Eröffnung Senevita Münsingen: Das schlechte Image muss noch weg

Gegen die Überbauung Senevita ergriff ein Bürger:innenkomittee um Initiant und Ex-Gemeinderat Christoph Maurer im Herbst 2017 das Referendum. Das Hauptargument: Der geplante siebenstöckige Bau des Alterszentrums wirke wie eine Mauer und verstärke die Trennung von unterem und oberem Ortsteil. Auf einem von BERN-OST moderierten Podium gab es vor der Abstimmung im März 2018 eine hitzige Diskussion zwischen Befürworter:innen und Gegner:innen. Rund 44 Prozent der Stimmbevölkerung sprachen sich dann auch gegen die Überbauung Senevita aus (BERN-OST berichtete).

"Viele kamen mit Skepsis"

Vier Jahre später geht das Alterszentrum nun auf. Ist die Abneigung noch spürbar? "Ja", sagt Sarah Weishaupt, Geschäftsführerin der Senevita Dorfmatt. Etwa 200 Personen hat sie die Räumlichkeiten bereits gezeigt. "Viele kamen mit Skepsis, weil ein so grosser Bau nicht so ein schönes Bild ist für sie." Alle seien bei der Besichtigung aber positiv überrascht gewesen, dass es innen so schön geworden sei.

Auch dass das Alterszentrum mit der Senevita von einer grossen Anbieterin geführt werde, behage vielen nicht. "Es sind nicht Privatleute, die aus freien Stücken und mit grossem Herzblut ein Altersheim aufmachen, sondern ein grosser Konzern", schildert Weishaupt die Bedenken der Leute. "Darum sind wir daran, den Kontakt zu den Leuten in Münsingen zu suchen." Dies geschehe auch mit den kleinen Geschäften wie Coiffeur, Podologie und Malatelier, die im Alterszentrum eingemietet sind. "Das gibt Mund-zu-Mund-Propaganda und kommt gut an."

Zudem sei mittlerweile immer jemand vor Ort, wenn Leute kämen, um diesen alles zu zeigen und zu erklären. Das müssten sie viel, um das schlechte Image zu verbessen. Und es gelinge. "Wir schaffen es, die Leute zu begeistern, damit es ein positiveres Bild gibt", ist Weishaupt überzeugt. Das merke sie, wenn sie die Liste der Interessent:innen durchtelefoniere. "Viele waren im November noch negativ behaftet, nun freuen sie sich darauf und können sich vorstellen, hier zu leben."

Vermietung läuft schleppend

Die Vermietung der Wohnungen laufe schleppend. "Da wir jetzt aber vor Ort sind, kann sich die Senevita aktiver um die Interessent:innen kümmern." 68 Wohnungen seien noch frei, zehn vermietet und rund zehn weitere reserviert. Es gebe viele Interessent:innen. Da die Wohnungen allerdings etwas kosteten, müsse man sich das gut überlegen. Eine 1.5-Zimmer-Wohnung gibt es ab knapp 3000 Franken, eine 2.5-Zimmer-Wohnung kostet etwas über 3500 Franken.

Bei den Pflegezimmern seien noch alle 50 frei. Es gebe ein paar Interessent:innen aus der Bevölkerung und die Senevita sei mit Spitälern und der Spitex in Kontakt. Bei den Pflegezimmern sei es so, dass es für diese jeweils erst kurzfristig Bedarf gebe.  Die Leute kämen manchmal auch zuerst für einen Kurzaufenthalt oder zum Probewohnen zu ihnen , bevor sie auf die Pflegeabteilung wechselten. "Das konnten wir bis jetzt noch nicht anbieten. Wir haben aber schon Anmeldungen dafür." Und die Ferienzimmer seien in diesem Sommer bereits während sechs Wochen ausgebucht.

Lebendiges Café, ruhiges Restaurant

Am 6. Mai wird auch die Gastronomie in der Senevita Dorfmatt ihren Betrieb aufnehmen. Zum Bahnhofvorplatz hin gibt es ein Café, auf der anderen Seite des Gebäudes ein Restaurant mit Terrasse im Innenhof. Das Café hat rund 40 Plätze inklusive kleiner Terrasse. Es bietet Barbetrieb, Take Away und Snacks. "Hier wird viel los sein", sagt Weishaupt.

Im Restaurant gehe es ruhiger zu und her. "Die Bewohner:innen nehmen dort ihr Mittagessen ein, Externe können auf Reservation essen kommen." Abends soll es nämlich auch Anlässe wie ein Candlelight Dinner, Weinverkostungen oder einen Racletteabend geben. "Der erste öffentliche Anlass ist zum Muttertag." Das Restaurant hat insgesamt 190 Plätze. "Es bietet eine klassische Küche mit kleinen Highlights." Begeistert erzählt Weishaupt von den Kochkünsten von Küchenchefin Nathalie Hänni. Die Zweitplatzierte beim Swiss Culinary Cup 2021 mache viel fürs Auge.

"Lust, das Gebäude zum Leben zu erwecken"

Die Belegschaft streicht Weishaupt insgesamt hervor. "Wir haben ein junges, motiviertes und lustiges Team, das richtig Lust darauf hat, das Gebäude zum Leben zu erwecken." Das merkten auch die Besucher:innen. "Alle fühlen sich wohl und gehen mit viel Freude raus", sagt Weishaupt.

Sie sehe der Eröffnung positiv entgegen. "Ich freue mich, dass es endlich losgeht und zu zeigen, was wir können, dass wir es schaffen und dass wir Münsingen das bieten, was es verdient hat: Eine schöne Atmosphäre und offene Menschen."

Tag der offenen Tür

Bevor es mit dem Betrieb richtig losgeht, öffnet die Senevita Dorfmatte am 5. Mai ihre Türen noch für die allgemeine Öffentlichkeit. Neben Eröffnungsrede, Verpflegung und Unterhaltung, kann das Alterszentrum auf geführten Rundgängen besichtigt werden.

[i] Tag der offenen Tür: 5. Mai von 10 bis 20 Uhr; Geführte Rundgänge zweistündlich ab 11 Uhr. Unterhaltung: Örgelitrio Urs Pfister aus Belp und Münsinger Spiellüt, Zauberduo Domenic; Verpflegung: Würstchengrill, selbstgemachtes Brot, Risotto, kalte Suppen, Fingerfood, Glacestand von der Gelateria di Berna.

[i] Die Gastronomie hat ab dem 6. Mai vorerst von 7-18 Uhr geöffnet.

[i] Weitere Informationen auf der Webseite der Senevita Dorfmat