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Stäcketöri Festival: Wahnsinnig oder mutig? Wahnsinnig mutig!

Sie wagen es ein drittes Mal: Nach zwei finanziellen Desastern wollen es die optimistischen Organisator:innen des Stäcketöri Festival – neu ohne Zusatz «Freiluft» – endgültig schaffen. Im Juni legen sie auf der Grossmatt in Zäziwil mit frischem Mut los. Auf dem Programm stehen 22 Bands, darunter Dabu Fantastic und Troubas Kater. Dementsprechend sei das OK guter Dinge, sagt Mit-Organisator und Sprecher Lino Fiechter.

Impressionen vom letztjährigen Festival - mit einem Teil des etwas erschöpften Teams: Irina, Leonie und Lino. Flurin fehlt auf dem Bild. (Alle Fotos: staecketoeri.ch)
Die Sonne zeigte sich nur kurz, Gummistiefel und Regenjacken waren angesagt.
Dancing in the rain...
Trotz Schlammboden: Die Stimmung auf der Grossmatt Zäziwil war gut.
Das Wetter war Grau in Grau, Farben gab's dafür auf und vor der Bühne.

Lino, ihr wagt nach zwei grandios im Minus gelandeten Festivalausgaben eine dritte Ausgabe des Stäcketöri Festivals: Seid ihr wahnsinnig mutig – oder einfach nur wahnsinnig?

 

Lino Fiechter (lacht): Wahrscheinlich «chli beides». Wir sehen einfach, wie viel Freude die Leute haben, wie sie uns unterstützen: Via Crowdfunding «Wemakeit» haben uns an die 800 liebe Menschen finanziell unterstützt, aber auch ihre Begeisterung für das Festival ausgedrückt. Natürlich können wir sie alle jetzt nicht hängenlassen und müssen die versprochenen Belohnungen wie «15 Prozent Rabatt auf dein Ticket» oder «Backstage-Führung mit Apero» auch einhalten. Wir gehen mit der Haltung dran: «Diesmal gelingt es uns besser!»

 

Dennoch, nach zwei Fehlschlägen noch einmal ein solches Risiko: Woher nehmt ihr den Schwung?

Nach der zweiten Ausgabe nehmen wir gleich nochmal so viel Learnings und hilfreiche Feedbacks mit – da wollten wir einfach nicht aufgeben, sondern erst recht durchstarten. Nebst «ein wenig verrückt» sind wir vor allem sehr zielstrebig, und wir haben den Funken in uns, dieses Gefühl, «es muss doch möglich sein!» Wir möchten uns etablieren und mit der Zeit sogar einen Teil des Aufwands decken.

 

Ein grosses Ziel…

Ja, aber es ist nicht unmöglich. Letztes Jahr hatten wir drei Tage Starkregen, was die Chance auf Umsatz deutlich verringerte. Aber im ersten Jahr machten wir sehr viel Umsatz mit Getränken. Wir sind nochmals gründlich über die Zahlen gegangen, und mit dem neuen Budget sollte es jetzt aufgehen: Wir sind vom Umsatz 2024 ausgegangen, also den 300'000 Franken, die wir effektiv eingenommen haben. Damit sparen wir 100'000 Franken gegenüber dem letztjährigen Budget ein, und diese Zahl ist realistisch.

 

Wie ist es denn möglich, so einfach 100'000 Franken einzusparen?

Letztes Jahr haben wir unter anderem die Bühne eindeutig zu gross gedacht: Die Bühne allein kostete um die 30'000 Franken und musste drei Tage lang mit rund 15 Helfer:innen und zwei Bauleitern aufgestellt werden. Dieses Jahr ist die Bühne im Angebot unseres Technikpartners inkludiert. Es wird wieder eine mobile Bühne sein wie im ersten Jahr, nur etwas grösser, und sie wirkt vor allem grösser. Und dennoch kann sie mit deutlich weniger Leuten und in einem halben Tag aufgestellt werden.  

 

Warum geht ihr davon aus, dass es diesmal besser läuft?

