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Risikogruppe 65plus: Zwischen Einsamkeit und Zuversicht
Die tiefgreifenden Massnahmen, die der Bund am 16. März zur Eindämmung der Corona-Infektionen beschlossen hat, verändern den Alltag der arbeitenden Bevölkerung. Aber auch Seniorinnen und Senioren, die zu den Risikogruppen gehören, sind davon betroffen. Wie gehen sie damit um?
Sie sei heute Morgen zwar "verbotenerweise" noch einkaufen gegangen, aber jetzt bleibe sie halt "chli deheim", meint L. S.* zu der aktuellen Situation. Sie ist 74 Jahre alt und wohnt mit ihrem Ehemann in Richigen. Sie scheint die Situation eher gelassen zu betrachten und findet "Man muss halt das Beste daraus machen und den Kopf nicht hängen lassen."
Etwas angespannt sei sie natürlich schon, "auch weil ja niemand weiss, wie lange das jetzt so bleibt." Aber man müsse ja optimistisch bleiben. Für sie sei es vielleicht auch einfacher mit den Einschränkungen umzugehen, weil auch ihr Mann zuhause sei. "Ich glaube für Leute, die alleine sind, ist es schwieriger."
"Es betrifft uns alle"
L. S. geht normalerweise regelmässig turnen, "aber das kann ich ja jetzt nicht mehr." Sie werde stattdessen wohl öfter im Wald spazieren gehen. Auch telefonieren werde sie wohl in nächster Zeit mehr, um mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. "U lisme wirde i sicher ou viu", sagt sie.
Wichtig findet L. S. vor allem zuversichtlich zu bleiben und nicht zu viel über das Ganze nachzudenken. "Es betrifft ja uns alle, nicht nur mich. 'U jammere nützt ja nüt.'"
Isolation ist belastend
Etwas anders sieht die Situation für B. C.* aus Rüfenacht aus. Sie ist 84 Jahre alt und wohnt alleine. "Für mich ist das Gefühl der Isolation im Moment fast schlimmer, als die Angst vor dem Virus", sagt sie.
Besonders hart sei es für sie, nicht mehr selbst einkaufen zu gehen. "Das 'ga kömerle' ist wichtig für mich, um ab und zu aus dem Haus zu kommen." Wenn sie jetzt etwas brauche, gehe ihr Enkel für sie einkaufen und bringe es ihr nach Hause.
"Ändern können wir es nicht"
"Ich mache sonst nicht so viel", meint B. C.. Sie gehe zwar schon ab und zu spazieren, aber sie sei nicht mehr sehr gut zu Fuss. "Ich fahre normalerweise auch noch ab und zu mit dem Tram nach Bern, aber das geht ja im Moment auch nicht."
Die starken Einschränkungen schlagen sich negativ auf ihre Psyche nieder, erzählt B. C.. "Aber ändern können wir es ja nicht, wir müssen mitmachen." Um sich von der Situation abzulenken, stricke sie, höre Radio und lese. "Und ich telefoniere mit der Familie und mit Freunden", fügt sie an.
[i] In der Region gibt es verschiedene lokale Hilfe-Gruppen, auf BERN-OST findet sich eine aktuelle Liste.
*Beide Seniorinnen möchten nicht namentlich genannt werden.
Erstellt:
18.03.2020
Geändert: 18.03.2020
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