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Spitalschliessung: Mit diesem Plan geht Münsingen in die Verhandlung

Am Montag findet das zweite Treffen zur Rettung des Spitals Münsingen statt. Dies, obwohl die Insel-Gruppe schreibt, die Schliessung sei definitiv. Die Gemeinde will das Land kaufen, private Investoren sollen das Spital finanzieren. Was ist davon zu halten?

Beat Moser: «Wir glauben nach wie vor daran, dass es eine Möglichkeit gibt, das Spital weiterzubetreiben.» (Fotos: zvg)

Wie Recherchen von BERN-OST ergaben, will die Gemeinde Münsingen das Land, auf welchem sich das Spital befindet, für 650'000 Franken kaufen. Geplant ist, dass die Gemeinde das Land im Baurecht an private Investoren abgibt und dafür einen jährlichen Baurechtszins erhält. Das Land gehört heute der Spital Netz Immobilien AG, welche zu 100 Prozent dem Kanton Bern gehört.

 

Für die Gemeinde macht es Sinn

«Es war schon ursprünglich so, dass Münsingen das Land zur Verfügung gestellt hat und die Betreiber, finanzierten das Spital. Darum macht das Sinn und es ist der Part, der uns zusteht.» Das sagt Beat Moser, Gemeindepräsident von Münsingen und Sprecher der Ärztegemeinschaft.

 

Private sollen Spital kaufen

Weiter ist geplant, dass private Investoren die Spital-Liegenschaft kaufen. Laut Moser sind mehrere Investoren bereit, diese Investitionen zu tätigen. Die eigentliche Übernahme des Spitals bestünde darin, dass eine Betriebsgesellschaft von Ärzten und Ärztinnen die Innenausstattung des Spitals von der Insel-Gruppe abkauft. Dafür wurde bereits die Gründung der Ärztegemeinschaft Spital Münsingen AG in die Wege geleitet. Auch diese AG wird privat finanziert.

 

«Risikolose Investition»

Zu diesem Schritt sagt Moser: «Für die Gemeinde Münsingen ist es eine risikolose Investition und wir haben einen jährlichen Ertrag.» Der Vorschlag kommt auch bei der politischen Gegnerschaft an. Henri Bernhard, Münsinger SVP-Präsident und Mitglied des Gemeindeparlaments: «Das Vorgehen, welches Beat Moser und die private Betreibergesellschaft gewählt haben, unterstützen wir. Dass die Gemeinde Münsingen das Land zurückkauft und Investoren dieses im Baurecht für den Betrieb eines Grundversorgungsspitals mit Notfall abgeben würde, dahinter stehen wir.»

 

Glaube bis zuletzt

Am Montag treffen sich Moser, die Ärztegemeinschaft, welche das Spital übernehmen will, mit Vertretern der Insel-Gruppe. Der Termin stehe nach wie vor, bestätigt Moser. Zu den Chancen für eine erfolgreiche Verhandlung sagt er: «Wir glauben nach wie vor daran, dass es eine Möglichkeit gibt, das Spital weiterzubetreiben und die Grundversorgung für die 60'000 Einwohnenden der Region sicherzustellen.»

 

Dies mache nicht nur aus finanziellen Gründen Sinn. «Es geht auch darum, dass man einfachere Operationen in günstigeren Spitälern durchführen kann. Klar ist, die Insel hat ihre Daseinsberechtigung in der Spitzenmedizin. Aber ein Blinddarm, einen Leistenbruch, es gibt viele Operationen, die in Münsingen in guter Qualität und kostengünstiger gemacht werden können.»

 

7000 Notfälle in Münsingen behalten

Moser fügt an, man dürfe den Notfall nicht vergessen. Jedes Jahr werden in Münsingen 7000 Notfälle abgewickelt, dies wolle man auf keinen Fall verlieren. «Der Insel-Notfall ist schon heute überlastet. Hinzu kämen noch 20'000 Notfälle vom Tiefenauspital und 7000 aus Münsingen. Das macht keinen Sinn», so Moser.

 

«Insel will nur das Personal»

Die Insel-Gruppe betonte wiederholt, dass der Druck auf die Spitalgruppe zunehme, am Montag schrieb sie, sie «müssten Angebote und Standorte konsolidieren.» Für Beat Moser ist klar: «Sie wollen, dass das Pflegepersonal zur Insel kommt, damit die Inselbetten besser ausgelastet werden können. Aber das sollen sie nicht zu Lasten der regionalen Versorgung machen.» Am Montag, dem 1. Mai treffen sich Moser und die Ärzteschaft mit der Insel-Gruppe. Es ist wohl die letzte Chance, die Spitalbesitzer zu überzeugen, dass der Standort Münsingen weiterleben soll.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 27.04.2023
Geändert: 27.04.2023
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