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Urs Schneiter: Handwerker, Musikant, Ur-Oberdiessbacher

Er ist 67 Jahre alt und eigentlich pensioniert. Dennoch steht Urs Peter Schneiter noch fast täglich in seiner Schmitte. Dort übernimmt er Schlosser- und Schmiede-Aufträge, für die sich sonst kaum noch ein Handwerker findet.

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"Es gibt kaum noch Handwerker, die das alles flicken", sagt Urs Schneiter, der noch fast täglich in seiner Schmitte an der Krankenhausstrasse in Oberdiessbach steht. (Fotos: Tobias Kühn)
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Schneiter repariert zum Beispiel Gartenwerkzeuge...
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...oder übernimmt kleine Aufträge, wie das Anpassen der Halter für die Graniumkistli.
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Vor der Schmitte an der Krankenhausstrasse 1 stehen Metallteile, Kunstobjekte, ein abholbereiter Kleinauftrag. Drinnen zeigt Urs Schneiter, woran er in diesen Tagen arbeitet: Eine grosse Gartenschere, ein Ofentöri oder eine Glocke gilt es zu reparieren. Dann hält er den Plan eines Balkongeländers in den Händen, für das er die Halter der Graniumkistli anpassen soll. Und hier: eine Skizze, wie sich jemand die Metallbögen für seinen Garten vorstellt.

Jede Woche etwas anderes

"Es gibt kaum noch Handwerker, die das alles flicken", sagt der Oberdiessbacher, der, wenn jemand mit einer Skizze und Ideen zu ihm kommt, versucht zu helfen, zu reparieren und seine Erfahrung umzusetzen. So mache er, im Vergleich zu einem Bäcker, jede Woche etwas anderes.

In Oberdiessbach aufgewachsen, hat Urs Schneiter seine Lehre als Industrieschlosser bei Contrafeu in Münsingen absolviert. Sein Vater, auch er Schlosser, betrieb die Firma Schneiter und Stauffer an der Haubenstrasse. Urs Schneiter jedoch wechselte nach einigen Jahren bei Contrafeu in den Betrieb seines Onkels Paul Kupferschmied, den er im Jahr 2008 schliesslich erbte.

„Man ist heute nicht mehr ein Leben lang im gleichen Betrieb"

Die Firma hatte einst vier Mitarbeiter und erledigte Aufträge für Swisscom und BKW. Früher wurden an der Krankenhausgasse auch Pferde beschlagen. Heute ist es allerdings ruhig im 1937 erbauten Gebäude. "Die Maschinen sind veraltet und nicht mehr SUVA-konform", sagt Schneiter.

So sieht sich der 67-jährige bezüglich Nachfolger im Dilemma: Einerseits sei der Betrieb seine Altersvorsorge, andererseits müsste ein Nachfolger investieren, um ihn weiterbetreiben zu können. Sowieso: "Es ist für Handwerker heute schwierig, Nachfolger zu finden. Man ist nicht mehr ein Leben lang im gleichen Betrieb." Hie und da arbeiten Künstler in Schneiters Schmitte. Und für den Frauenverein hat er auch schon Schweisskurse gegeben.

Musikant, Schütze und Brunnenmeister

Selbst ist Urs Schneiter ebenfalls im Dorfleben aktiv. Bei der Brass Band Oberdiessbach spielt er Kornett und für die Schützen ist er seit rund 20 Jahren Kassier im Amtsvorstand. Als Brunnenmeister ist Schneiter ausserdem dafür verantwortlich, dass die 21 Brünnen im Dorf immer genug Wasser führen.

Wie schätzt der Ur-Oberdiessbacher die Entwicklung seines Dorfes ein? "Wir sind schon ein bisschen eine Schlafgemeinde geworden", findet er. Kulturelle Anlässe im Dorf hätten oft nur wenige Besucher. Und für die Vereine sei es schwierig geworden, Nachwuchs zu finden.

"Manchmal wird fast zu viel verändert"

Müsste man in Oberdiessbach also etwas verändern? Nicht unbedingt: "Manchmal wird fast zu viel verändert", findet Urs Schneiter. Viele Dorfvereine machen es auch gut, sagt er. Auf die Jungen hätte man immer geschaut und der Fussballplatz zum Beispiel, werde gut genutzt.

Autor:in
Tobias Kühn, tobias.kuehn@bern-ost.ch
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Erstellt: 07.04.2017
Geändert: 07.04.2017
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