Münsingen

«Wir sprechen von über 20 Millionen Franken»

Seit über zwei Jahren ist das Spital Münsingen geschlossen. Seither versucht eine Gruppe um Gemeindepräsident Beat Moser, dass es im stillgelegten Spital weitergeht. Wie BERN-OST erfahren hat, steht das ehemalige Spital jetzt zum Verkauf. Aber noch fehlt das Geld.

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Beat Moser: «Wir sprechen von Investitionen von über 20 Millionen Franken.» (Foto: rb)

Seit der Schliessung des Spitals Münsingen versuchen verschiedene Akteure, dass die medizinische Grundversorgung in der Region verbessert wird. Gemeindepräsident Beat Moser informierte an der Parlamentssitzung am Dienstag über den Zwischenstand des Gesundheitswerks am Standort des ehemaligen Spitals. Die Gemeinde Münsingen konnte sich mit der Spital Netz Bern Immobilien AG, der Eigentümerin des Areals, auf einen Preis einigen und sucht jetzt Investoren.

 

Hausärzte, Operationen und Physio

Der Gemeinderat wünscht sich, dass im ehemaligen Spital Münsingen ein Integriertes Gesundheitsnetz entsteht. Dieses soll folgendes beinhalten: Ein Hausarztangebot mit einem Walk-in, ein Operationszentrum für ambulante Eingriffe und Physiotherapieangebote sowie weitere Angebote im Sinne der medizinischen Versorgung. Wir haben mit Gemeindepräsident Beat Moser über das Kaufangebot gesprochen.  
 

BERN-OST: Beat Moser, Sie haben sich mit der Besitzerin des ehemaligen Spitals Münsingen, der Spitalnetz Bern Immobilien AG, auf einen Kaufpreis geeinigt. Was kann man sich darunter vorstellen?

Beat Moser: Wir haben Stillschweigen vereinbart. Aber die Preisvorstellungen der Spitalnetz Bern Immobilien AG sind nach unten korrigiert worden.

 

Reden wir hier von einem zweistelligen Millionenbetrag?

Nein, von einem einstelligen Millionenbetrag. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

 

Bis jetzt haben Sie noch keine Investoren gefunden. Warum nicht?

Wir konnten bisher keine genaue Kalkulation machen. Es hat einfach Zeit gebraucht all die Abklärungen im Gebäude, in welchem Zustand es ist und was es für Sanierungen braucht, wenn man etwas machen will. Das hat Zeit gekostet. Und jetzt sind wir halt erst fähig, den nächsten Schritt zu machen und Investoren zu suchen.

 

Die Suche ist also noch nicht abgeschlossen?

Nein, die ist im vollen Gang. Wir haben jetzt verschiedene Partner angeschrieben und sind mit ihnen in Verhandlungen. Wir hoffen, dass wir bis Ende Jahr eine Idee haben, in welche Richtung das geht.

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Ins Spital Münsingen soll wieder Leben kommen. (Foto: rb)

Gibt es schon Zusagen von Investoren?

Nein, bisher gab es vor allem Absagen. Aber wir haben eine lange Liste von Interessenten. Mit ihnen müssen wir jetzt zusammensitzen, um ihnen das Konzept zu erklären, wir sind auf dem Weg. Die Besitzerin des Spitals möchte zwar schneller vorwärts machen, da wir uns beim Verkaufspreis einig sind. Der Gemeinderat wird den Antrag ans Parlament erst stellen, wenn die Finanzierung der Entwicklung des Gesundheitszentrums sichergestellt ist.

 

Und die Gemeinde als Investorin, ist das ein Thema?

Nein, das kann die Gemeinde nicht machen und ist auch nicht ihre Aufgabe. Wir sprechen von Investitionen von über 20 Millionen Franken – da geht es nicht nur um den Kaufpreis für das ehemalige Spital – es geht auch um zusätzliche Investitionen. Es ist nicht die Aufgabe der Gemeinde, das Gesundheitszentrum zu finanzieren. Wir haben die Möglichkeiten geschaffen und jetzt suchen wir noch Kapitalgeber, aber nachher sind wir aus der Rolle draussen als Gemeinde.

 

Aber Sie sind zuversichtlich, dass man das hinbringt?

Ja, da bin ich nach wie vor zuversichtlich. Ich bin der Meinung, es ist nötig und notwendig.

Schliessung nach über 140 Jahren

Das Spital Münsingen wurde im Juni 2023 nach über einem Jahrhundert Betrieb geschlossen, was in der Region für Aufruhr sorgte. Gründe für die Schliessung waren ein Defizit von sieben Millionen Franken und ein erheblicher Fachkräftemangel. Trotz Bemühungen der Ärzteschaft und der Gemeinde, das Spital in irgendeiner Form zu erhalten, entschied sich die Insel Gruppe, den Betrieb einzustellen.

 

Für die rund 60'000 Menschen im Einzugsgebiet bedeutete dies eine erhebliche Einschränkung in der Notfall- und Grundversorgung. Mit der geplanten Wiedereröffnung als Integriertes Gesundheitszentrum könnte die Lücke in der medizinischen Versorgung der Region  geschlossen werden.


Autor:in
Rolf Blaser, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 07.11.2025
Geändert: 07.11.2025
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