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Neukranzer Michael Moser: "Mit Kraft murksen, das mache ich nicht so gern"

Der sechzehnjährige Michael Moser aus Arni schwingt schon sein halbes Leben - fast immer obenaus. Am Mittelländischen vor knapp drei Wochen gewann er seinen ersten Kranz. BERN-OST hat sich mit ihm unterhalten.

Neukranzer Michael Moser schwingt schon sein halbes Leben - fast immer erfolgreich.
Michael Moser zuhause in Arni. (Bild: Anina Bundi)
Ebenfalls zuhause in Arni, aber mit Mutz und seinem ersten Kranz. (Bild: zvg)
Da gewann Michael Moser den ersten Kranz: Das Mittelländische Schwingfest am 7. Mai an der BEA in Bern. Hier der 5. Gang gegen Lukas Renfer. Der Gang endete gestellt. (Bild: Barbara Loosli/BKSV)
Moser gewann den Buebenschwinget am Bernisch Kantonalen 2019 in Münsingen. (Bild: Anina Bundi)
2018 gewann Michael Moser den Buebeschwinget Oberdiessbach.
Schon 2017 gewann Moser in Oberdiessbach. Damals, als 9-Jähriger, noch in Kategorie der Zweitjüngsten. Die weiteren Sieger waren Gabriel Michel (Brienz), Lukas Franchi (Le Fuet) und Marcel Stucki (Röthenbach). (Bild: Rolf Eicher)

BERN-OST: Michael*, du kommst direkt von der Physio. Müssen wir uns Sorgen machen?

Michael Moser: Nein. Ich trainiere im Novizenkader des Kantons Bern und da wurden wir über Biokinematik informiert. Ich mache das darum vorbeugend.

 

Was ist das Novizenkader?

Das sind die besten 10 bis 15 Schwinger der Jahrgänge 2006 bis 2003 des Bernisch Kantonalen Schwingerverbands. Wir trainieren alle zwei Wochen in Bern und erhalten auch Mentaltraining.

 

Du hast vor wenigen Tagen am Mittelländischen Schwingfest deinen ersten Kranz gewonnen. Ich nehme an, mit dem Saisonstart bist du zufrieden?

Extrem zufrieden, ja. Ich hätte nie gedacht, dass es grad so "aahäicht".

 

Für einen Schwinger bist du sehr schlank. Was für eine Rolle spielt die Kraft beim Schwingen?

Ich schwinge noch gern gegen Leute, die von der Statur her überlegen sind. Man muss mehr mit Technik arbeiten. Bei der Körpergrösse gehöre ich ja aber zu den Grössten. Es braucht beides, Kraft und Technik. Der Schwingstil muss zum Körper passen.

 

Was hast du für einen Stil?

Eher technisch. Mit Kraft murksen, das mache ich nicht so gern. Ich arbeite eher mit Gleichgewicht und Schwung.

 

Hast du Lieblingsschwünge?

Ich mag den Kurzen, den inneren Haken, den Übersprung, den Fussstich. Davon sind zwei rechtsherum und einer linksherum. Diese Beidseitigkeit versuche ich, aufrecht zu erhalten. Ich möchte vielseitig schwingen.

 

Wann hast du gemerkt, dass du gut bist im Schwingen?

In meinem ersten Jahr, da war ich acht, habe ich das letzte Fest der Saison gewonnen. Ab dann lief es jede Saison gut. Ab und zu war ich enttäuscht, aber das gibt es halt auch.

 

Auf welche Erfolge bist du besonders stolz?

Der Kranz ist das Grösste! Aber auch auf den zweiten Rang am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag im letzten Sommer.

 

Wie oft trainierst du?

Immer am Dienstag trainiere ich in Langnau. Dort gibt es ein offenes Training, für Schwinger aus dem ganzen Emmentalischen Verbandsgebiet. Am Donnerstag bin ich in Zäziwil, meinem Klub, oder manchmal in Sumiswald, wo ich die Lehre mache. Alle zwei Wochen trainiere ich in Bern mit dem Novizenkader. Im Winter regelmässig, im Sommer mit den Festen etwas seltener. Mindestens einmal pro Woche mache ich ausserdem Konditionstraining.

