden Fragerunde war der Tenor klar. Viele Bürgerinnen und Bürger sorgen sich um den Verlust des Schulhauses am Bach. Eine Frau äusserte ihre Bedenken: "Wenn ich Ihnen zuhöre, scheint es keine andere Lösung zu geben. Hier am Bach wurde gar nichts geprüft. Warum fehlt ein Ausbau des Schulhauses am Bach in der Strategie?" Worauf Architekt Feller antwortete: "Ein Neubau am Bach macht wenig Sinn, weil zu wenig Platz vorhanden ist. Auch ein Ausbau ist schwierig, da der Bau sehr alt ist und man aus statischen Gründen kaum Spielraum hat, daraus ein zeitgemässes Schulhaus zu bauen."

 

Finanzierung noch kein Thema

Kritisiert wurde auch, dass die Finanzierung noch nicht geklärt sei oder wie die Verkehrsströme und Schulwege in Zukunft aussehen werden. Gemeindepräsident Bruno Riem: "Lasst euch nicht vom Geld leiten, sondern entscheidet, welches die bessere Lösung für die Schule ist, darum geht es. Dass dies eine Steuererhöhung zur Folge haben wird, sollte allen klar sein." Am 18. Juni kann die Stimmbevölkerung von Wichtrach an der Urne abstimmen, welche Strategie verfolgt werden soll.

 

[i] Die Zahlen für die möglichen Baukosten stammen laut Riem aus einer Zustandsanalyse vom Mai 22, diese sind noch nicht an die seither gestiegenen Baukosten angepasst.


Autor:in
Rolf Blaser, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 27.01.2023
Geändert: 31.03.2023
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