Ein neues Festival braucht einen Moment, um sich zu etablieren, und so gesehen lief schon der Start vor zwei Jahren gar nicht schlecht. Ausserdem haben wir jetzt ein noch stärkeres Line-Up, sehr lokal, und wir haben die Acts jeweils speziell für die Zielgruppen auf die drei Tage angepasst.

 

Hättet ihr nicht besser auf ein anderes Datum gesetzt – das Wetter im Juni ist nun mal extrem unsicher?

Doch, das Datum haben wir uns natürlich schon auch überlegt – aber im Sommer sind schon so viele Wochenenden ausgebucht, es finden so viele Festivals statt, und dann kommen auch noch die Sommerferien. Und dann haben wir auch festgestellt: Die Leute haben sich das Datum schon gemerkt, und Bands haben uns gezielt angefragt, ob sie an diesem Wochenende bei uns spielen können. Daher beschlossen wir, dass das Wochenende gesetzt ist, dass wir es nicht mehr ändern wollen.

 

Du sagst, Bands fragen euch an: Ihr könnt sie also trotz dem Regenfiasko vom letzten Jahr für euer Festival gewinnen?

Auf jeden Fall, die Acts waren gar kein Problem! Wir haben einen guten Ruf und man kennt uns in der Szene, vor allem natürlich in der Schweiz. Für die Nebenbühne werden wir sogar von Anfragen derart überhäuft, dass wir kaum nachkommen mit Antworten. Für die grossen Bands gehen jeweils etliche Mails mit den Managements hin und her bezüglich Konditionen, aber dann klappt das gut.  

 

Wie kommt ihr an grosse Bands wie Dabu Fantastic und Troubas Kater?

Wir verhandeln mit den Managements über Budget und Timeslot, und dann läuft das mehr oder weniger problemlos. Wir fangen mit den Headliners an, und wenn dieser Betrag weg ist, rechnen wir weiter und schauen, was noch im Budget liegt. Seit einem Monat steht jetzt das LineUp mit 22 tollen Bands fest.

 

Ihr gebt die Namen nur nach und nach bekannt. Warum?

Wir schalten absichtlich alle zwei Tage einen Namen frei: Wir wollen nicht alles auf einmal bekannt geben, damit alle Bands die gleichen Chancen haben, einzeln angeschaut zu werden. Die Leute sollen nicht nur die Big Shots von Freitag und Samstag anschauen!

 

Ihr dürft die Grossmatt, die Wiese von Daniel Krähenbühl und Silvia Gerber in Zäziwil, auch dieses Jahr wieder benutzen, obwohl sie letztes Jahr in Wasser und Schlamm unterging…

Ja, darüber sind wir enorm froh und dankbar! Wir sind stark im Austausch mit den beiden – wir wissen jetzt alle, was Regen ausrichten könnte. Insgesamt haben wir überlegt, es könne ja nicht mehr so schlimm kommen wie letztes Jahr – aber das weiss man natürlich nie. Im ersten Jahr, als Schönwetter herrschte, konnten nach einer Woche die Kühe wieder auf die Wiese.

 

Die grosse Frage lautet: Was aber, wenn….???

Sollte wieder ein Worst Case Szenario eintreten, müssen wir von Mal zu Mal schauen. Dieses Mal haben wir mit Coop einen starken Sponsor im Rücken. Das stützt sicher, fängt aber nicht alles auf. Zum anderen haben wir beschlossen, den Vorverkauf ein bisschen zu pushen, damit die Leute nicht nur kurzfristig und je nach Wetter kommen: Das erreichen wir mit vergünstigten Early Bird Tickets, so kommen die Besucher:innen  dann auch bei jedem Wetter.

 

Wie ist euch momentan so zumute?

Eigentlich hatten wir gar nie gross Zeit, uns das zu überlegen: Im September, nachdem wir das Minus gedeckt hatten, ging es einfach nahtlos weiter, und wir mussten Sponsoren suchen und die Bands organisieren. Aber jetzt, wo alles gut aufgegleist ist, sind wir sehr positiv gestimmt.

 

[i] Stäcketöri Festival 20. bis 22. Juni 2025, Grossmatt Zäziwil. Dreitagespass zum Early Bird-Tarif: 129 Franken.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 29.01.2025
Geändert: 29.01.2025
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