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Grosshöchstetten - Muss Wirt Heinz Stucki die Sonne verkaufen?

Voller Enthusiasmus verkündete Heinz Stucki Anfang letzten Jahres noch seine Pläne für den ein Jahr zuvor abgebrannten Gasthof: Die Sonne sollte eine Stiftung und ein Gastronomiemuseum werden. Nun steht das Vorhaben auf der Kippe.

Sonnen-Wirt Heinz Stucki: "Ich werde überall hängen gelassen." (Bilder: zvg)
Brannte am 18. Januar 2016 ab: Der Gasthof Sonne in Grosshöchstetten ist nach aussen hin wieder hergestellt,...
...innen ist nach wie vor alles im Rohbau.

"Die Finanzen reichen vorne und hinten nicht", sagt Stucki. 1.5 Millionen Franken wollte er über die gegründete Stiftung für den Wideraufbau der Sonne und die Einrichtung eines Gastronomiemuseums auftreiben.

 

Keine Unterstützung als Einzelperson

"Ich werde überall hängen gelassen", klagt Stucki. Bei verschiedenen Institutionen im musealen und gastronomischen Bereich hat er angeklopft und wurde stets abgewiesen. Die meisten begründeten den negativen Bescheid damit, dass sie keine Einzelpersonen bevorzugen könnten.

 

Stucki bekam auch immer wieder zu hören, dass Museen sehr schwer zu finanzieren seien. Museen gälten auch als verstaubt und brach. "Es soll aber ein lebendiges Gastronomiemuseum werden. Die Leute können sich das nicht vorstellen", sagt Stucki.

 

Investitionen vorfinanzieren unmöglich

Finanziell schwierig ist für Stucki auch, dass er viele Investitionen, welche durch Gelder beispielsweise von der Versicherung oder der Denkmalpflege abgedeckt werden sollten, vorfinanzieren müsste. Beispielsweise den historischen Trittofen, welchen ihm die Denkmalpflege versprochen hatte. Dazu fehlt ihm aber das Geld, welches er wiederum über die Stiftung hereinholen wollte.

 

"Es ist wie Monopoly mit Handschellen", sagt Stucki. Und ja, es gehe ihm ans "Läbige". "Ich habe Eigenkapital Null", sagt er. Sein ganzes Barvermögen habe er in die Sonne gesteckt. "Ich stehe mit dem Rücken zur Wand."

 

Fieberhafte Suche nach finanzkräftigem Wohltäter

Konkret bedeutet das für Stucki: "Wenn ich in den nächsten drei bis sechs Monaten keine Lösung finde, muss ich das Objekt veräussern", sagt er. Die Lösung wäre, dass er jemanden finde, der das fehlende Geld einspritzt.

 

Aufgegeben hat Stucki aber noch nicht. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt er. So lancierte er im September eine Ziegelpatenschaft. "Für 25 Franken kann man einen Dachziegel spenden und unterstützt damit das ganze Projekt", wirbt Stucki.

 

Zudem stellt er in den nächsten Tagen bei der Growa in Bern einen Stand auf und hofft so unter den Gastronomen doch noch Unterstützung zu finden.

 

Stucki: "Ich wollte das Haus flicken"

Hat Stucki die Chancen seiner Vision überschätzt? So wolle er es nicht nennen. "Zuerst hatte ich eine sehr gute Resonanz und dachte, dass es gut kommt", sagt er. Nach dem Brand hätte er den Gasthof auch aufgeben können. "Die Gebäudeversicherung gab 1.6 Millionen Franken. Bei einer Umnutzung in Wohnungen hätte sie einen Drittel des Betrags abgezogen", sagt er. 

 

Für ihn sei es zudem wichtig gewesen, dass er das Haus habe flicken können. "Ich würde es liebend gerne fertig machen", sagt er. Dafür würde er die Sonne auch verschenken. "Was mir weh tun würde, wäre, meine Vision zu beerdigen."


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 06.10.2018
Geändert: 06.10.2018
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