Trauer, Mut und Aufbruch: Alex Kunz führt das Werk seines Vaters weiter
Seit sein Vater Thomas Kunz gemeinsam mit Daniel Hess die Carrosserie Hess & Kunz gegründet hatte, ging Alex Kunz dort ein und aus. «Ich habe Benzin im Blut», meint Alex Kunz. Heute sitzt er im Büro des Betriebs und schreibt Offerten und Rechnungen – so geplant war das eigentlich nicht.
Erst 2021 übernahm sein Vater als Alleineigentümer. «Nur zwei Jahre später erhielt er die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs», erzählt Alex Kunz. Er war oft bei seinem Vater, unterstützte ihn und erlebte die Krankheit hautnah. «Zuerst kam die Chemotherapie, anschliessend hatte mein Vater eine grosse Operation.» Ab da sei nichts mehr so gewesen, wie es einmal war: Die Kräfte liessen nach, das Gewicht sank. «Auf einmal wog er keine 50 Kilo mehr», erinnert sich Alex Kunz.
Der Kampf gegen die Krankheit
Da er selbst viele Jahre Erfahrung mit Bodybuilding hat, habe er sich auch intensiv mit der Ernährung auseinandergesetzt. «Mein Vater hat dies immer etwas belächelt und mir gesagt, ich soll essen, was ich möchte, und das Leben geniessen», schmunzelt Kunz. Für ihn war es aber schon immer eine grosse Leidenschaft. «Ich versuchte, ihm wichtige Nährstoffe schmackhaft zu machen, um seinen Körper zu stärken», sagt Kunz.
Als Alex Kunz im August vergangenen Jahres seinen Vater im Spital besuchen wollte, ging es ihm schlechter. «Ich konnte ihn bis zu seinem letzten Atemzug begleiten», erklärt Alex Kunz.
Das Lebenswerk weiterführen
Nach dem Tod seines Vaters übernahm zunächst eine langjährige Mitarbeiterin die Geschäftsleitung. «Es gab jedoch diverse Unstimmigkeiten, sodass meine Schwester und ich als Gesellschafter beschlossen, das Lebenswerk unseres Vaters in unsere alleinige Verantwortung zu nehmen», sagt Kunz. Daraufhin übernahm Alex Kunz schließlich selbst die Funktion – zunächst aus der Not heraus, später aus Überzeugung. «Der Standort ist super und das Geschäft läuft. Ich wäre blöd, wenn ich es abgegeben hätte», meint Kunz.
«Dem Büro ist es egal, welche Ausbildung ich habe. Die Grundkenntnisse habe ich, und den Rest lerne ich im Alltag.» Da er selbst gelernter Automobil- Mechatroniker ist und viel bei seinem Vater in der Carrosserie war, sei er vertraut mit der Materie. «Ich half schon länger mit in der Garage und wollte mich mehr einbringen und auch etwas modernisieren, wogegen sich mein Vater etwas sträubte», erklärt Kunz. Deshalb stieg er erst nach dessen Tod ganz ein.
«Ich habe nie gedacht, dass ich mal im Büro arbeite», sagt der Geschäftsführer lachend. Zuvor sammelte Kunz Erfahrungen in den unterschiedlichsten Berufen – vom Gärtner über Ingenieur bis hin zum Betreuer. Als eine neue Lösung für das Geschäft gesucht wurde, war für ihn sofort klar, dass er es übernimmt: «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir sind voll dran und es funktioniert sehr gut.»
Oldtimer, Farben und Visionen
«Wir» bedeutet in seinem Fall er und sein langjähriger Mitarbeiter Fabio Bürki und Andrea Mejstrik. «Das Kerngeschäft sind die Lackierarbeitenarbeiten», erklärt Kunz. Doch bei ihnen fahren nicht nur Autos durch die Werkstatt: «Alles, was man irgendwie bemalen kann und in die Spritzkabine passt, machen wir. Viele Vespas bekommen bei uns eine neue Farbe. Zudem hatten wir schon Öfen, Töfflis, Velos, aber auch Briefkästen und sogar einmal ein Kleinflugzeug bei uns.»
Aktuell seien die meisten Aufträge Versicherungsfälle, doch Alex Kunz hat eine klare Vision für die Zukunft: «Oldtimer sind meine Leidenschaft. Ich möchte uns unter anderem auf das Restaurieren von Oldtimern professionalisieren.» Zurzeit sei er sich aber noch mit dem Büro am Anfreunden und plane kleinere Veränderungen: Einige Abläufe sollen digitalisiert werden, und ein neues Logo, das sein Vater noch mitentworfen hat, soll eingeführt werden. Es geht also mit vollem Elan und in stetigem Gedenken an Thomas Kunz weiter mit der Hess & Kunz GmbH in Wichtrach!
[i] Hess & Kunz GmbH
 
							