 

Wo finden die Schwingtrainings statt? Und sind sie immer auf Sägemehl?

In Zäziwil sind sie in einem Luftschutzkeller, in Langnau in einer eigenen Halle. Und ja, auf Sägemehl. Es gibt wenige Trainingsorte, wo man auf Matten schwingt. Aber das ist nicht verbreitet.

 

Du gewinnst seit vielen Jahren Fest um Fest. Andere, die genau so gern schwingen, tun das nicht. Spürst du Neid?

Nein. Ich habe den Eindruck, dass es mir jeder gönnen mag. Ich kann es auch eigentlich mit jedem. Und die, mit denen ich seit acht Jahren trainiere, da kennt man sich in- und auswendig und wir mögen einander alles gönnen.

           

Was sind deine nächsten Ziele im Schwingen?

Mein wichtigstes Ziel ist, Freude zu haben. Ich ging auch nicht mit dem Ziel ans Mittelländische, einen Kranz zu gewinnen. Ich ging wegen der Freude am Schwingen. Ich setze mir nicht unbedingt Ziele. Da gibt es unterschiedliche Persönlichkeiten.

 

Hast du Vorbilder?

Ja, Fabian Staudenmann, Matthias Siegenthaler - und Stephan Gäumann ist auch super. Fabian und Matthias schwingen ähnlich wie ich und ich kenne sie aus Jungschwingerzeiten. Matthias schwingt superschön, technisch hochstehend.

 

Du machst die Lehre als Landwirt?

Ja, im ersten Lehrjahr auf einem Hof in Sumiswald. Das zweite Jahr bin ich bei Bernhard Ryser in Vielbringen.

 

Wie verträgt sich das mit dem Training?

Die Trainings gehen gut an der Arbeit vorbei, ich kann aber auch ab und zu mal eine Viertelstunde früher gehen. Mein Chef hat früher auch geschwungen und seine Söhne schwingen auch. Ich glaube, er freut sich, dass es mir gut läuft im Schwingen.

 

Du bist in einer Zwischenphase und startest sowohl als Jungschwinger wie auch als Aktiver. Kannst du das erklären?

Im ersten Jahr als Aktiver durfte ich nur ein Kranzfest schwingen. Da geht es auch darum, die Jungen etwas zu schonen. Körperlich macht es einen grossen Unterschied, ob man gleichaltrige Gegner hat oder Ältere. Jetzt, im zweiten Jahr, darf ich zwar, wie die Aktiven, an vier Kranzfeste, aber weiterhin auch beim Nachwuchs antreten.

 

An welchen weiteren Kranzfesten wirst Du heuer schwingen?

Ich gehe ans Emmentalische, ans Oberaargauische und ans Jurassische.

 

Und wirst du den Rest der Saison als Aktiver oder als Jungschwinger bestreiten?

Am Emmentalischen schwinge ich sowohl beim Nachwuchs als auch bei den Aktiven. Das geht, weil zwischen den Aktiven am Donnerstag und dem Jungschwingertag am Samstag genug Zeit ist. Weiter schaue ich "voräwäg". Ich werde sicher ein paar Jungschwingertage machen, aber meistens als Aktiver starten.

 

Du lebst mit deiner Schwester und deinen Eltern auf einem Hof im Kleinroth in Arni. Wirst du den Hof einmal übernehmen?

Schon, ja. Das ist das Ziel.

 

Und noch für alle Single Mädchen und Giele der Region: Hast du eine Freundin? Oder einen Freund?

Nein. Ich hatte eine Freundin, aber das ist vorbei.

 

*Da Michael Moser erst 16 Jahre alt ist, haben wir uns fürs Du entschieden.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 26.05.2022
Geändert: 25.07.2022
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