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Das Jubiläum muss warten: Die Utzigen-Chilbi wäre dieses Wochenende zehn geworden

Diesen Freitag und Samstag wäre eine der legendärsten Sausen der Region gestiegen: Ausgerechnet die 10. Ausgabe der Utzigen-Chilbi musste wegen des Coronavirus abgesagt werden. Ein guter Grund, diejenigen zu würdigen, die dahinterstecken.

Gute Stimmung garantiert: Die Utzigen Chilbi ist nicht nur deswegen legendär. (Bilder zvg)
Aktivitäten rund ums Jahr: Mit den Einnahmen der Chilbi unternehmen die "Landjügeler" zum Beispiel Wanderungen...
...oder gehen Skifahren.
"Ich bin Feuer und Flamme für die Landjugi": Sonja Wegmüller (21) aus Boll ist aus vollem Herzen Präsidentin ihres Vereins.
Bekannt für die gute Küche: Die Festbesuchenden freuen sich immer auch auf die von den "Landjügelern" selbst zubereiteten Köstlichkeiten in der Festwirtschaft.
Damit die Party läuft braucht es alle: Ob im Service,...
...bei der Verkehrsregelung...
...oder hinter der Bar – an der Utzigen Chilbi stehen die 80 Mitglieder der Landjugend Worblental in vollem Einsatz.

"Ich bin einfach wahnsinnig gerne in der Landjugend Worblental", sagt Vereinspräsidentin Sonja Wegmüller (21), deren Enthusiasmus und Leidenschaft für die "Landjugi" in jedem Satz, den sie darüber sagt, spürbar sind. Seit eineinhalb Jahren ist sie Präsidentin der Worblentaler Gruppe mit rund achtzig Mitgliedern im Alter von 16 bis 30 Jahren, die jährlich die Utzigen-Chilbi durchführt. Die Chilbi ist die Haupteinnahmequelle des Vereins, der mit den Einkünften rund ums Jahr Freizeitaktivitäten für seine rund achtzig Mitglieder finanziert.

 

"Unser Ziel ist es, junge Leute aus der Region hereinzuholen, um zusammen eine gute Zeit zu haben", fasst es Sonja zusammen. Ein siebenköpfiger Vorstand stellt ein vielseitiges Jahresprogramm zusammen, in dem auch Anlässe anderer Landjugis und des Dachverbands, der Schweizerischen Landjugendvereinigung SLJV, enthalten sind. "Wir gehen zum Beispiel gemeinsam baden, bräteln oder 'Aarebötle'. Manchmal ist es auch etwas Spezielleres wie Airboarden", beschreibt die Büroassistentin Kommunikation, welche seit 2014 in der Landjugend Worblental und seit 2015 in deren Vorstand ist. In Utzigen gibt es zudem einen Clubraum für Treffen oder Kinoabende.

 

"Wir wollen etwas zurückgeben"

Und dann ist da eben die Utzigen-Chilbi – der Höhepunkt des Jahresprogramms. "Wir möchten dem Dorf und der Region damit etwas zurückgeben", sagt Sonja Wegmüller. Die Landjugi habe es gut im Dorf, mit den Fest-Lieferanten aus der Region und der Bauernfamilie Streit, auf deren Hof neben dem Pflegeheim Utzigen die Chilbi jeweils stattfindet.

 

Entstanden ist sie vor zehn Jahren aus der Worber Chilbi, und sie war laut Sonja von Anfang an erfolgreich. "Sie ist legendär", bestätigt Sonja. "Die Chilbi ist unheimlich toll und alle sind wahnsinnig motiviert."

 

Ein Fest für alle

Das leidenschaftliche Engagement der Vereinsmitglieder ist einer der Gründe, warum die Chilbi so beliebt ist. Dazu kommt, dass es ein Fest fürs ganze Dorf und für Jung und Alt sei, wie Sonja beschreibt. Viele Leute kämen immer wieder, auch von weiter her, um an der Chilbi ihre Freunde und Bekannten wieder zu treffen.

