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Vechigen: Die Gemeinde bietet neu ein Arbeitstraining

Wer in den ersten Arbeitsmarkt einsteigen – oder wiedereinsteigen möchte, braucht genügend Selbstwert. Und eine Referenz. Beides kann bei einem drei- bis sechsmonatigen Arbeitstraining erworben werden. Ein guter Grund für die Gemeinde Vechigen, sich als Einsatzbetrieb für ein solches Training zur Verfügung zu stellen.

Der Sozialdienst Vechigen ist neu Einsatzbetrieb für einen Arbeitsversuch, der von der IV finanziert wird. (Foto: Google Street View)

In den Büros des Sozialdienstes Vechigen ist ein neuer Mitarbeiter anzutreffen. Das Besondere: Dieser Mitarbeiter absolviert ein Arbeitstraining der Gewa, einer Stiftung für berufliche Integration*. Das wiederum bedeutet, dass das zusätzliche Pensum nicht von der Gemeinde finanziert wird, sondern von der Invalidenversicherung IV.

 

Ressourcen stärken und Referenz sammeln

Arbeitstrainings gehören zu den beruflichen Wiedereingliederungsmassnahmen der IV. Ziel solcher Arbeitsversuche sei es, einerseits «die Ressourcen einer Person und die Eignung zu ermitteln», schreibt der Gemeinderat Vechigen in seinen Mitteilungen. Andererseits könne damit «der Selbstwert der Person gesteigert und eine Referenz im ersten Arbeitsmarkt gesammelt werden».

 

Die Gemeinde Vechigen, so beschloss deshalb der Gemeinderat an der März-Sitzung, wolle sich als Einsatzbetrieb für ein solches Arbeitstraining zur Verfügung stellen. Gemeindepräsidentin Sibylle Schwegler-Messerli begrüsst diesen Entscheid: «So können wir jemandem diese Chance geben», sagt sie. «Eine gelungene Integration wäre wunderbar.»

 

Der Einsatz an sich ist ein grosser Schritt

Aber das sei jetzt ein wenig vorgegriffen, bremst sie ab: Es sei einmal ein erster Versuch. Und ein solcher Einsatz, das hat sie bereits an einer früheren Arbeitsstelle miterlebt, fordert von allen Seiten Akzeptanz: «Wir können von dieser Person nicht erwarten, dass sie zu hundert Prozent leisten kann – der Einsatz an sich ist für sie schon ein grosser Schritt.»

 

Immerhin, die Voraussetzungen dafür, dass der Versuch gelingen kann, seien gegeben, sagt sie: «Die Idee kam via Ressort Soziales in den Gemeinderat, und alle stehen dahinter.» Das ist wichtig, bei einem Arbeitstraining müssen die Mitarbeiter:innen mitmachen und tragen helfen.

 

Unterstützung von der Gewa

Allerdings werden sie nicht auf sich selbst gestellt sein, sie werden bei dieser Aufgabe von der Gewa unterstützt: Kernanliegen der Gewa ist es, Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

 

Die Gewa sei keine unbekannte Grösse in der Gemeinde, sagt Sibylle Schwegler-Messerli: «Wir kennen einander bereits, und wir haben Vertrauen in ihre Arbeit.» Sie ist gespannt, wie sich der erste Versuch entwickelt. Ein Arbeitstraining sei auf maximal sechs Monate angelegt. «Allenfalls soll später einmal auch in anderen Bereichen als dem Sozialdienst ein Arbeitsversuch angeboten werden.»

 

Ausserdem: Themen Spezial-Sekundarschule…

Ausserdem musste der Gemeinderat den Vertrag mit der Gemeinde Bolligen betreffend den Besuch der Spezial-Sekundarschule genehmigen: Die Gemeinde Bolligen wird ab 1. August 2024 auswärtige Schüler:innen nicht mehr subventionieren.

 

Das bedeutet, dass für die Gemeinde Vechigen künftig jährliche Mehrkosten von 3'096 Franken pro Schüler:in entstehen. Dennoch teilt der Gemeinderat mit, er sei «weiterhin überzeugt, mit der Spez.-Sek. in Bolligen ein qualitativ hochstehendes Angebot zur Verfügung stellen zu können».

 

… und Tagesschule

Im März hat der Gemeinderat zudem die Verordnung und das Betriebskonzept der Tagesschule aktualisiert: Es war seit der Eröffnung im August 2010 nicht mehr aktualisiert worden. «Nach mehr als zehn Jahren war es nötig, einmal alles zu überarbeiten», erklärt Gemeindepräsidentin Schwegler-Messerli.

 

* Die Gewa ist ein sozialwirtschaftliches Unternehmen. Die Abkürzung GEWA steht für «GEmeinsam WAgen». Kernanliegen des Unternehmens ist es, Menschen mit psychischen Herausforderungen so zu befähigen, dass sie ihren Platz in der Arbeitswelt (wieder) finden. 


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 22.04.2024
Geändert: 22.04.2024
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