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Simone Walther Büel: Feierliche Zeremonien am See oder im Kuhstall

Wollen Leute heiraten, ihr Kind taufen oder jemanden beerdigen lassen, möchten dies aber nicht in einer Kirche tun, können sie sich an Simone Walther Büel wenden: Die Zeremonienrednerin aus Worb sorgt mit sehr persönlichen Worten dafür, dass wichtige Ereignisse in feierlicher Erinnerung bleiben.

Hochzeiten, Taufen oder Trauerzeremonien: Wenn Simone Walther Büel die grossen Fotoalben durchblättert, erinnert sie sich lebhaft an die schönen Momente. (Foto: cw)
Nach einem Kennenlerngespräch sucht sie passende Themen und Geschichten und notiert sich alle Details rund um den Ablauf. (Foto: cw)

Wenn Simone Walther Büel in ihren grossen Alben blättert, huscht unbewusst ein Lächeln über ihr Gesicht: Hier die feierliche Hochzeit am Lac de la Gruyère, dort die Taufe auf dem Täggelibock am Brienzersee. Sofort sieht sie die Anlässe wieder lebhaft vor Augen und all die bewegenden Momente und die berührenden Begegnungen kommen ihr in den Sinn.

 

Feierlich auch ohne Kirche

Die Worberin ist Zeremonienrednerin und hilft, wichtige Momente zu einmaligen Erlebnissen zu gestalten. «Das schätzen Leute, die eine Hochzeit, eine Taufe, eine Konfirmation oder eine Beerdigung nicht in der Kirche abhalten, aber dennoch feierlich begehen möchten», erklärt sie.

 

Die ganz persönliche Erfahrung

Sie selbst lernte die Arbeit einer Zeremonienrednerin bei einem ganz persönlichen Anlass kennen: Als ihr Mann Christian und sie am 31. August vor elf Jahren heirateten, hatten sie beschlossen, das ohne Kirche oder sonstige Institution zu feiern. Eine feierliche Zeremonie, darin waren sie sich jedoch einig, gehörte unbedingt dazu. Nur wie?

 

Eine Zeremonienrednerin zu finden, sei damals noch gar nicht so einfach gewesen, erzählt sie: «Es gab erst einige wenige Zeremonierednerinnen und -redner in der Region Zürich, und der Pionier unter den freien Traurednern war Nicolas Lindt.» Zum Glück ist Walther Büel als ehemalige Radio-Journalistin geübt im Recherchieren, und so machte sie schliesslich eine Zeremonienrednerin aus Zofingen ausfindig.

 

Hochzeit unter dem Pavillon…

Das Paar engagierte sie, und die beiden feierten ihre Hochzeit im Schlosspark Hünegg unter dem Pavillon. «Eine wunderschöne Erfahrung, die uns in bester Erinnerung geblieben ist», sagt sie rückblickend. «Schade, dass nicht mehr Leute das erleben können», ging ihr damals durch den Kopf.

 

…führte zu einer Weggabelung

Rasch wuchs in ihr ein neuer Gedanke: Ihre Leidenschaften Sprachen und Menschen, die sie bereits in ihren früheren Berufen als Lehrerin und Journalistin ausgeübt hatte, könnte sie wunderbar vereinen als Zeremonienrednerin. Sie fand schnell heraus: «Lernen konnte man das damals nicht.» Inzwischen existiert ein Online-Zertifikatskurs.

 

Ihre erste Klientin…

Simone Walther Büel liess sich nicht entmutigen, sie sammelte Literatur, buchte einen weiteren Stimmbildungskurs und liess sich von ihrer Zeremonierednerin Tipps geben. Und schon ein Jahr später ergab sich ihr erster Hochzeitsauftrag fast von selbst: Ihre beste Freundin heiratete 2014 und fragte sie an. «Da kam ich natürlich schon ein wenig unter Druck», schmunzelt sie. «Für meine Freundin wollte ich es ja besonders schön gestalten.»

