• Wirtschaft

Spitalschliessung definitiv: Münsingen gibt noch nicht auf

Geht es nach der Insel Gruppe, ist die Schliessung des Spitals Münsingen nun definitiv. Sie will es auch nicht verkaufen. Einige Ärzt:innen möchten das Spital jedoch weiterbetreiben. Sie sind enttäuscht, doch aufgegeben haben sie noch nicht.

Beat Moser: "Wir sind nach wie vor entschlossen, das Spital zu kaufen." (Bilder: Rolf Blaser / zvg)

Den definitiven Entscheid zur Schliessung ihrer beiden Spitäler in Münsingen und der Tiefenau gab die Insel Gruppe bekannt, nachdem sie die Gespräche mit der Personalkommission (Peko) abgeschlossen hatte. «Die Konsultation hat bestätigt, dass die Betriebsschliessungen aus gesundheitspolitischer und unternehmerischer Sicht unverändert notwendig sind», heisst es in der Mitteilung. Und: «Mit der definitiven Schliessung bekräftigt die Insel Gruppe auch den Entscheid, den Spitalbetrieb Münsingen nicht verkaufen zu wollen.» Damit sollen in Münsingen tatsächlich per Ende Juni die Lichter ausgehen.

 

"Die Enttäuschung ist gross"

Das Spital zu kaufen, beabsichtigt aber eine Gruppe der bisherigen Belegsärzt:innen des Spitals Münsingen. Die Finanzierung steht bereits, eine Aktiengesellschaft ist schon gegründet (BERN-OST berichtete). Die Enttäuschung sei gross, sagt Beat Moser, Sprecher der Ärzt:innen, die das Spital übernehmen möchten. «Wir verstehen nicht, warum die Insel Gruppe uns diese Chance nicht gibt.» Die Insel suche ja nach einer wirtschaftlichen Lösung und eine solche böten sie an. Dass die Insel ein betriebswirtschaftliches Problem habe, sei klar. Mit einem Verkauf des Spitals hätte sie wieder liquide Mittel. «Ich finde es unverständlich, dass sie uns wegweisen.» Dahinter verberge sich wohl Angst vor Konkurrenz.

 

Diese Angst wollen die Initiant:innen aber zerstreuen. Sie halten an ihrem Vorhaben fest. «Wir sind nach wie vor entschlossen, das Spital zu kaufen und als Grundversorgungsspital mit Notfalldienst zu betreiben, und werden eine Offerte unterbreiten», so Moser. Der Termin dafür stehe, es sei der 1. Mai. «Wir wollen mit und nicht gegen die Insel arbeiten», betont er. Die Insel Gruppe solle das Spital freigeben, sodass sie es mit demselben Angebot wie jetzt weiterbetrieben werden könnte.

 

Spezialdisziplinen sollen ausgebaut werden

Und die Ärzt:innen haben noch weitere Ideen: «Die Fachärzte möchten weitere Disziplinen nach Münsingen nehmen», so Moser. Die Spezialdisziplinen brauche es, um den Notfall, den Rettungsstützpunkt und die Grundversorgung finanzieren zu können. «Wir stellen fest, dass man das Spital Münsingen hat ausbluten lassen. Die Insel bewilligte viele Ideen in den letzten Jahren nicht.»

 

Moser stört sich zudem am Argument der Insel, dass die Schliessung aus gesundheitspolitischer Sicht nötig sei. «Wir versorgen 60 000 Menschen mit diesem Spital. Es ist gesundheitspolitisch unverantwortlich, diese Menschen in die grossen Spitalzentren zu verweisen, deren Notfälle schon heute überlastet sind.» Unternehmerisch gesehen sei die Schliessung verständlich. «Aber sie geht zu Lasten der Region, die nachher deutlich schlechter versorgt ist.» Die ältere Bevölkerung nehme hier zu und sei auf medizinische Dienstleistungen vor Ort angewiesen.

 

Insel berücksichtigt Vorschläge des Personals

Das Konsultationsverfahren mit der Peko bezeichnet die Insel Gruppe als konstruktiv. Einige der eingebrachten Vorschläge könnten umgesetzt werden, was es erlaube, «die Schliessung möglichst einvernehmlich zu vollziehen». Gemäss der Medienmittelung ist auch die Co-Präsidentin der Peko, Katharina Radosavljevic mit dem Verfahren zufrieden. «Die Schliessungen sind einschneidend für die Mitarbeitenden. Wir konnten aber viele Gespräche führen und die Interessen der betroffenen Mitarbeitenden direkt einbringen», wird sie zitiert.

 

Die Insel Gruppe beginnt nun mit der Umsetzung der Schliessungsvorbereitungen. Die Insel spricht nach wie vor davon, dass sie «einem Grossteil der 1000 betroffenen Mitarbeitenden eine gleichwertige Tätigkeit an einem anderen Standort der Gruppe» anbietet und rund 200 Angestellten kündigt. Diesen bietet sie einen Sozialplan und professionelle Unterstützung bei der Suche nach einer Anschlusslösung.


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 25.04.2023
Geändert: 26.04.2023
Klicks heute:
Klicks total: