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Vechigen: Wird das Schulhaus aus dem Dornröschenschlaf geweckt?

Das Schulhaus Vechigen soll ab Sommer 2024 vermietet werden. Interessiert ist die Wohnschule Dentenberg. Bevor sie die Schulräume übernimmt, müssen sie dringend saniert werden. Da die Arbeiten die Millionengrenze übersteigen, muss das Stimmvolk am 21. April darüber abstimmen. Jetzt drücken Gemeinderat und Wohnschule die Daumen.

Gemeinderätin Nadia Lützelschwab: «Idyllische und geeignete Lage.» (Foto: Archiv BERN-OST/vechigen.ch)

Die Stiftung Brünnen baut ihr Angebot aus und wird eine Lernoase für Kinder mit besonderen Bedürfnissen eröffnen. Der passende Ort wäre gefunden: Das alte Schulhaus Vechigen, ideal gelegen und mit geeigneten Räumen. Geplant wäre ein Einzug bereits zum Schulbeginn nach den Sommerferien.

 

Umbau für 1,2 Millionen Franken

Bevor die neuen Schüler:innen einziehen können, ist allerdings ein Umbau notwendig. Der Umbau ist unbestritten: «Wir haben seit 2012 nur noch das Allernötigste am Schulhaus gemacht, jetzt sind die Sanitäranlagen und andere Bereiche dringend sanierungsbedürftig», erklärt Gemeindepräsidentin Sibylle Schwegler-Messerli.

 

Insgesamt wird der Umbau 1,2 Millionen Franken kosten, so dass das Geschäft diesen Sonntag an die Urne kommt.

 

Gemeinde wollte das Schulhaus nicht verkaufen

Die Gemeinde müsse sich aber so oder so um das Haus und den Unterhalt kümmern, erklärt Sibylle Schwegler-Messerli. «Einen Verkauf hatte die Bevölkerung vor drei Jahren knapp abgelehnt.»

 

Ursprünglich stand dann die Idee im Raum, das Haus zur freien Nutzung zu öffnen: Von der Lage her und dank den Parkplätzen wäre es für Anlässe jeglicher Art geeignet. «Dieses Angebot wurde aber kaum genutzt», sagt die Gemeindepräsidentin und klingt ein bisschen überrascht.

 

Bisher kein Widerstand

Dafür regte sich aber jetzt auch kein Widerstand gegen die geplante Vermietung, wie sich an einer Informationsveranstaltung im Februar erwies: Die Anwesenden hätten sich interessiert und offen gezeigt, sagt Sibylle Schwegler-Messerli.

 

Auch von Seiten der Gemeinde sieht alles positiv aus: «In der Stiftung Brünnen, die bereits die in der Gemeinde Vechigen ansässige Wohnschule auf dem Dentenberg betreibt, konnte ein idealer und verlässlicher Partner gefunden werden, der an einer längerfristigen Miete der Schulräume interessiert ist», schreibt die Gemeinde in der Abstimmungsbotschaft.  

 

«Idyllische und besonders geeignete Lage»

Die Anlage bilde zusammen mit dem ehemaligen alten Schulhaus «ein Ensemble an idyllischer und für den Schulunterricht besonders geeigneten Lage», ergänzt Nadia Lützelschwab, Gemeinderätin und Ressortleiterin Bau, auf Anfrage. Der bauliche und historische Wert des Gebäudes sei klar dokumentiert: «Es ist im Inventar der kantonalen Denkmalpflege als erhaltenswert aufgeführt.»

 

Daniel Häberli, Präsident der Stiftung Brünnen, freut sich, dass die Stiftung Brünnen mit einem neuen Angebot voraussichtlich in das «schöne alte Schulhaus Vechigen» ziehen kann: «Das Gebäude verfügt über alles Nötige für den Schulbetrieb von drei Klassen des Zyklus 1, also für 4- bis 8-jährige Kinder.» Sinnvoll sei auch die räumliche Nähe zur Wohnschule Dentenberg, die seit 1969 auf Gemeindeboden steht.

 

Kompetenzen fördern

«Schön, dass eine Stiftung von hier einziehen will», freut sich auch Gemeindepräsidentin Sibylle Schwegler-Messerli. «Wir von der Gemeinde und die Wohnschule Dentenberg kennen einander ja schon.» Einziehen soll eine «erweiterte besondere Volksschule».

 

Dabei handelt es sich um Schüler:innen vom Kindergarten bis zur 2. Klasse, die im Verhaltensbereich «einen spezifischen Bedarf haben, aber auch über grosses Potenzial verfügen», wie es Daniel Häberli beschreibt:» Ziel sei es, ihre Kompetenzen so zu fördern, dass sie erfolgreich in die Regelschule integriert werden können.

 

Miete für zehn Jahre oder länger

Geplant ist ein Mietvertrag auf zehn Jahre mit einer Option auf Verlängerung jeweils um fünf Jahre. Der Mietzins von 124'000 Franken pro Jahr wird für die zehnjährige Mietdauer fix.

 

Das deckt die Kosten der Grundmiete, die Amortisation der wertvermehrenden Investitionen und die Kapitalverzinsung über die gesamte Mietdauer. Dafür kann das Schulhaus mitten im Dorf erhalten werden.

 

Ohne das Schulhaus fehlt Platz für Klassen

Daniel Häberli wird jedenfalls fest die Daumen drücken: «Die Stiftung Brünnen kann ohne die Eröffnung des Standortes Lernoase Vechigen keine zusätzlichen Schülerinnen und Schüler aufnehmen.» Das wiederum bedeutet, dass Schulplätze für das besondere Volksschulangebot im Kanton Bern fehlen würden: «Einen Plan B seitens der Stiftung gibt es nicht!»

 

Auch Gemeindepräsidentin Sibylle Schwegler-Messerli hofft auf ein Ja an der Urnenabstimmung vom 21. April: «Ich freue mich, wenn das Schulhaus nach fast drei Jahren wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt und mit Leben gefüllt wird.»

 

Ausserdem: Sanierung Wuhlstrasse

Am Abstimmungssonntag kommt auch aus, ob die Sanierung Siedlungsentwässerung und Erneuerung der gemeindeeigenen Wuhlstrasse durchgeführt werden können: Auch dieses Geschäft kommt an die Urne. Und sowohl Entwässerung als auch Strassenbau gaben bereits zu reden.

 

Laut Sibylle Schwegler-Messerli kamen am Infoanlass unterschiedliche Rückmeldungen: Teils sorgten sich Anwohner:innen, wie sie wohl in dieser Zeit Zugang zu ihren Liegenschaften  haben werden. Andere Personen gaben ihrerseits Anregungen ein.

 

Beides sei willkommen, sagt die Gemeindepräsidentin: «Ich freue mich, wenn die Leute aus unserer Gemeinde rege am politischen Geschehen teilnehmen und sich einbringen.»

 

[i] Wohnschule Dentenberg: Die über 140 Jahre alte Stiftung Brünnen, 1880 von Emilie Bitzius in ihrem Testament ins Leben gerufen, unterstützt den Kanton Bern in der ganzheitlichen Förderung und Schulung von Kindern und Jugendlichen mit Lern- und Verhaltensbeeinträchtigungen. Diese Tätigkeit dient der Entlastung des Kantons Bern und seiner Gemeinden. Seit 1969 ist sie auf dem Dentenberg in Vechigen ansässig und bietet Unterkunft und Bildung für 20 Internats- und 16 Tagesschüler:innen.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.04.2024
Geändert: 17.04.2024
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