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Schwingen: «Ich hatte schon beim Aufstehen ein gutes Gefühl»

Wo es in anderen Sportarten um Medaillen oder Pokale geht, kämpfen die Schwinger um Kränze aus künstlichen Eichenblättern. Drei Schwinger aus der Region durften in diesem Sommer zum ersten Mal vor die Ehrendamen knien und einen Kranz empfangen.

Reto Walther gewann am Mittelländischen Ende Mai den ersten Kranz. (Bild: Barbara Loosli)
Lukas Dällenbach am Mittelländischen mit dem ersten Kranz. (Bild: Barbara Loosli)
Simon Wüthrich mit dem ersten Kranz am Emmentalischen Schwingfest in Langnau. (Bild: Barbara Loosli)
Reto Walther im Schwingkeller in Bolligen. (Bild: Valentin Bundi)
Lukas Dällenbach im Training. (Bild: Valentin Bundi)
Reto Walther (unten) am Mittelländischer. Der dritte Gang gegen Marco Iseli endete gestellt. (Bild: Barbara Loosli)

Vielleicht träumt jeder Schwinger insgeheim vom Königstitel, hofft jede Schwingerin, irgendwann Königin zu werden. Ganz sicher aber hoffen alle, mindestens einmal in ihrer Karriere eine Krone aus künstlichem Eichenlaub aufgesetzt zu bekommen. Wer es an einem Berner Gaufest, wie dem Emmentalischen oder dem Mittelländischen, in die vorderen 15 bis 18 Prozent schafft, wird von Ehrendamen gekrönt, bekommt ein Sternchen hinter dem Namen und ist fortan ein «Kranzer».

 

Erfolgreich am Mittelländischen

Bisher haben in diesem Jahr drei Schwinger aus der Region Bern-Ost ihren ersten Kranz gemacht. Ende Mai am Mittelländischen erfolgreich waren Reto Walther und Lukas Dällenbach vom Schwingklub Worblental. Walther, Adrians Bruder, gewann den Kranz mit vier gewonnenen und einem gestellten Gang auf Rang fünf, nachdem er nach fünf Gängen gar noch Zweiter war, auf Entscheid der Einteilung aber nicht in den Schlussgang kam. Nur einen Rang dahinter platzierte sich Lukas Dällenbach mit ebenfalls vier Siegen aber auch zwei Niederlagen.

 

BERN-OST hat sie im Schwingkeller besucht. Sie erzählten von dem Tag, an dem sie Neukranzer wurden, was sie sich von der weiteren Schwingsaison erhofften und wie sie abseits von Schwingkeller und Kampfarena leben. Trainiert werden die beiden von Willy Graber, 110-facher Kranzgewinner und fünffacher Eidgenosse aus Bolligen.

 

Gutes Gefühl an schon am Morgen

Er sei sehr positiv gestimmt angetreten, habe schwingerisch nichts zu verlieren gehabt und dann sei einfach alles aufgegangen, erzählt Reto Walther. Am wenigsten erwartet habe er den Sieg über Leandro Nägeli im fünften Gang. «Aber dann hat es doch geklappt». Dass er da um den Schlussgang schwingt, sei ihm gar nicht bewusst gewesen. Dass er diesen dann nicht schwingen durfte, habe ihn nicht gewurmt. «Es hat keinen grossen Unterschied gemacht». Ein Sieg wäre auch eher unwahrscheinlich gewesen, der Gegner hiess Fabian Staudenmann.

 

«Ich hatte schon beim Aufstehen ein gutes Gefühl». Wie Walther ist auch Dällenbach mit einem «Zähni» gestartet. Einem sehr schnellen dazu, gefolgt von einer fast ebenso schnellen Niederlage gegen John Grossen. Die Gänge drei, vier und fünf seien dann strenger gewesen, doch er gewann und hatte den Kranz damit in der Tasche, die Niederlage im letzten Gang änderte daran nichts mehr. Ein Déja-vu hatte Dällenbach nach dem vierten Gang. Er lag, wie schon am Seeländischen, auf Rang drei. Damals folgten zwei Niederlagen, diesmal gab es den Kranz.

 

Dass es nicht einfach würde, gegen die breite und starke Spitze der Berner den Kranz zu bestätigen, wissen die beiden. Beiden gelang es bisher in dieser Saison noch nicht, auf eine Teilnahme am Eidgenössischen müssen sie also noch drei weitere Jahre warten. Eine letzte Chance in diesem Jahr ist für Walther auf dem Brünig, wo es für den Kranz gleich auch noch ein zweites Sternchen gäbe.

 

Abseits der Schwingarena

Nebst mehren Trainings pro Woche, im Klub, in Zusammenzügen des Mittelländischen und des Bernischen Schwingverbands und in privaten Trainingsgruppen, sind Walther und Dällenbach auch beruflich beschäftigt. Walther ist gelernter Koch und arbeitet in einem Altersheim in Burgdorf. Er lebt in Habstetten in einem eigenen Studio im Elternhaus. Dällenbach hat soeben die Ausbildung zum Milchtechnologen abgeschlossen. Er wohnt noch zuhause, gemeinsam mit einer Zwillingsschwester. Beide haben zurzeit keine Freundin.

 

Dällenbach am Emmentalischen

Am Emmentalischen vom 7. Juli folgte dann der dritte Neukranzer aus der Region: Simon Wüthrich vom Schwingklub Zäziwil besiegte in Langnau vier seiner Gegner, drei davon Kranzer, und erreichte Rang 8a. Der 23-Jährige Heimiswiler gewann 2021 den Lüderen-Schwinget.

 

Die Eidgenössischen

Einen zweiten Stern, bei den Männern ein Kranz an einem Teilverbands- oder Bergfest, bei den Frauen ein Kranzfestsieg, konnte in diesem Jahr noch niemand aus der Region erschwingen. Chancen dafür gibt es an den anstehenden Bergfesten auf dem Weissenstein und auf dem Brünig. Um den dritten Stern geht es schliesslich im August, an den Eidgenössischen Schwingfesten. Bei den Frauen wird am 24. August die Jahresbeste zur Königin gekrönt, nur sie wird den dritten Stern bekommen. Bei den Männern gibt es ihn für einen Kranz am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest am 30./31. August in Mollis, Glarus.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 24.07.2025
Geändert: 24.07.2025
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