 

"Die Leute machen es aus. Sie bringen die gute Stimmung mit. Sie wissen, dass es ein gutes Fest ist und freuen sich darauf", sagt Sonja. Auch viele ehemalige "Landjügeler", wie zum Beispiel ihre eigenen Eltern, kämen nach Utzigen ans Fest, berichtet sie. Ausserdem würden an der Chilbi Fotos aufgehängt und man erzähle einander von den Vereinsanlässen. "Das hat man sonst im Ausgang nicht", sagt Sonja. Wichtig sei auch, dass man das Festgelände nicht nur mit dem Auto erreiche, sondern auch zu Fuss oder mit dem Zug und dem zur Verfügung stehenden Shuttlebus.

 

"Chiubi-Täsche" und Bierschwemme: Schlemmen gehört dazu

Die Leute kämen aber auch wegen des guten Essens, sagt Sonja Wegmüller. "Für unsere Festwirtschaft kochen wir von der Landjugend selber. Speziell bekannt ist die 'Chiubi-Täsche', ein Fladenbrot mit Fleisch und Sosse, ähnlich einem Kebab", sagt sie. Besonders beliebt bei Büezern aus der Nähe ist zudem die Bierschwemme am Freitagabend. "Sie kommen jeweils in den Werktagskleidern, um ihr Feierabendbier an der Chilbi zu trinken", sagt Sonja. Auch das sei das Schöne an der Utzigen-Chilbi und der Landjugend: "Wir sind sehr offen und jeder und jede wird so genommen, wie er oder sie ist."

 

Dazu kommt noch die Musik – meistens immer dieselben Bands und DJs ­–, welche in Festwirtschafts- und Barhalle die Geschmäcker von Jung und Alt treffen und zum Tanzen einladen.

 

Nach dem Fest ist vor dem Fest

Damit all das am Freitag- und Samstagabend läuft, stehen an der Chilbi jeweils nahezu alle Mitglieder der Landjugend Worblental in halbabendlichen Schichten im Einsatz. Davor und danach ist aber ein eigenständiges siebenköpfiges Fest-OK mit der Organisation, dem Auf- und Abbau beschäftigt. "Zwei Monate nach der Chilbi fängt die Planung für das nächste Jahr jeweils an", sagt Sonja.

 

Sie seien eine der wenigen Landjugis, die extra ein OK für das Fest habe. Vereinsvorstand und Fest-OK überschnitten sich dazu nur im Fall von zwei Personen: sinnvollerweise der Kassierin und einem Beisitzer, der besonders engagiert sei. Darauf ist Sonja Wegmüller stolz: "Bei uns dürfen neben dem Vorstand auch andere kreativ sein. Es ist schön, dass alle die wollen, etwas machen können." Dabei dürfe man ausprobieren und auch Fehler machen.

 

"Die Vorfreude auf 2021 ist umso grösser"

Bei soviel Herzblut schmerzt die diesjährige Absage ausgerechnet der Jubiläums-Chilbi besonders. "Es ist sehr, sehr schade", sagt Sonja. Aber man habe es kommen sehen, und da auch andere grosse Anlässe abgesagt worden seien, sei das Verständnis für den frühen Entscheid der Landjugend Worblental da. "Wir schauen aufs nächste Jahr: Die zehnte Chilbi ist es auch dann noch und die Vorfreude darauf darum umso grösser", sagt Sonja.

 

Finanziell sei die Absage durchaus einschneidend, jedoch hätte die Landjugend Worblental unter anderem durch die Mitgliederbeiträge und weil die Chilbi so gut laufe finanzielle Reserven. "Wir können aber eventuell weniger an die Anlässe unter dem Jahr bezahlen als sonst, aber viele davon werden jetzt sowieso nicht stattfinden. Zudem hätten viele Auslagen für die Chilbi rechtzeitig storniert werden können. Die Flyer seien allerdings gedruckt gewesen und auch der Jubiläums-Schnupftabak schon da, sagt Sonja. "Aber der wird nicht schlecht, höchstens stärker."

 

[i] Zur Webseite der Landjugend Worblental


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 18.04.2020
Geändert: 18.04.2020
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