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Strompreise: Worb muss noch einkaufen

Nicht nur auf die Richiger:innen kommt ein Strompreis-Schock zu. Die Einwohnergemeinde Worb hat für nächstes Jahr noch nicht allen Strom eingekauft. Gemeindepräsident Niklaus Gfeller hofft, dass die Preise bis Ende Jahr sinken.

Der Worber Ortsteil Richigen ist das Schweizer Dorf, in dem die Strompreise nächstes Jahr am meisten steigen. Fast 180 Prozent mehr müssen die Richiger:innen 2023 bezahlen. Für eine vierköpfige Familie sind das Mehrkosten von über 2000 Franken, auch der Gasthof Rössli und die Bauernhöfe sind stark betroffen (BERN-OST berichtete). Die restlichen Worber:innen haben mehr Glück: Da sie der Grundversorgung der BKW angeschlossen sind, steigen die Strompreise nur minimal.

 

"Die Richiger wollen das so"

"Die aktuelle Situation der Licht- und Kraftgenossenschaft Richigen tut mir äusserst leid. Ich hoffe sehr, dass die Genossenschaft möglichst bald wieder Strom zu attraktiveren Preisen liefern kann", sagt der Worber Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP). Die Gemeinde sei weder verantwortlich für die Misere noch sehe er Handlungsbedarf. "Ich kann den Richiger:innen nicht vorschreiben, wo sie ihren Strom beziehen." Auch sei er bis jetzt weder von der Genossenschaft noch von Richiger Betrieben um Hilfe angegangen worden.

 

Dass sich der Gemeindepräsident zurückhaltend äussert, mag auch damit zusammenhängen, dass Worb ebenfalls vor einem Problem steht. Die Gemeinde selber ist nämlich nur teilweise der BKW-Grundversorgung angeschlossen.

 

40 Prozent vom freien Markt

Pro Jahr verbraucht die Gemeinde für Verwaltungsgebäude, Schulhäuser, Strassenbeleuchtung sowie Wasser und Abwasser rund 918 Megawattstunden Strom. 40 Prozent davon bezieht die Gemeinde seit 2016 auf dem freien Markt, so wie das auch grosse Privatunternehmen oft tun. Diesen Strom hat die Gemeinde für nächstes Jahr noch nicht eingekauft. Damit gehört sie zu den Leidtragenden des aktuellen Preisschocks. 2021 hatte sie für diesen Strom durchschnittlich 21,5 Rappen pro Kilowattstunde bezahlt, total gegen 80'000 Franken. 

 

"Wir beobachten die Entwicklung"

Ende August 2022  lag der Preis bei 105 Rappen. "Da hatten die Preise keinen Bezug mehr zu Realität. In dieser Situation lohnt es sich, zu warten." Tatsächlich liegt der Strompreis an der Börse heute (Stand 13. September) wieder bei knapp 53 Rappen. "Wir beobachten die Entwicklung des Strompreises schon seit längerem ganz genau. Wir sind zuversichtlich, dass wir schliesslich Strom zu einem vernünftigen Preis einkaufen können.", so Gfeller.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 14.09.2022
Geändert: 14.09.2022
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