 

…und schon bald die zweite

Es sei dann ein wunderschöner Anlass geworden, erzählt sie, und alle seien glücklich gewesen. Und es hatte sie gepackt, sie wollte mehr davon. Also liess sie Visitenkärtchen drucken – und kam dadurch spontan zu ihrem zweiten Auftrag: Die Tochter des Druckers suchte eine Rednerin für die Taufe ihres Kindes. Und so bekam ihre neue Aufgabe mehr und mehr Schwung: Simone Walther Büel gestaltete die Website «Herzensklänge Zeremoniegestaltung», und langsam trudelten auch die ersten Aufträge «von aussen» herein.

 

Simone, die eine…

Von da an lief es gut, jährlich kamen Anfragen für zehn bis zwanzig Feiern. Dann kam Corona. Inzwischen hat die Zeremoniengestalterin noch um die fünf bis zehn Aufträge pro Jahr. «Leben kann ich davon nicht», sagt sie. Stattdessen nutzt sie ihre Sprachfähigkeiten im Marketing eines Vertriebsunternehmens für Komplementärmedizin, und freut sich über die herausfordernde Aufgabe: Dort ist sie «Simone, die Vermarkterin von komplementärmedizinischen Produkten».     

 

…und Simone, die andere

Aber am meisten freut sie sich, wenn eine Anfrage hereinkommt an «Simone, die Zeremoniengestalterin»: Am häufigsten begleitet sie Hochzeiten, etwas seltener Taufen, ganz selten Beerdigungen. «Dort sind die Leute wahrscheinlich noch am Traditionellsten», vermutet sie. Manchmal möchte jemand bei ihr aber auch ein Hochzeitsgelübde erneuern, einen runden Geburtstag feierlich begehen oder eine Konfirmation gestalten lassen.

 

Sehr persönliche Gespräche…

«Das sind sehr wichtige Übergänge im Leben eines Menschen», betont sie. Im Vorfeld führt sie mit ihren Auftraggeber:innen ein Gespräch, in dem sie sich möglichst viel Persönliches erzählen lässt: Wie hat sich ein Hochzeitspaar kennengelernt? Was wünscht ein Elternpaar für sein Kind? Was ist einer Familie wichtig?

 

…bei denen es funkeln muss

An diesen kostenlosen Kennenlerngesprächen, sagt Simone Walther Büel, müsse es passen, sozusagen auf Anhieb ein wenig funkeln: Dann weiss sie, dass es gut kommt. «Wenn ich hingegen schon beim Gespräch spüre, dass jemand ganz andere Vorstellungen hat, übernehme ich den Auftrag lieber nicht.»

 

Tauben und Seifenblasen…

Übernimmt sie jedoch einen Auftrag, erfährt sie oft sehr berührende Geschichten und kommt den Leuten oft sehr nah. Diese Informationen helfen ihr dann beim Gestalten des gesamten Ablaufs: Möchte ein Brautpaar Tauben fliegen lassen? Oder sollen Seifenblasen die Wünsche für ein Taufkind begleiten? «Feuer, Erde, Luft und Wasser sind wichtige Elemente, die ich gerne einbaue», erzählt sie, «sie sorgen oft für den roten Faden einer Zeremonie.»

 

…oder locker-flockige Geschichten

Gerne sucht sie auch passende Märchen oder andere Geschichten, die sie in ihre Rede einflechten kann, oder ein bedeutungsvolles Lied. Damit sie diese Geschichten locker-flockig erzählen kann, hat sie letztes Jahr die Ausbildung zur Märchenerzählerin bei der Märchenstiftung Mutabor abgeschlossen. Sprache, Geschichten, Menschen – «dabei bin ich voll im Element», sagt sie strahlend.

 

Die speziellste Zeremonie?

Und welches war ihre speziellste Zeremonie? Sie überlegt kurz, blättert in den grossen Fotoalben. Ab und zu hält sie inne und lächelt zufrieden. Dann hat sie es gefunden. Sie nickt: «Ja, eine Hochzeit im leeren Kuhstall in Grindelwald, das war vielleicht der lustigste Ort für eine feierliche Zeremonie.» Dann blättert sie noch ein bisschen weiter und ergänzt: «Aber eigentlich war jeder einzelne Anlass, den ich begleitet habe, ganz besonders und einzigartig für mich.»

 

[i] Suchen Sie eine:n Zeremonienredner:in? Ausser Simone Walther Büel sind inzwischen etliche Anbieter:innen zu finden.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 02.09.2024
Geändert: 02.09.2024
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