• Sport

Schwinger in Japan - Roger Brügger: „So etwas habe ich noch nie erlebt!“

Spitzenschwinger Roger Brügger aus Rubigen trainiert diese Woche bei Sumo-Ringern in Japan. Mit dabei: Kollege Christian Stucki, Metzgerhüsi-Wirt Rolf Rieder, Konditionstrainer Fabian Lüthy und das Schweizer Fernsehen. Hier der fünfte und letzte Exklusiv-Bericht für BERN-OST aus Tokio.

99033188a279a93f2ce9cdcd3e6c11da.jpg
99033188a279a93f2ce9cdcd3e6c11da.jpg
Schwinger Christian Stucki beim Armdrücken gegen einen Sumokämpfer. (Bild: Fabian Lüthy)
Es ist Mittwochmittag, Brügger und Stucki haben soeben ihr letztes Training bei den Sumos beendet und essen gemeinsam mit den Sumos. Wehmut ist zu spüren. Trotz Sprachbarriere ist eine Art Freundschaft entstanden.

Die Schwinger haben heute beim Abschlusstraining eindrücklich erlebt, was es heisst, Profi-Sumo zu sein. Brügger und Stucki können kaum mehr gehen, die Beine sind wie Steine, jede Treppenstufe ist eine Qual.

Trotzdem stellen sie sich noch einmal dem Sumotraining. Sie sind froh, dass sie dieses Mal kaum zum Einsatz kommen und zum Zuschauen, sorry Staunen verurteilt sind. Was am Mittwochvormittag im Sumostall gezeigt wird, ist höchste Sumokunst. Die Kämpfer gehen bis ans Limit. Jeder Zusammenprall ist so heftig wie ein Autocrash.

Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Kolosse den Schweizer Freunden etwas mit nach Hause und ans Eidgenössische geben wollen.

Neben dieser enormen Power beeindrucken die Sumos vor allem durch ihre Fairness. Ohne miteinander zu sprechen verstehen sie sich blind, der Trainingsablauf funktioniert mit einfachen Handzeichen, gegenseitig treiben sie sich ohne Aggressionen bis ans Limit.

Die Sumos trainieren 365 Tage im Jahr. Bist du unter den 30 besten der Welt – es gibt 800 Profisumos - bekommst du ausser Kost und Logie nichts, dafür darfst du im Sumostall bleiben, solange du willst. Es ist also auch eine soziale Einrichtung.

Brügger: „Was ich in den letzten drei Tagen erleben durfte, übertraf sämtliche meiner Erwartungen. Noch nie in meinem Leben musste ich mich so überwinden. Jetzt bin ich stolz, dass ich nicht gekniffen habe, und dass ich es durchgezogen habe. Dass ich vor Muskelkater nicht mehr gehen kann, nehme ich gerne in Kauf. Ich freue mich nun auf ein paar Tage Tokio und dann will ich meine Familie in die Arme schliessen.“ Roger Brügger hat drei Töchter und eine liebenswerte Frau.

Zurück zum Essen. Gemütlich sitzen sie mit den Sumos zusammen und genehmigen sich ein Bier.

Dann kommt es zum Showdown. Big Foot Stucki, an dem die Sumos aufgrund seiner Grösse den Narren gefressen haben, nimmt die Herausforderung des Armdrückens gegen die Kolosse an. Zuerst schicken sie den Schwächsten auf Stucki los. Big Foot macht kurzen Prozess, lacht und kracht den Arm des Sumos nach unten.

Egal ob mit links oder rechts, die Sumos werden der Reihe nach „abgetrocknet“. Sie können die Welt nicht mehr verstehen. Stucki, seine Beine sind tot, der Arm aber immer noch wie ein Vorschlaghammer.

Nun tritt noch der Gigant an. Er ist der beste Sumo im Stall und bislang unbesiegt. Die beiden befinden sich auf Augenhöhe, nach über 1 Minute Stillstand auf höchstem Niveau zieht der Sumo die Hand zurück, schüttelt den Kopf und kann nicht mehr, seine Schulter ist tot. „Very strong!!!!“ donnert seine tiefe Stimme.

Er versucht es noch mit links. Da knallt es und seine Hand klebt am Boden. Keine Chance gegen Big Foot. Alle lachen und schreien, Stucki grinst bis über beide Ohren. Er ist sichtlich stolz.

Dann nimmt ein Sumo einen Apfel auf dem Schrank und gibt ihn Stucki. Stucki verdrückt den Apfel mit blosser Hand vor den Sumos. Die Sumos können nicht mehr! Sie drehen durch, Stucki hat das Eis gebrochen. Sie möchten ihn gerne behalten. Tja, liebe Sumos, da hat leider nicht nur Coach Fabian etwas dagegen.

Wir verabschieden uns herzlich von den Sumos und überlegen uns, ob wir nicht ihre Schützenhilfe am Eidgenössischen in Anspruch nehmen sollten. Stucki und Brügger würden wahrscheinlich über sich hinauswachsen, wenn ihre schwergewichtigen asiatischen Freunde ihnen von der Tribüne aus zujubeln und bis spät in die Nacht zu Ländlermusik abfeiern würden. Ob es dafür überhaupt genügend Speis und Trank in Frauenfeld hätte? Es ist zu bezweifeln!

Das ganze Team bedankt sich herzlich für euren Support und die netten Kommentare. Es war uns eine Freude, dieses einmalige Erlebnis mit euch teilen zu dürfen!

[i] Frühere Berichte siehe News-Rubrik "Sport". Mehr Fotos unter www.was-ist-felix.ch (Sponsor der Reise ist der neue Event-Club „Felix“ in Münsingen)

Autor:in
Grüsse Roger Brügger, Christian Stucki, Rolf Rieder und Fabian Lüthy (Bericht)
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 08.01.2010
Geändert: 08.01.2010
Klicks heute:
Klicks total: