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Spital Münsingen: Rettungsdienst nur bis Ende Jahr gesichert

Am 1. Mai kam die Nachricht zur definitiven Schliessung des Spitals in Münsingen. BERN-OST hat nachgefragt, wie es ab Juli weitergeht. Was passiert mit dem Notfalldienst?

Bis Ende Jahr rückt die Ambulanz noch vom Spital aus. (Foto: Rolf Blaser)
Hausarzt Torsten Seifert: "Für diejenigen Patienten, die sich selbst melden, besteht ab 1. Juli keine Lösung mehr." (Foto: zvg)

«Der Rettungsdienst-Stützpunkt Münsingen Ist nicht unmittelbar von der Schliessung des Spitals betroffen», schreibt Gundekar Giebel von der Gesundheitsdirektion des Kantons Bern. Der Rettungsdienst werde weiterhin von der Insel Gruppe betrieben. Diese verfügt über einen Leistungsauftrag des Kantons für die rettungsdienstliche Versorgung der Bevölkerung.

 

Rettungsdienst bis Ende Jahr

Als die Schliessung des Spitals Münsingen bekannt wurde, war zuerst nicht klar, wie es mit dem Rettungsdienst weitergeht. Dieser ist seit Jahren im Spital Münsingen stationiert und rückt aus, wenn die Nummer 144 gerufen wird.

 

«Bis Ende Jahr bleibt der Rettungsdienst im Spital Münsingen», heisst es bei der Gesundheitsdirektion des Kantons. Wie es ab Januar 2024 mit dem Rettungsdienst weitergeht, ist noch nicht bekannt. Die Gesundheitsdirektion schreibt weiter: «In der Region Münsingen wird auch zukünftig die rettungsdienstliche Versorgung gewährleistet.» Der Betrieb des Rettungsdienstes erfolge unabhängig von einem Spital. Aktuell arbeiten am Rettungsstützpunkt in Münsingen 25 Angestellte.

 

Kein persönlicher Notfall mehr

Torsten Seifert vertritt die Hausärztinnen und Hausärzte aus der Region. Er sagt: «Aus unserer Sicht ist die Frage des Rettungsdiensts nur ein kleiner Baustein des Problems. Wir nehmen das zur Kenntnis.» Dass der Kanton noch keine Lösung bereit hält, wie es im Januar weitergeht, erstaunt Seifert nicht. «Die Insel Gruppe ist nicht unmittelbar davon betroffen. Sie lehnen sich zurück in der Gewissheit, dass die Probleme vor Ort geregelt werden müssen.»

 

Problematischer ist für Seifert die Situation, dass sich die Leute nicht mehr selbständig beim Notfalldienst des Spitals melden können. Dies sei bereits heute in Einzelfällen nicht mehr möglich, da das Spital unterbesetzt sei. «Für diejenigen Patienten, die sich selbst melden, besteht ab 1. Juli keine Lösung mehr. Da muss sich jeder selbst organisieren. Wir als Hausärzte sind gezwungen aktiv zu werden.»

 

Sie seien zurzeit mit den Spitälern der Region im Gespräch. Insgesamt seien diese alle bereits heute stark belastet. Das Spital Thun könne keine zusätzlichen Notfälle von ausserhalb aufnehmen. Wie Seibert schreibt, seien auch die Notfalleinrichtungen der Lindenhofgruppe an ihrer Belastungsgrenze. Es stellt sich die Frage, wo die Notfälle behandelt werden. Da auch das Tiefnauspital Ende Jahr geschlossen wird.

 

Ambulanz fährt Spital nicht mehr an

Der Personalmangel beim Spital hat laut Seifert auch Auswirkungen auf den Ambulanzdienst. Ab Juni fahre die Ambulanz das Spital Münsingen nicht mehr an, Grund dafür sei fehlendes Personal.

 

[i] Am 22. März gab die Insel Gruppe AG bekannt, dass das Spital Münsingen per Ende Juni geschlossen wird. Die Insel Gruppe begründet die Schliessung mit fehlendem Personal und Sparmassnahmen. Die Insel Gruppe schloss das vergangene Jahr mit einem Defizit von 80 Millionen Franken ab, der Verlust des Spitals Münsingen belief sich auf sieben Millionen Franken.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 05.06.2023
Geändert: 05.06.2023
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