Spurensuche im Ortsnamen: Brenzikofen - Die kleinste Gemeinde mit grosser Geschichte
Welche Geschichten stecken hinter den Namen unserer Dörfer? In dieser Serie beleuchten wir die Ursprünge der Ortsnamen der Region. Diesmal führt uns die Reise nach Brenzikofen, der kleinsten Gemeinde der Region – ein Ort mit einer Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht.
Trotz seiner bescheidenen Grösse hat Brenzikofen eine spannende Namensgeschichte, die tief in der Vergangenheit verwurzelt ist. Der Ursprung des Namens geht auf den ersten Ansiedler „Brant“ oder „Branti“ zurück. Diese Namen sind Kurzformen alter germanischer Personennamen wie Heribrant (Heeresschwert), Hildebrant (Kampfschwert) oder Hadubrant (Streitschwert). Der Hof des Brant trug den Namen „Brantinghofun“, was „der Hof des wehrpflichtigen Brant“ bedeutet. Dieser Name und die Siedler rund um diesen Hof wurden später als „bei den Höfen der Schwertträger“ bezeichnet.
Im Wappen der Gemeinde lebt dieses Erbe fort: Ein aufrechtstehender goldener Löwe, der in seiner rechten Pranke ein goldenes Schwert hält. Dieses Symbol des wehrhaften Ursprungs wurde jedoch erst am 28. Dezember 1943 offiziell von der Gemeindeversammlung anerkannt.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1236 unter dem Namen „Brenzichovin“. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der Name zu Brencechoven (1259), Brenzkofen (1302) und Brenzikoven (1317). Diese Varianten zeigen, wie der Name mit der Zeit veränderte Schreibweisen durchlief, wobei die Grundstruktur immer erhalten blieb.
Ein Bauerndorf mit Geschichte
Brenzikofen war stets ein Bauerndorf, das sich nie gross industrialisierte. Trotz seiner ländlichen Lage gab es immer wieder handwerkliche Betriebe, die das Dorf prägten. Zu den lokalen Handwerkern gehörten Schuster, Zimmerleute, Küfer und Schmiede. Besonders bekannt war der „Wunderdoktor“ Dr. Kolb aus Boden, dessen heilkundige Fähigkeiten weit über die Region hinaus geschätzt wurden.
Trotz dieser handwerklichen Vielfalt gab es lange Zeit keine eigene Wirtschaft im Dorf. Erst 1873, nach einem Beschluss des Gemeinderates und des Regierungsrates, wurde die Notwendigkeit eines Gasthauses erkannt. So wurde im Boden die erste Wirtschaft eröffnet, die den Namen „Schweizerbund“ trug. Diese Wirtschaft spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Dorfs und wurde für viele Jahre zum Treffpunkt der Dorfgemeinschaft.
Die Entwicklung von Brenzikofen nahm mit der Postgeschichte eine wichtige Wendung. Im Jahr 1885 wurde eine Postablage in Herbligen eingerichtet, die jedoch schon ein Jahr später nach Brenzikofen verlegt wurde. 1890 erhielt das Dorf ein eigenes Postbüro, was für die damalige Zeit ein bedeutender Schritt war.
Die Bahnanbindung folgte 1898 mit der Eröffnung der Station Brenzikofen. Interessanterweise war ursprünglich geplant, auf diese Haltestelle zu verzichten, um Kosten zu sparen. Doch letztlich fiel die Entscheidung zugunsten des Dorfes, was sich als bedeutend für seine Entwicklung herausstellte.
Bildung und Wandel der Zeit
Die Geschichte der Schule in Brenzikofen beginnt 1665, als es eine Schulgemeinschaft mit Herbligen gab. Diese wurde 1834 durch den Bau eines eigenen Schulhauses in Brenzikofen aufgelöst. Das Schulhaus stand an der Kreuzgasse und wurde zum Zentrum für die schulische Ausbildung der Kinder. Es war eine Zeit, in der Bildung vor allem praktisch war. 1849 wurde eine Arbeitsschule für Mädchen eingeführt, die Mädchen wurden also auch in praktischen Fähigkeiten wie Handarbeiten und Haushaltsführung unterrichtet. Ab 1870 erhielten die Knaben in Brenzikofen „körperliche Übungen“, was dem heutigen Turnunterricht entsprach. Drei Jahre später wurde ein Turnplatz beim Schulhaus eingerichtet – ein deutlicher Hinweis auf die wachsende Bedeutung von Bewegung und Sport im schulischen Leben.
Die Lehrerbesoldung in dieser Zeit war bescheiden und bestand nicht nur aus Geld: Die Lehrer erhielten damals 450 Franken im Jahr sowie Naturalien wie Holz und Gartenland. Diese bescheidenen Bedingungen spiegeln die einfache, aber dennoch engagierte Schulsituation der Zeit wider.
Im Jahr 1973 wurde die Schulgemeinschaft mit Herbligen erneut begründet, ein weiterer Schritt in der gemeinsamen Entwicklung der beiden Dörfer.
Eine kleine Gemeinde mit grosser Tradition
Heute zählt Brenzikofen 534 Einwohner und umfasst eine Fläche von 2,2 km², wovon 0,76 km² Waldfläche sind. Der Ort mag klein sein, doch sein Name und seine Geschichte sind ein eindrucksvolles Zeugnis einer tief verwurzelten Tradition, die bis in die Zeit der „Schwertträger“ zurückreicht. Der goldene Löwe im Wappen erinnert uns daran, dass auch kleine Dörfer grosse Geschichten zu erzählen haben.
[i] Quelle: Dorfchronik von Brenzikofen
[i] In einer ersten Version des Artikels war ein falsches Bild publiziert. Dieses wurde inzwischen geändert.